La Traviata an der Staatsoper, gut und verlässlich dirigiert von Massimo Zanetti. Die beiden Vorspiele verwehen schmerzlichschön und bittersüß, die Staatskapelle heizt beim Auftritt der Toreadore ein. Zanetti holt aus der Partitur nicht zuletzt lyrische Verdichtungen.

Mit Dieter Dorns kluger, aber auch erratischer Inszenierung wird man auch bei wiederholtem Besuch nicht recht glücklich, doch auch nicht richtig unglücklich.

Katerina Tretjakowa, eingesprungen für Ermonela Jaho, transportiert als tragisch leidende Titelheldin Gefühl und Ausdruck. Ihre Sopranklang hat Suspense. Doch nicht alles glückt gänzlich. In der ersten Arie verrutscht das hohe Es, das Verdi gar nicht fordert, die Romanze im 3. Akt singt sie riskant leise. Tretjakowa ist (noch) keine subtile Sängerin. Es fehlen verbale Nuancen und Verständlichkeit, ihr Forte neigt zum Naturalismus. Rame Lahaj bleibt als gutaussehender Alfredo weder jugendliches Feuer noch nervöse Leidenschaft schuldig. Lyrischweich, eher weichtimbriert als plastisch-prägnant klingt sein Tenor. Auch er wagt ausgiebiges Piano.

In soliden Bariton-Händen ist der Germont père bei Alfredo Daza, der mit Herz auf der Zunge und dramatischem Temperament in den Adern singt. Das ist ein Germont mit autoritativer Ausstrahlung, zu mitschwingendem Gefühl fähig, glaubwürdig im väterlichen Zorn wie in der Sorge um bürgerliche Etikette.

Traviata Staatsoper Zanetti 2019 Katerina Tretjakowa, Alfredo Daza, Rame Lahaj

Hörenswert die beiden Mezzos. Kernig blühend der von Natalia Skrycka (als Violettas reiche Freundin Flora), dunkelprägnant der von Katharina Kammerloher (als Violettas anstellige Vertraute Annina). Der baumlange Arttu Kataja füllt kantig und klar die Rolle des Marchese d’Obigny, Adam Kutny gefällt als drahtiger, dauereifersüchtiger Gastone (den Rivalen Alfredos) und der gleichfalls baumlange David Oštrek (fliederblasses Jacket) singt baritonschön den passend linkischen Doktor.

Der Staastopernchor singt doch tatsächlich verlässlicher als diese Saison schon gehört.

Ermonela Jaho hat übrigens die von der Staatsoper angekündigten Traviata-Termine (23., 28., 30. März) nicht auf ihrer Seite vermerkt. Man wäre fast erstaunt, trudelten in den nächsten Tagen nicht die Ankündigungen zu Umbesetzungen der Titelpartie ein.