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Opern- & Konzertkritik Berlin

~ Klassik-Blog für Konzertberichte und Opernkritiken aus Berlin

Opern- & Konzertkritik Berlin

Kategorien-Archiv: Adam Kutny

Soddy, Bieito & Co: Neues vom Schwanenritter

25 Donnerstag Apr 2024

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Klaus-Florian Vogt, Vida Miknevičiūtė

≈ 11 Kommentare

Lang ist es her. Die Inszenierung von Calixto Bieito gefiel mir bei der Streamingpremiere 2020. Jetzt verärgert sie. Es gibt gutes Regietheater (Castorfs Forza an der DO, trotz Indio-Rezitat) und schlechtes Regietheater. Dies ist schlechtes. Hat der Brug also recht gehabt.

Hier kommt tatsächlich alles zusammen, die fantasielos nackte Bühne, das blendende Neonlicht, die Requisitenläpperei (der Blumentopf), das Hochhalten von beschrifteten Plakaten (das war vor 2000 richtig geil, bei Neuenfels), die Zappelattacken des Chors, die Videos. Aber es läuft wenig zusammen. Was bei Tscherniakows Ring gewitzt wirkt, nämlich das Ignorieren von Librettoanweisungen, wirkt beim neuen Staatsopern-Lohengrin ärmlich.

 Vida Miknevičiūtė, Klaus Florian Vogt, Lohengrin, Berlin

Sogar bei Hochzeitsmarsch mitsamt Brautjungfern lässt man den Vorhang unten, denn Sarah Derendinger präsentiert mit toughem Selbstbewusstsein ein Video, auf dem eine Schwarze, hold frei benippelt, einen Schwan gebiert. Dafür sind die Jungfern kaum hörbar. Geradezu deplorabel erscheint die Statik der Personenführung. Der Chor steht. Ortrud sitzt. Lohengrin steht. Dass Bieito das vielschichtiger kann, bewies er im Herbst bei Aida.

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Dvořák Lieder: Skrycka, Queiroz, Kutny

07 Donnerstag Mär 2024

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Adriane Queiroz, Antonín Dvořák

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Zwischen Rusalka-Premiere und Dvořák-9. beim Staatskapellenkonzert lädt die Staatsoper zum Dvořák-Liederabend. Gesungen wird im Apollo gewidmeten Doppelsäulensaal Unter den Linden Berühmtes und weniger Berühmtes aus Dvořáks überaus reichem Liedschaffen. Anders als bei Schubert, Schumann, Brahms, Wolf kennt man die Gedichte nicht. Gesungen wird auf Tschechisch. Das heißt mehr Hören als Verstehen.

Večerní písně (Abendlieder) verteilen sich auf drei Opera, op. 3, op. 9 und op. 31. Es rollen die Melodien, es wiegen die Harmonien, es spannt der Gesang die Flügel. Wie in der Traumschilderung Mně zdálo se žes umřela („Mir träumte, du wärst tot“). Zauberhaft der leichte melodische Fluss von Vy malí, drobní ptáčkové („Ihr kleinen, winzigen Vögel“), einem koketten Allegretto als scherzhafte Liebesklage. Natalia Skryckas Singen kommt aus kantabler Fülle, die volle Mezzostimme wird innig expressiv geführt, die Lieder erhalten je ihr eigenes gestisch-dramatisches „Gesicht“, ihr eigenes Aufblühen und Verlöschen.

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Staatsoper Berlin: Madame Butterfly+Latonia Moore

19 Donnerstag Jan 2023

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Andrés Moreno García, Arttu Kataja, Diego Matheuz, Grigory Shkarupa, Katharina Kammerloher, Latonia Moore, Madama Butterfly, Stefan Pop, Žilvinas Miškinis

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Ich kenne keinen, der sagt: Das ist meine neunte Butterfly.

Man hört heuer in Madama Butterfly die schwarze, statuarische, vokal aufregend dominante Latonia Moore, deren Cio-Cio-San alles Mögliche ist, aber eher keine kindhaft naive 15-Jährige.

Im Duett klingt Moore, als führe sie den Pinkerton in die Liebe ein, und nicht er sie. Latonia Moore war 2021 bei OperaWire eine der elf prägenden Sänger des Jahres (zusammen u.a. mit Kaufmann, Grigorian, Radvanovsky). Da mischt sich feiner Lyrismus mit brodelnden Emotionen – definitiv keine piccola Dea della luna, keine „kleine Göttin des Mondes“, wie Butterfly sich selbst anmutig charakterisiert. Farbe und Ausdruck ihres Singens könnte Moore mehr auf den Text beziehen, insgesamt genauer singen. Un bel dì? Klangschwer im ersten Teil, Spinto-froh im zweiten (per non morir). Man hört die intensive Karriere: Bändigung des Piano, Einschwingen des Tons, Tonhöhensicherheit sind supoptimal. Sie muss eine bravouröse Aida sein.

Als Cio-Cio-San im 3. Akt die Wahrheit erkennt, denke ich einen Moment, Moore könnte Sharpless und Suzuki in einem Wutanfall zu Kleinholz schlagen.

Madama Butterfly Latonia Moore Berlin Staatsoper Matheuz
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Calixto Bieitos Lohengrin Staatsoper Berlin

06 Freitag Mai 2022

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Andreas Schager, Calixto Bieito, Grigory Shkarupa, Martin Gantner, Matthias Pintscher, Roberto Alagna, Vida Miknevičiūtė

≈ 11 Kommentare

Es stimmt schon, dass dieser neue Berliner Lohengrin angezählt ist. Im ungemütlichen Berliner Dezember 2020 sang Roberto Alagna bei der Streampremiere seinen allerersten Lohengrin und erntete Kritik und Häme (das böse Wort vom „singenden Pizzabäcker“). Calixto Bieitos Inszenierung war allem Online-Augenschein auch nicht dazu angetan, Wagnerianer zu freudigen Hojotoho-Rufe zu verleiten.

Zu viel uninspiriertes Regietheater, eine große neonerleuchtete schwarze Leere, ein variabel versetzbares Stahlgestell, Bürostühle (Bühne Rebecca Ringst). Dazu ein paar freche Videofilme (talentiert: Sarah Derendinger). Fehlte noch der Faltpapierschwan, fertig war die neue Schwanenoper.

Und nun? Nun, 16 Monate später, sieht und hört man differenzierter.

Wieder heißt der Linden-Schwanenritter Roberto Alagna. Er spielt gut. Er singt gut. Klangmischungen, Ausdruck und Phrasierung sind außergewöhnlich, wenn man akzeptiert, dass man die gealterte Stimme eines fast Sechzigjährigen hört. Die Verblendung der Register beeindruckt. Alagnas Deutsch ist OK. Das süße Lied hat den scheuen Zauber des Anfangs, In fernem Land bringt utopische Lyrik und chevalereskes Pathos zusammen (die Spitzentöne sitzen schlecht). Bei aller Brüchigkeit der Stimme ist das sehr beeindruckend. Der Mann formt jede Silbe, jede Phrase, und ich höre gebannt die immense musikalische Erfahrung eines Bühnenlebens mit. Ja, da ist etwas Italienisches in diesem Lohengrin (Aufnahme von Borgatti bei den Kommentaren). Erlesen könnte man ohne jede Ironie Alagnas Kunst der Bühnengestik nennen. Das ist schon eine andere Schule der Bühnendarstellung wie bei Seiffert an der DO, der auch vokal ganz andere Wagnermeriten ins Feld führt.

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Bartlett Shers zahmer Rigoletto und schöner Nebenrollen-Verdi-Gesang

06 Sonntag Mär 2022

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Carles Pachon, Christopher Maltman, Clara Nadeshdin, Ema Nikolovska, Erin Morley, Ivan Repušić, Marina Prudenskaya, Spencer Britten

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Das ist aber mal eine mausegraue Rigoletto-Wiederaufnahme. Zumindest musikalisch. Erinnert sich in Berlin noch jemand? Vor der Pandemie sangen Sierra (berührend) und Garifullina (brillant) die Gilda und Fabiano (schneidig) und Demuro (elegant) den Herzog. Heute heißen die Kräfte Pirgu und Morley, er der Tenor-Mann fürs Verdi-Grobe, sie ein allzu blasses Verdi-Mädl, das ein paar schöne Momente hat. Wenigstens Repušić am Pult sorgt für melodramma-Feuer.

Wie war das noch mal mit Bartlett Shers zahmer, in Rot-Blau-Gold gehaltener Rigoletto-Vergegenwärtigung? Die schiebt die intimen Innenräume hin und her (Rigolettos Haus, Mörderspelunke), während sich in der Art-Deco-Festhalle die galauniformierten Höflinge tummeln. Die Typen vom Sicherheitsdienst (Breeches und Reitstiefel, beides in Schwarz) mimen die unverzichtbaren Bühnen-Nazis. Letztendlich flott konventionell spult also der gutgeölte Gang der Handlung ab. Ansehnlich sind indes die Kickboxing-Tritte von Gilda gegen ihre Entführer, Nadine Sierra hatte die 1a drauf.

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Staatsoper Berlin: Premiere Fanciulla del West

14 Montag Jun 2021

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Andrés Moreno García, Anja Kampe, Antonio Pappano, David Oštrek, Grigory Shkarupa, Jan Martiník, Marcelo Álvarez, Michael Volle, Siyabonga Maqungos, Žilvinas Miškinis

≈ 43 Kommentare

Kaum zu glauben, aber wahr. La Fanciulla del West erlebt ihre überhaupt erste Aufführung Unter den Linden. In der DDR war den Kultur-Granden die Oper vermutlich zu Klischee-mäßig westig. Danach lag der Barenboim-Fokus auf deutschem Kulturgut aus der Wagner-Ecke. Jetzt ist Premiere und Erstaufführung, und siehe da, Puccinis ewiges Opern-Sorgenkind erweist sich als ziemlich Linden-kompatibler Opern-Thriller. Da wird gehängt und geballert, gepokert und geknutscht. Der Plot ist eine ziemlich simple Dreiecks-Story, aber modern. Und Puccini ist nun einmal Puccini. Der verpackt die Goldgräber-Geschichte nämlich in flirrende, rigorose Musik, die faszinierend souverän zwischen herber Koloristik und gesteigerter Schlagkraft pendelt.

La Fanciulla del West Staatsoper Berlin Anja Kampe
Anja Kampe: Schankwirtin im goldenen Westen zwischen Bier und Bibel / Foto: Martin Siegmund
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Staatsoper: La Traviata mit Katerina Tretyakova

16 Samstag Mär 2019

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Alfredo Daza, Arttu Kataja, David Oštrek, Katharina Kammerloher, Massimo Zanetti

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La Traviata an der Staatsoper, gut und verlässlich dirigiert von Massimo Zanetti. Die beiden Vorspiele verwehen schmerzlichschön und bittersüß, die Staatskapelle heizt beim Auftritt der Toreadore ein. Zanetti holt aus der Partitur nicht zuletzt lyrische Verdichtungen.

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Staatsoper: Claude Vivier Kopernikus

29 Dienstag Jan 2019

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Corinna Scheurle, Erik Rosenius, Giorgi Mtchedlishvili, Sarah Aristidou, Slávka Zámečníková

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In Claude Viviers 1978/79 entstandener Oper Kopernikus geht es um Leben und Tod, besonders aber um den Bereich dazwischen.

Ein raffiniertes, raumhohes Oval, halb durchsichtig, halb spiegelnd, Weiterlesen →

Barocktage: L’Incoronazione di Poppea

25 Sonntag Nov 2018

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Emanuel Cenčić, Franz-Josef Selig, Katharina Kammerloher, Mark Milhofer, Michael Boder

≈ 2 Kommentare

Drei ausgewachsene Bühnenwerke schickt die Staatsoper Berlin ins Getümmel der Barocktage 2018. Als erstes wagt sich Monteverdis rätselhaft pralles Spätwerk L’Incoronazione di Poppea in der Regiearbeit von Eva-Maria Höckmayr aus der Deckung. Eine minimalistisch aufgebogene Bühnengoldfolie als Tummelplatz für Eros, Eifersucht und Ekstase,  Weiterlesen →

Die Frau ohne Schatten

30 Sonntag Sept 2018

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Boaz Daniel, Camilla Nylund, Claus Guth, Elena Pankratova, Evelin Novak, Michael Volle, Michaela Schuster, Richard Strauss, Simon O'Neill, Simone Young, Slávka Zámečníková

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Das Werk ist ein Opernsolitär. Heißgeliebt und selten gespielt, extrem fordernd zu singen und heikel, sehr heikel zu inszenieren. Und dabei so ungeniert affirmativ, dass Die Frau ohne Schatten schon immer der röhrende Hirsch unter den Strauss’schen Opern war. Claus Guth hat inszeniert 

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Staatsopern-Tosca mit Stikhina, Finley, Eyvazov

10 Sonntag Jun 2018

Posted by Schlatz in Adam Kutny, David Oštrek, Elena Stikhina, Florian Hoffmann, Gerald Finley, Simone Young, Ulf Dirk Mädler, Yusif Eyvazov

≈ 11 Kommentare

Tosca von Puccini.

Hier die Kritik zur Tosca mit Sonya Yoncheva 2019 lesen!

Kurzentschlossen geht es in die Staatsoper Berlin.

Tosca Elena Stikhina Yusif Eyvazov Gerald Finley Simone Young Berlin Staatsoper

Yusif Eyvazov stellt den Maler Cavaradossi nicht als maskulinen Tenorbolzen, sondern als gutmütigen, etwas phlegmatischen und zutiefst melancholischen Bären auf die Bühne – keinem Cavaradossi nimmt man die treuherzig liebende Seele,

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La Traviata: Ailyn Pérez Benjamin Bernheim

31 Donnerstag Mai 2018

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Ailyn Pérez, Alfredo Daza, Arttu Kataja, Benjamin Bernheim, Corinna Scheurle, David Oštrek, Domingo Hindoyan

≈ 2 Kommentare

Keine lodernde Rach- und Eifersucht, kein Hass, dafür verzweifelte Liebe und die tödliche Macht der Familienehre – das melodramma La Traviata setzt andere, aber nicht weniger fatale Akzente als Rigoletto oder Troubadour. Wenn Regisseur Dieter Dorn nun an der Staatsoper Berlin versucht, Verdis herzzerreißende Oper um die vom Wege Abgekommene (deutsch für traviata) mit einer zerwühlten Matratzeninsel auf schnöder Einheitsbühne, mit kalt glitzernder Spiegelmauer und scheu schleichenden Memento-Mori-Lemuren

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Neuenfels & Stundyte in Salome: Kritik Premiere Staatsoper Berlin

05 Montag Mär 2018

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Annika Schlicht, Arttu Kataja, Ausrine Stundyte, Corinna Scheurle, David Oštrek, Dominic Barberi, Gerhard Siegel, Linard Vrielink, Marina Prudenskaya, Michael Smallwood, Richard Strauss, Thomas Guggeis, Thomas J. Mayer

≈ 13 Kommentare

Premiere von Richard Strauss‘ Salome. Hans Neuenfels inszeniert.

Kaum eine Oper bietet dem Regisseur mehr Spielwiese. Der Plot: ein rasanter Sexthriller. Die Hauptfigur: ein durchgeknallter Rotzlöffel. Das Libretto: ein komprimiertes Meisterwerk (von Oscar Wilde). Die Musik: 100 Minuten Hochspannung.

Hans Neuenfels inszeniert die Salome-Oper in asketischem Schwarz-Weiß. Der Regisseur kappt alles, was an Fin-de-siècle-Dekadenz erinnern könnte.

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Kritik Premiere Tristan & Isolde Staatsoper Berlin: Tscherniakow Barenboim Schager Kampe

12 Montag Feb 2018

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Andreas Schager, Anja Kampe, Boaz Daniel, Daniel Barenboim, Dmitri Tcherniakov, Ekaterina Gubanova, Linard Vrielink, Stephan Rügamer, Stephen Milling

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Hier die Kritik von Tristan und Isolde Juni 2019.

Das ist doch das Widerwärtigste was ich noch in meinem Leben gesehen und gehört. Wer da so über Richard Wagner vom Leder zog, war Clara Schumann. Die Notiz  entstammt ihrem Tagebuch, Datum ist der 8. September 1875. Clara Schumann hatte in München eine Vorstellung von Tristan und Isolde besucht.

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Kritik La Traviata Staatoper Berlin 2018: Elsa Dreisig Liparit Avetisyan

05 Montag Feb 2018

Posted by Schlatz in Adam Kutny, Alfredo Daza, Corinna Scheurle, David Oštrek, Elsa Dreisig, Grigory Shkarupa, Massimo Zanetti, Slávka Zámečníková

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Dieter Dorns La Traviata in der Wiederaufnahme an der Staatsoper Berlin.

HIER BESPRECHUNG VON La Traviata MIT KATERINA TRETYAKOVA!

Die erneute Wiederbegegnung mit Dorns Neuproduktion macht diese nicht besser. Dorns Traviata ist statisch. Wie auf einem niederländischen Stillleben arrangiert der Regisseur Memento-Mori-Utensilien: rieselnder Sand, der Totenkopf als lebendes Bild, ein Spiegel mit Trübung und Sprung. Eine Kerze brennt dem Ende entgegen. Vanitas-Bild folgt auf Vanitas-Bild. Der Chor lungert quietschvergnügt in grellbunten Kostümen herum. Statt Symbol einer gefährlich repressiven Gesellschaft ist er nichts als ein lahmes Feierkollektiv, das so wenig Feierlaune verbreitet wie eine Ölsardine.

La Traviata Staatsoper Berlin Elsa DreisigVerdi erzählt die traurige Geschichte in knappen Bildern.

Eine Arie jagt die nächste. Das Personal jagt dem Abgrund entgegen.

Bei Dieter Dorn jagt nichts. Stattdessen schleppt sich die Inszenierung dahin, als wäre sie selbst schwindsüchtig. Zwischendurch räkelt sich Violetta auf ihrem Kissenkuschelplätzchen. Allenthalben hebt Dorn mahnend den Vanitas-Finger. Bedeutungsschwer umzingeln lehmige Ballett-Lemuren Violetta. So entschleunigt man Verdis Liebe-Tod-und-Schwindsucht-Drama zu lamentuöser Stilllebenstatik.

Gott sei Dank wird in Verdis Kurtisanendrama von der Seine auch gesungen.

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