Hier die Kritik von Tristan und Isolde Juni 2019.
Das ist doch das Widerwärtigste was ich noch in meinem Leben gesehen und gehört. Wer da so über Richard Wagner vom Leder zog, war Clara Schumann. Die Notiz entstammt ihrem Tagebuch, Datum ist der 8. September 1875. Clara Schumann hatte in München eine Vorstellung von Tristan und Isolde besucht.
In einer Neuproduktion von Tristan und Isolde für die Staatsoper Berlin führt Dmitri Tscherniakow jetzt Regie. Es sollte ein kurvenreicher Abend werden, voller Tiefen und Höhen, reich an Verirrungen und Verstörungen. Alles, was Tscherniakow bisher an der Staatsoper anpackte, gelang ja in fast mysteriöser Weise: Mussorgskis düsterer Boris Godunow, Prokofjews rassiger Spieler, Rimsky-Korsakows turbulente Zarenbraut, der düster packende Parsifal, das ist eine Ernte, die sich sehen lassen kann. Aber sein Tristan ist anders. Er erschließt sich nicht einfach.
Der erste Akt spielt in der Offiziersmesse eines vollcomputerisierten Hochseeschiffs. Edles Furnier reicht bis unter die abgehängte Decke, die Eleganz der einschwingenden Wände signalisiert dezente Macht. Es herrscht der Chic, der so mächtig ist, weil hinter ihm die gnadenlose Durchglobalisierung steht. Da sehen wir den Komplex aus Welt, Macht, Ruhm, Glanz, Ehre, Ritterlichkeit, Treue, Freundschaft (Wagner über Tristan) dem der Komponist so eindringlich das Schmachten, Sterben, Untergehen entgegenstellt. Brangäne zappt durch die Bordkameras. Man sieht Tristan am Heckpool grinsen. Beim Plausch mit Isolde kontrolliert sie skeptisch den Nagellack. Und zwischendurch wirft Brangäne in einem Anfall von Gewalttätigkeit die wie eine Furie fluchende Isolde aufs Sofa. Immer verdoppelt die Gestik das in Musik und Text Gesagte: Überdeutlichkeit, die zur Leere wird – als sähe man einen Trupp fröhlich vor sich hin kommunizierender Taubstummer. Als schließlich der Liebestrank seine fatale Wirkung entfaltet, bekommen Isolde und Tristan einen Lachanfall nach dem nächsten. Das ist die volle Regietheater-Dröhnung. Aber es ist eine schauerliche Dröhnung. Ihre Saat wird im dritten Akt aufgehen. Doch hat man je einen ersten Tristanaufzug in einem weniger der Liebesleidenschaft zuträglichen Milieu gesehen? Oder geschieht diese nächtliche Liebe tatsächlich, nur wir Zuhörer und Zuschauer, wir elendige Taggeschöpfe, sehen sie nicht?
Klone der Unbeweglichkeit
Der zweite Akt führt in einen Salon im konservativ-massiven Stil der 40er. Üppiger Riesenteppich, schweres Fischgrätenparkett, Holzintarsien. Die Liebesszene wird zum trostlosen Megagaudi. Ein aufgedrehter Tristan linst um die Ecke, hopst gleich darauf mit Champagner und Häppchen in den Salon. Doch wenn die Musik zum hochdramatischen Overkill ansetzt, sitzen sich Mumien der Unbeweglichkeit gegenüber. Isolde aufrecht, die Hände wie ein einbalsamierter Pharao auf den Oberschenkeln, Tristan auf dem Sessel hingestreckt wie eine Kokainleiche. Hier passiert alles im Inneren und doch passiert nichts. Es ist die Leere einer allgewaltigen Innerlichkeit. So lässt Tscherniakow den narkotisierenden Sog der Musik in eine äußerste Leere laufen. Was wie eine regietheaterliche Umschreibung von Wagners Formel vom laut erklingenden Schweigen klingt, führt ins Innerste dieser Inszenierung.

Ein Videoeinspieler zeigt Tristans blutende Stirnwunde, eine verstörende Imagination, die das spiegelt, was im Realen nicht geschieht (Video Tieni Burkhalter). Zu O, sink hernieder, Nacht der Liebe hypnotisiert Tristan Isolde mit sanften Yoga-Gesten, als vollzöge er das Ritual einer obskuren Sekte. Nach den Habet-Acht-Rufen der nervös besorgten Brangäne stellt ein aufgekratzter Tristan seine Fragen wie ein manipulativer Talkmaster, der seiner Geliebten die Antworten, von suggestiver Gestik begleitet, aus der Nase zieht (Soll ich lauschen? – Lass mich sterben – Muss ich wachen? – Nie erwachen!). Als Marke in der imponierenden, wuchtigen Gestalt Stpehen Millings erscheint, würgt der hagere Petzer Melot (Stephan Rügamer) Tristan fast zu Tod.
Man wird den Verdacht nicht los, dass da Klone am Werk sind, die in einer schönen neuen Welt des entsubstantialisierten Scheins leben. Sie spielen ihre Leidenschaft nur. Wohin fährt Tscherniakow? Erzählt Wagners Zukunftsmusik hier von der Liebe der Zukunft? Unversehens bekommt das Bühnengeschehen einen beklemmenden Unterton.
Im dritten Akt verwandelt sich die Szene in ein heruntergekommenes Gutshaus. Man denkt an Tschechow, russische Provinz, verarmter Kleinadel, existenzielle Tristesse. Zwei Stühle, ein gusseiserner Kamin (groß wie ein Elefant), ein Büffet. Hinten ein Alkoven: ein Bett, ein Vorhang. An den Wänden eine verschossene Motivtapete. Auf einem versifften Sofa liegt Tristan.

Da schlüpfen Tristans Eltern herein, der Vater kehrt von der Arbeit heim, sie ist mit Tristan schwanger. Tristan starrt seine Eltern an, doch sie hören nicht, sehen nicht. Es ist eine beklemmende Vision. Denn in diesem Augenblick öffnet sich die Inszenierung in einen Freiheitsraum. Und es kommt einem tatsächlich so vor, als wären das, was man bislang von Tristan zu sehen bekam, in der Tat Truggespenster. Und plötzlich hängt Tristan wund, weh und wahnsinnig über der Stuhlkante, tanzt sich wie ein rasender Pumuckl jämmerlich zu Tode (großartig Andreas Schager).
Und plötzlich folgt ein bewegendes Bild auf das andere. Als Markes Mannen nahen, verrammelt Kurwenal die Tür mit dem Sofa, vergebens, wie man als Zuschauer weiß und ahnt. Kurz knipst einer das Licht aus. Kurwenal windet sich vor Schmerzen am Boden wie ein Zusammengeschlagener in der Berliner U-Bahn. Isolde schmiegt sich am Boden an den toten Geliebten. Schließlich tragen Markes Höflinge den toten Helden, den treulos Treuen, auf das Bett des Alkovens – als fernes Déjà vu von Siegfrieds Tod. Dort liegt er und wartet auf Isolde. Und tatsächlich. Sobald Isolde ihren süßen Schlussgesang, das rührende Mild und leise, geendigt hat, tritt sie zu Tristan. Zum Sterben? Zur Totenwache? Wir wissen es nicht. Sie zieht den Vorhang des Alkovens zu. Aus.

Nachdem der erste Akt ratlos machte und der zweite immer stärker faszinierte je länger er dauerte, ist der dritte stark.
Das sind die Prämissen seiner Regie: Liebe ist ein Ritual ohne Bedeutung. Von der Tagwelt bietet nur das vollständige Delirium Erlösung. Nicht einmal die Nacht der Liebe. Besonders auf die Leere der Liebe kommt es Tscherniakow an. Ich finde das Sujet so elend; ein Liebeswahnsinn durch einen Trank herbeigeführt, kann man sich da noch im Geringsten für die Liebenden interessiren? Hat sich Tscherniakow etwa die Meinung Clara Schumanns angeeignet für diese verstörend kühle, womöglich eiskalte, schlussendlich aber doch herrlich tiefsinnige Inszenierung? Nein. Nur auf den ersten Blick. In Wahrheit geht sein Blick in die Tiefe seiner Figuren.
Andreas Schager Tristan, Anja Kampe Isolde
Als Tristan ersingt sich Andreas Schager mit hell-hartem Heldentenor und der Feuerkraft seiner Deliriumsrufe stürmischen Applaus. Andreas Schagers Stimme ist ein gut konzentrierter Tenor, durchschlagsstark, angenehm schlank, doch wenig geschmeidig phrasierend, wenngleich um expressiven Vortrag hörbar bemüht.
Die Stimme von Anja Kampe (Isolde) ist in vielem das genaue Gegenteil. Ihr Sopran besitzt einen klaren, warmen Klang, hat aber Mühe, durch das laute Orchester zu dringen. Ihre Artikulation ist lebendig. Lyrische Details entzücken, wenngleich es etwas an der Prägnanz der Artikulation fehlt. Auch genuines Pathos ist nicht eigentlich Kampes Sache. Ein hochdramatischer Sopran ist Kampes Stimme schon gar nicht. Die Mittellage ist schön, die Tiefe flacher.
Der Marke von Stephen Milling klingt metallisch-kernig, und genauso wirkt seine massive Gestalt. Milling beherrscht die Bühne. Der blaue Mantel verleiht ihm etwas trostlos Militärisches. Mittels männlich-herbem Timbre und markantem Volumen gibt Milling einen imposanten König ab, dem freilich die melancholische Wärme René Papes abgeht. Einige Details der Diktion sind verbesserungswürdig (sollt ich hoffään). Im letzten Akt schwächt die angekündigte Erkältung Stimme und Vortrag.
Boaz Daniel ist ein eloquent singender Kurwenal mit schöner Vollstimme. Unvergessen bleibt in dieser Rolle an diesem Haus der zu früh verstorbene Gerd Grochowski. Die Brangäne Ekaterina Gubanowas gefällt mit kräftigem, dunklem, kehligem Mezzosopran. Die kleineren Partien sind gut besetzt. Den Steuermann singt Adam Kutny, Stephan Rügamer singt Melot. Als Hirte und Seemann ist Linard Vrielink zu hören.
Es dirigiert Daniel Barenboim. Es musiziert die Staatskapelle Berlin. Barenboim wählt ein langsames Tempo, ohne auf heftige Beschleunigung zu verzichten (Auftritt Tristans im zweiten, etliche Passagen im tempomäßig fast ruppigen dritten Aufzug!). Auffällig, wie Barenboim mit rundem, warmem, sehnendem Klang eine Gegenwelt zum künstlich distanzierten Bühnengeschehen aufbaut. Es ist eine Welt des Stockens, des Zueinanderfindens, des lyrischen Strömens. Jedes Detail wird mit Bedeutung gefüllt. Dieser Tristan pendelt zwischen Heftigkeitsverlangen und Sanftheitswucht. Ergreifend die von tastendem Leben erfüllten Streichertentakel, die sich um die Stimmen der Bühnenprotagonisten schmiegen wie Ärme um Nacken. Auch die hochdramatische Wucht der ersten beiden Aktschlüsse kommt nicht zu kurz, und die dramatisch erfüllten Szenen wirken mit ihrer Basskraft wie Proklamationen eines bärenstarken Pathos. In Akt drei scheint mir die Raschheit des Orchesters mitunter forciert. Unklarheit ist die Folge. In den nächsten Vorstellungen wird dies sicherlich schärfer konturiert werden.
Viel Applaus für die Sänger, insbesondere für Schager und Kampe. Einige Buhs für die Staatskapelle und Barenboim, wobei unklar blieb ob wegen der Tempodehnungen oder der mitunter fehlenden Transparenz in den Kulminationsstellen.
Weitere Premierenkritik von Tristan und Isolde an der Staatsoper Berlin:
„Der faule Zauber namens Persönlichkeit“ (Julia Spinola, NZZ)
Die Premiere war alles in allem recht enttäuschend. Ein paar Ideen zu haben reicht leider nicht, um ein Werk wie Tristan zu inszenieren. Und leider hat Tcherniakov nun obendrein sein Feingefühl für ausgewogene Bühnenräume verlassen. Die kalte, ja regelrecht unangenehm massive Wirkung des ersten Aufzugs war in dieser Hinsicht der Gipfel der Phantasielosigkeit. In diesen Räumen entfaltet sich die Magie der Liebesgeschichte natürlich nicht da können die Sänger noch so vehement dagegen ansingen wie diese der famose Andreas Schager und die berührende Anja Kampe taten. Die Produktion erinnert mich fatal an den misslungenen Tristan, der seit 2011 an Deutschen Oper zu sehen ist. Nein danke!
LikeGefällt 1 Person
Danke für den Hinweis auf den in der Tat nicht unähnlichen Tristan an der DOB. Ich konnte damals Graham Vicks Inszenierung allerdings einiges abgewinnen.
LikeGefällt 1 Person
Das macht mir jetzt doch Lust, denn der „fatal misslungene Tristan“ von Vick an der Deutschen Oper ist für mich eine der aufregendsten und berührendsten Inszenierungen überhaupt.
LikeGefällt 1 Person
echt???
Ich fand den ja schon gräßlich. Wie schlimm muss der neue denn sein, das man sich danach sehnt :))
Aber selbst schuld, wer am Sonntag den Tristan dem Troubadour vorzog. Jeder der den versäumte , hat eine Sängerin erlebt, bei der Fr.Netrebko neidisch wäre. Aber nicht nur die Stikhina, war überwätigend, alle einschl. des Dirigates ebenfalls
LikeLike
Der Kommentar im BR-Klassik Radio, den ich heute Morgen hörte, war nicht gerade schmeichelnd, auch Barenboim wurde wegen des langsamen Tempos kritisiert. Danke für die plastische Schilderung!
LikeGefällt 1 Person
Bezeichnend ist doch an den bisher zu lesenden Kritiken auch, wie Barenboim wieder geschont wird. Kann mir vorstellen, wie bei einigen das z.B. bei Runnicles gelautet hätte.
Genauso auch in dieser Kritik, einige Buhs für die Staatskapelle-….
Warum nicht einige Buhs für Barenboim, der ist natürlich wie immer, für fragwürdige Dirigate nicht verantwortlich
LikeGefällt 2 Personen
Ich verstehe die Aufregung nicht. Barenboim gilt als einer der weltweit besten Dirigenten von Opern Richard Wagners. Er dirigiert in Berlin einen langsamen Tristan, was Leute, die mit der Materie vertraut sind, wenig überrascht, wenn man in den letzten Jahren Parsifal oder Fidelio unter ihm gehört hat. Und er bekommt ein paar Buhs. So what? Dass es in Berlin für einen vorzüglichen Tristan, um den 99% aller Opernhäuser uns beneiden dürften, Buhs gibt, muss man akzeptieren, verstehen kann mans nicht. Handelt es sich um eine Clique? Sind das Leute, die zweitrangige Größen wie Roger Norrington für den unüberbietbaren Höhepunkt zeitgenössischer Dirigierkunst halten? Es ist erstaunlich, wie bei manchen Ahnungslosigkeit vor tieferer Einsicht schützen kann. Außerdem waren das meiner Ansicht nach zwei Leute. Die haben zehn Mal hintereinander Buh gerufen was sich nach Buhsturm anhören kann aber kaum mehr war als der bekannte Sturm im Wasserglas war.
LikeGefällt 1 Person
Vorzüglicher Tristan?
NAJA … für mich auf jeden Fall NICHT.
Was ich richtig unangenehm empfand waren zwei Dinge:
1.
Barenboim hat mir viel zu oft die SängerInnen übertönt – nur Andreas Schager konnte sich dauerhaft dagegen durchsetzen.
Selbst beim Liebestod konnte Barenboim sich nicht vornehm zurücknehmen – von daher ein leider schwach zu hörender Schlussgesang, der die ZuhörerInnen dementsprechend wenig ergriff.
So folgte für eine solch große Oper doch ein sehr verhaltener Applaus …
Und in meiner nahen Umgebung kein Anflug von nassen Augen, von Berührtsein …
2.
Der Gaze-Vorhang mag ja konzeptionell eine schöne Idee sein, um alles distanziert und diffus darzubieten – für die wenigen Videoeinspielungen hätte es sicherlich eine andere Lösung gegeben.
Aber „gefühlt“ trennte er die Akteure schon sehr vom Publikum – gerade die Nähe zur bespielten Bühne lockt uns doch in die Opernhäuser.
Aber viel schlimmer: von unseren Plätzen präsentierte sich das „Hinter dem Vorhang“ so verschwommen, dass es weder Spaß machte zuzuschauen und einem nach dem 1. Akt die Augen schmerzten, als hätte man die Nacht vor einem alten Bildschirm verbracht.
Und das geht GAR NICHT.
Ich dachte zuerst, dass beide Probleme an unseren Plätzen (Parkett vordere Reihe, Randplätze) liegen, aber bei den üblichen Pausen-Kurz-Gesprächen äußerten andere BesucherInnen ähnliche Probleme.
Augen die ganze Zeit geschlossen schaffe ich nicht bei der Gesamtlänge.
Meine Rettung: die englische Übersetzung des Librettos bewusst zu lesen … durchaus spannend und lehrreich.
Aber ein zweites Mal brauche ich diesen Tristan nicht … LEIDER
LikeGefällt 2 Personen
Sie nennen zwei in der Tat negative Punkte.
1: Ich stimme zu, Barenboim war recht laut. Insbesondere bei Kampe wäre mehr Zurückhaltung geboten. Und auch der gehandicapte Milling hätte im dritten Akt der Schonung bedurft.
2. Ich bin ebenfalls kein Freund von Vorhängen. Von meinem Platz aus hatte ich jedoch keine schwerer wiegenden Sichtprobleme. Mir macht bei Gazévorhängen eher die gedämpfte Schallkraft der Sänger Sorgen.
LikeLike
Hirnrissige Inszenierung, wertlos, Mist
LikeGefällt 1 Person
Weder mild noch leise, sondern klangheimlich war an diesem Abend die wahrscheinlich alte elektronische Verstärkeranlage oder wie sie hausintern verblümter als elektoakustische Nachhallanlage bezeichnet wird in Betrieb. Für mich ist das ein akustisches No-Go wird aber inzwischen wohl in fast allen großen Häusern benutzt. Einen Gefallen tun sich die Häuser in meinen Ohren damit nicht, zerstört es doch die musikalische Authentizität sowohl des Orchesters als auch die Harmonie mit den Sängern für alle Zuschauer/-hörer die nicht im Nahbereich des Direktschalls, also in den ersten paar Parkettreihen mittig sitzen. Pfui und Buh dafür, vielleicht galten die von einigen wahrgenommenen Buhs für Daniel Barenboim ja dafür? Ich jdenfalls war von seinem Dirigat sehr beeindruckt und freue mich schon auf die Radioübertragung im Deutschlandfunk Kultur am 31.03. und über Satellit dann hoffentlich auch in Dolby Digital 5.0
Was die Inszenierung anbelangt ist diese Besprechung hier neben dem NZZ Artikel für mich eine der wenigen Versuche sich intelektuell mit Herrn Tcherniakows Ideen auseinanderzusetzen bzw. Ansätze für eine Deutung zu finden. Ich bevorzuge zwar auch Inszenierungen die eher versuchen sich dem Ideal der Liebe und einem perfekten Tristan der mich verrückt macht anzunähern als die Abgründe einer zeitgemäßen Dialektik dem Publikum als Spiegel vorzuhalten, aber diese Inszenierung hallt in mir doch sehr positiv nach.
LikeGefällt 2 Personen
Vielen Dank für Ihre Eindrücke. Ich dachte, die Akustikanlage wäre aus, wie sie wohl auch im Schillertheater – nach meinen Informationen – aus war (angeblich, weil die Anpassung der LARES-Anlage aus Unter den Linden an den Raum des Schillertheaters zu aufwändig war).
Ich saß im wiederhergestellten Saal der Staatsoper inzwischen sowohl Parkett als auch alle Ränge und war zuletzt recht zufrieden mit dem Klang des Saals. Die ersten Veranstaltungen in der Staatsoper hatten mich skeptisch gemacht. Besonders bei den Symphoniekonzerten schien die Akustik breiig und verquollen. Ich hatte im September bis November 3. Rang Seite und Mitte gesessen. Man kann ja auch nie richtig einschätzen, inwieweit sich das Gehör an den Raum gewöhnt hat. Möglich wäre auch, dass wie üblich laufend an der Verbesserung der Akustik gearbeitet wurde und wird. Andererseits soll die elektronische Nachhallanlage besonders in den oberen Rängen zu einer hörbaren Verbesserung beitragen.
ich bin hier geteilter Meinung. Wäre die Nachhallanlage eingeschaltet, wäre dies sicherlich problematisch. Andererseits ist es problematisch, wenn nur das Parkett mit einer zufriedenstellenden Akustik rechnen darf.
Die Scala verlängert die Nachhallzeiten auch elektronisch.
LikeGefällt 1 Person
Die brauchen noch etwas, bis die Nachhall- und Verstärkeranlage richtig eingepegelt wird. Ich erinnere mich an einen Don Carlo zu Beginn der Schillertheaterzeit, der im Parkett geradezu schmerzhaft war. Da knackten am Anfang der Vorstellung die Lautsprecher („jetzt wird eingeschaltet“), und später schrillte ein lauter, verzerrter Klang in die Ohren, daß man sie sich fast zuhalten mußte. Später wurde es viel besser, und ist mir nie wieder so negativ aufgefallen. Hallo Staatsoper : Bitte auf den Rang rechts achten : Klangmatsch ist nicht wünschenswert ! Links war es super detailliert, aber rechts das Gegenteil. Wofür hat man die elektronische Akustikverbesserung ?
LikeLike
War in der 3. Aufführung und bin auch überzeugt, dass elektronische Verstärkung dabei war. Ich saß im 3. Rang und empfand den aufgedrehten Klang als spooky.
LikeGefällt 1 Person
Ich habe nicht verstanden, worüber sich der Marke hier im 2. Akt so aufregt. Tatest du’s wirklich ? Ja, wos denn bloß ? würde Papageno da leutselig fragen. Es passiert rein gar nichts zwischen den beiden, Schager macht ein paar Luftsprünge und hält Isolde auf Distanz. Alle nur sich selbst gegeben; und selbst bin ich mir die Welt. Oder so ähnlich. Selten einen so komischen 2. Akt gesehen. Aber musikalisch war es trotzdem phantastisch, nicht viel anders als auf der Barenboim-Aufnahme aus Bayreuth mit Meier und Jerusalem. An die reichten nun die Sänger hier nicht ganz heran, aber man kann nicht immer alles haben. Schager fehlte in der 2. Aufführung im 3. Akt etwas die Kraft. Und die Leute, die an Barenboim etwas auszusetzen haben, sollen bitte sagen, wer es besser macht. Runnicles z.B. dirigiert dynamischer, mit breiterem Pinsel, und Barenboim mit viel Auflösung im Detail, aber beide auf höchstem Niveau.
Interessant war, wie der Klang in der neuen Staatsoper vom Sitzplatz abhängt. Im 1. und 3. Akt saß ich im 2. Rang auf der linken Seite, im 2. Akt wechselte ich auf die rechte, was keine gute Entscheidung war. Denn da spielten einem die Bässe und Celli sozusagen direkt ins Gesicht, während der Rest des Orchesters ziemlich zugedeckt wurde. Ergebnis rechts war ein ziemlich dumpfes, fast matschiges Klangbild. Auf der linken Seite dagegen völlig anders : Eher höhenbetont, sehr detailreich in den Streichern und Bläsern. Solche Unterschiede sind mir noch in keinem Opernhaus aufgefallen; das mag auch an der ungewöhnlichen Sitzordnung im Orchester gelegen haben, wo Kontrabässe und Celli ganz links saßen. Wenn das so bleibt, kann man die rechte Seite im Rang nicht empfehlen !
LikeGefällt 1 Person
Ich war auch in der zweiten Vorstellung und fand auch dass Schager im dritten Akt an einigen Stellen zu kämpfen hatte was insofern unerwartet war, da Schager in der Premierenvorstellung gigantisches Stehvermögen bewiesen hattte. Ich saß 2. Rang, Freunde die im Parkett saßen sagten dass das Orchester dort nicht zu laut klang. Die neuerlichen Buhs für Barenboim und Orchester fand ich wie schon am Sonntag sehr unverständlich.
LikeGefällt 1 Person
Barenboim just spine-tingling , Staatskapelle has such an intimate sound , emotion, warmth, „sehnsucht“
LikeGefällt 1 Person
Traumbesetzung für Tristan (nach 30 Jahren) :
Dirigent : Zubin Mehta
Marke : Kurt Moll
Kurwenal : keine Ahnung, vielleicht Michael Volle
Tristan : Jonas Kaufmann (in 15 Jahren)
Isolde : Waltraud Meier
Brangäne : auch Waltraud Meier
hab ich noch wen vergessen ?
LikeGefällt 1 Person
Isolde = Anna Netrebko
Tristan= Ihr Gemahl, wer immer es auch zu dem Zeitpunkt ist
Dirigent=doch lieber Thielemann
LikeGefällt 1 Person
Danke, aber meinen Sie Netrebko ernst ? Das wäre m.E. eine lustige weitere in der langen Reihe der Fehlbesetzungen. Als Gilda an der Met fand ich sie schon völlig deplaziert, als Leonora ging es so, nur die Aida kürzlich im Fernsehen war überraschend beeindruckend. Ob sich die Stimme weiter in diese Richtung entwickelt ? Die Puritani-Elvira vor Jahren war nicht zu verachten, aber wann wird das schon gespielt. Macbeth schaue ich mir gar nicht an, kann mir nicht vorstellen, daß sie eine überzeugende Lady mit Gift und Galle ist. Netrebko ist für mich der Lang-Lang der Opernbühne.
Thielemann könnte ich zustimmen, habe ich aber leider noch nicht mit dem Stück gesehen. Kommt noch, wenn er eines fernen Tages Barenboim-Nachfolger wird.
LikeGefällt 1 Person
muss man den überall, Achtung Ironie, drüber schreiben?? Wenn Sie das nicht merken, muss ich ja annehmen, das Sie Ihre Besetzungsliste ernst meinen :-))
LikeLike
ja so oft wie Sie Netrebko überall loben…
LikeLike
wo lobe ich Netrebko?
LikeLike
im Tagesspiegel ? Aber Sie haben schon recht, Zynismus, Ironie oder Herablassung sind bei Ihnen nicht immer leicht zu unterscheiden…
LikeLike
ach dann gehören Sie wohl auch zu der Gruppe, die nicht richtig lesen können, aber wäre nett, wenn Sie mir mal zeigen würden, wo ich Netrebko lobe.
Wenn SIE Ironie nicht unterscheiden können, müssen Sie damit halt leben…
LikeLike
Ja, und Eyvazov als Tristan ! Das wäre mal eine Überlegung wert. Der beste Manrico seit Bonisolli ! Einen Tristan könnte der auch noch herausdrücken. Wenigstens kein Schrott.
LikeGefällt 1 Person
Unerhebliche Inszenierung eines überforderten Regisseurs. Muss man nicht sehen. Schon die Inszenierung von Parsifal dieses Regisseurs war nicht mein Ding.
Wenig Aufregung, wenig Wirkung, viel Langeweile. Der Regisseur kommt einfach nicht zu Potte. Gaze-Vorhang geht gar nicht.
Wie man hört, soll der Regisseur auch den neuen Ring inszenieren. Na dann gute Nacht.
Schager und Milling mit Format, Kampe hätte bei Sieglinde bleiben sollen.
LikeLike
Man hat ja nun die Wahl : Nackte oder Jachten. Ist ja auch wurscht. Ich geh niemals zu Tristan mehr.
LikeLike
Für 30 Euro auf der linken Seite gar nicht schlecht.
LikeLike
IM übrigen habe ich ein einziges Mal den Parsifal sehen müssen. Es war das Debüt von Rene Pape an der Met, and the the guy in the the elevator said : I love Papee.
Nie wieder.
LikeLike