La Traviata an der Staatsoper, gut und verlässlich dirigiert von Massimo Zanetti. Die beiden Vorspiele verwehen schmerzlichschön und bittersüß, die Staatskapelle heizt beim Auftritt der Toreadore ein. Zanetti holt aus der Partitur nicht zuletzt lyrische Verdichtungen.
Mit Dieter Dorns kluger, aber auch erratischer Inszenierung wird man auch bei wiederholtem Besuch nicht recht glücklich, doch auch nicht richtig unglücklich.
Katerina Tretjakowa, eingesprungen für Ermonela Jaho, transportiert als tragisch leidende Titelheldin Gefühl und Ausdruck. Ihre Sopranklang hat Suspense. Doch nicht alles glückt gänzlich. In der ersten Arie verrutscht das hohe Es, das Verdi gar nicht fordert, die Romanze im 3. Akt singt sie riskant leise. Tretjakowa ist (noch) keine subtile Sängerin. Es fehlen verbale Nuancen und Verständlichkeit, ihr Forte neigt zum Naturalismus. Rame Lahaj bleibt als gutaussehender Alfredo weder jugendliches Feuer noch nervöse Leidenschaft schuldig. Lyrischweich, eher weichtimbriert als plastisch-prägnant klingt sein Tenor. Auch er wagt ausgiebiges Piano.
In soliden Bariton-Händen ist der Germont père bei Alfredo Daza, der mit Herz auf der Zunge und dramatischem Temperament in den Adern singt. Das ist ein Germont mit autoritativer Ausstrahlung, zu mitschwingendem Gefühl fähig, glaubwürdig im väterlichen Zorn wie in der Sorge um bürgerliche Etikette.

Hörenswert die beiden Mezzos. Kernig blühend der von Natalia Skrycka (als Violettas reiche Freundin Flora), dunkelprägnant der von Katharina Kammerloher (als Violettas anstellige Vertraute Annina). Der baumlange Arttu Kataja füllt kantig und klar die Rolle des Marchese d’Obigny, Adam Kutny gefällt als drahtiger, dauereifersüchtiger Gastone (den Rivalen Alfredos) und der gleichfalls baumlange David Oštrek (fliederblasses Jacket) singt baritonschön den passend linkischen Doktor.
Der Staastopernchor singt doch tatsächlich verlässlicher als diese Saison schon gehört.
Ermonela Jaho hat übrigens die von der Staatsoper angekündigten Traviata-Termine (23., 28., 30. März) nicht auf ihrer Seite vermerkt. Man wäre fast erstaunt, trudelten in den nächsten Tagen nicht die Ankündigungen zu Umbesetzungen der Titelpartie ein.
Genauso ist es gekommen: Tretyakova singt alle Vorstellungen. Kann mir gut vorstellen dass die Staatsoper dies schon seit einem Jahr weiß. Aber um den Kartenverkauf anzukurbeln lässt man den prominenten Namen (Jaho) in der Besetzungsliste. Das Nachsehen haben die Operngeher, die wegen Ermonela Jaho gekauft haben. Ich habe auch noch eine Karte und weiß gar nicht ob ich überhaupt noch Lust habe
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Na und? Das wird doch überall so gemacht. Wozu die Aufregung?
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Was soll das bitte? Nur weil ein solches verhalten Usus ist, heißt das noch lange nicht dass es ok ist.
btw Netrebko an der DO in Adriana. Preise aber heftigst. Ab 74 gehts los für konzertant wohlgemerkt – – ohne jede Bühne!!! Das hat die Staatsoper bei Macbeth mit Bühne günstiger hinbekommen – – zu einem Drittel des Preises.
Sonst aber feine Sachen, Grigolo als Edgardo, Alagna in Cavalleria UND Paggliacci, mehrmals Radvanofsky und Harteros, Beczala in Gustavo + Alfredo, Gulegina als Abigaille – -gibt die Smirnova jetzt ab, KFV 2x, Stemme Isolde. Das kann sich sehen lassen.
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War am Donnerstag nochmal, eine alles andere als perfekte Aufführung besonders vor der Pause und dennoch ales in allem sehr befriedigend. Tretyakova im ersten Akt ohne allzu viel verziertetes Können, aber das es“‘ schafft sie ganz gut. In der Germont-Szene ist sie gut – eher eine Sängerin für die schwärmerischen, leidensvollen Passagen dann aber mit Gefühl und Temperament. Giordano mit erstaunlich ausgezehrter Stimme in der Mittellage, kein tragendes Piano mehr. De miei bollenti spiriti daher unschön, besser dann in den Ausbrüchen des Schmerzes wo er ein schönklingender italienischer Tenor mit Herz und Schmerz ist. Tretyakova und Giordano haben beide das Problem dass sie leise mit wenig Wärme singen was im letzten Akt störte. Daza am meisten Applaus besonders Di Provenza außerordentlcih bewegend. Ist immer wieder überraschend wie viel Daza aus der Rolle rausholt. Zanetti sehr gut.
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Ich hätte auch gerne Dreisig noch mal gehört, hätte man ja für 2 oder 3 Vorstellungen einsetzen können, zumal sie Ensemble ist. Letztes Jahr klang ihre Debüt-Valéry zwar ab und an wie Mozart, zu hören, wie sie sich weiterentwickelt hat, wäre allerdings interessant gewesen. War ja zwischenzeitlich auch noch mal drin und habe wie jedes Mal gedacht, wie sauschwer der 1. Akt für die Sängerin doch ist. Die hochgelobte Damrau in einer Met-Aufzeichnung im Dezember hat mich nicht überzeugt, etwas Jugendliches zumindest muss eine Traviata in der Stimme haben, und die Koloratur war weit weg von astrein. Pérez letztes Jahr war doch ganz gut, oder? Nächstes Jahr versucht mans mit einer Zuzana Marková und PD und Bernheim. Bernheim hatte letztes Jahr für mich zu wenig Brio und Amore in der Stimme, man hörte das Deutsche durch. Amore immerhin konnte Massimo Giordano.
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WTF… Damrau ist also keine gute Violetta?
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Rein vom Hören find ich Pérez besser als Damrau
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