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Opern- & Konzertkritik Berlin

~ Klassik-Blog für Konzertberichte und Opernkritiken aus Berlin

Opern- & Konzertkritik Berlin

Kategorien-Archiv: Richard Strauss

Poschners Elektra und Meiers Klytämnestra

15 Sonntag Okt 2023

Posted by Schlatz in Markus Poschner, Olaf Bär, Ricarda Merbeth, Richard Strauss, Siyabonga Maqungos, Vida Miknevičiūtė, Waltraud Meier

≈ 18 Kommentare

Patrice Chéreaus immer noch fantastisch gelungene Elektra kann weiterhin Spaß bereiten.

Ricard Merbeth hat die Energie, Konzentration und die Stimme für die Rolle wie wenige derzeit, klingt aber angestrengter als 2022. Merbeths Vortrag vereint deklamatorische Schwere und Dringlichkeit der Vokalgesten, ohne Spontaneität und Natürlichkeit der Artikulation zu gefährden. Und Merbeth hat das Piano für so unglaubliche Stellen wie vergeh mir nicht, es sei denn, dass ich jetzt gleich sterben muss, man höre die Erkennensszene der Geschwister. Vida Miknevičiūtė brennt vor schwesterlicher Sorge, in ihrem Jubel schwingt Intensität und Mädchenhaftes (und auf einmal sind sie entbunden ihrer Last), ihre Sieglinde hat Chrysothemis-Töne, ihre Chrysothemis Sieglinde-Töne.

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RSB mit Don

13 Freitag Okt 2023

Posted by Schlatz in Maurice Ravel, Richard Strauss, RSB, Wladimir Jurowski

≈ 2 Kommentare

Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin widmet sich im Konzerthaus musikalischen Don Quichotterien.

Von denen gibt es mehr, als man denkt, und dass es dabei nicht nur um aberwitzige Toll- und Torheiten geht, sondern mindestens ebenso um Spaß und divertimento, zeigen zu Publikums-Genüge die programmeröffnenden Barockmeister Telemann und Boismortier. Welche sich wunderbar in den quichottigen Spannungsbogen des Abends einfügen, und das auf ihre Art, frech und suitenhaft kurzweilig, oder eben auch mal kastagnettendurchklöppelt.

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Staatsoper Salome: Roth, Holloway, Mayer, Schukoff

11 Dienstag Jul 2023

Posted by Schlatz in François-Xavier Roth, Jennifer Holloway, Marina Prudenskaya, Nikolai Schukoff, Richard Strauss, Stephan Rügamer, Thomas J. Mayer

≈ 3 Kommentare

Muss man Salome zum x-ten Mal sehen?

Vielleicht nicht. Aber 110 Minuten für eine geile Geschichte mit einer Prinzessin als patenter Hauptperson in einer interessanten Inszenierung ist kurz vor Saisonschluss, und dann noch mit der Umbesetzung, will sagen jetzt mit T. J. Mayer, Grund genug.

Denn Neuenfels Inszenierung von Strauss‘ einst skandalösem Bibeldrama funktioniert blendend, zumindest bis zum Abgang des Propheten Jochanaan. Tiptop schon das Anfangsbild, die Tetrarchenfamilie auf drei Stühlen, dahinter aufgereiht ebenso viele Hofbedienstete in abgedreht cremeweißen Wüstenkriegerklamotten. Reinhard von der Thannen baute eine anspielungsreich reduzierte Bühne, die ein technoides Palastzuhause in einem abstrakten Wüstenstaat darstellt.

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DSO+Chauhan: Saint-Saëns mit Bryan Cheng

15 Donnerstag Jun 2023

Posted by Schlatz in Camille Saint-Saëns, Don Juan, DSO, Karol Szymanowski, Richard Strauss

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Das Deutsche Symphonieorchester setzt seine aufregende Reihe „Debüt“ fort und programmiert apart zwei Tondichtungen sowie zwei Solokonzerte. Die Botschaft ist ganz nebenbei: Es geht auch ohne schwergewichtige Sinfonie.

Bei dem kurzweiligen Konzert erweisen sich beide Solisten als frische, jüngst in renommierten Wettbewerben ausgezeichnete Klassikkräfte. Wobei die Stableitung dem Briten Alpesh Chauhan obliegt. Und beim zweiten Cellokonzert von Camille Saint-Saëns von 1902, das so verführerisch leicht, leger, ingeniös klingt und zu recht endlich den Weg in die Konzertsäle findet, ist der junge Kanadier Bryan Cheng zu hören, dessen schlanker wie kultivierter Ton – biegsam, fest, sonor – nicht nur Saint-Saëns-Fans wie mich entzücken dürfte. Den zwischen knappen Tuttiblöcken schlängelnden Solopart gestaltet Cheng virtuos. Im zwischengeschalteten Andante sostenuto streicht der begabte Jungspund so delikat gefühlvoll und wonnig kantabel, dass jedes Piano geradezu wundervoll ausnuanciert tönt. Wem nach mehr verlangt: Von Bryan Cheng gibts auch das Dvořákkonzert vom Reine-Elisabeth-Wettbewerb.

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Staatskapelle Guggeis: Lontano, Lutosławski, Alpensinfonie

08 Montag Mai 2023

Posted by Schlatz in György Ligeti, Richard Strauss, Thomas Guggeis, Witold Lutosławski

≈ 2 Kommentare

Formidables Programm, klasse Stücke, nicht ganz so viele Zuhörer.

Guggeis dirgiert Unter den Linden die Staatskapelle Berlin.

Staatskapelle Berlin, Thomas Guggeis, Alpensinfonie Strauss, Unter den LInden

Aber exzellente Stücke. Bei Lontano schaffte es Ligeti, dass Inhalt und Form identisch sind (wie bei den Meistersingern). Das Cellokonzert von Lutosławski, geschrieben im kommunistischen Polen 1969-70, ist von vorne bis hinten ein großes Abenteuer. Zuerst die lange Solokadenz, dann die Explosion, das Spannungsmaximum, Auge in Auge mit einem großherzigen Cantabile, zuletzt ruhiges Ausklingen. Man kann hier ein Individuum gegen totalitäre Gewalt kämpfen hören, muss man aber gar nicht.

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Strauss Arabella: Gabriela Scherer, Thomas J. Mayer, Dirk Kaftan

01 Samstag Apr 2023

Posted by Schlatz in Albert Pesendorfer, Donald Runnicles, Doris Soffel, Elena Tsallagova, Richard Strauss, Russell Braun, Thomas J. Mayer

≈ 11 Kommentare

Macht die nicht gerade zu den vielgespielten Opern zählende Arabella nur Fans von Richard Strauss glücklich?

Das muss Regisseur Tobias Kratzer vermutet haben. Denn Kratzer inszenierte Arabella an der Bismarckstraße stark modernisierend, ziemlich jetztzeitelnd und obendrein reichlich genderfroh. Die bezaubernde Oper Arabella steht eigentlich für ein super Libretto plus hinreißende Musik und fesche Charaktere. Aber denkt man beim lebensfrohen Rosenkavalier an ein entspannt sinnenfrohes Wiener Neo-Rokoko, so bei Arabella unweigerlich an verarmten Adel und Hotelsalons mit staubigen Lambrequingardinen. Und Lambrequingardinen sind genau das, was Kratzer im ersten Akt mit offensichtlicher Zeigelust vorführt.

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Premiere Deutsche Oper: Arabella Tobias Kratzer

19 Sonntag Mär 2023

Posted by Schlatz in Doris Soffel, Elena Tsallagova, Gabriela Scherer, Richard Strauss, Russell Braun, Sara Jakubiak, Tobias Kratzer

≈ 10 Kommentare

Die Oper Arabella steht seit je etwas abseits, und beleibe nicht in der ersten Reihe von Straussens Opern-Schöpfungen von Salome über Rosenkavalier bis Frau ohne Schatten.

Arabella ist das letzte Opernkind der Künstlerehe Strauss-Hofmannsthal, spielt in seligen k-und-k-Zeiten, Sissi lässt grüßen. Im Vergleich zum Rosenkavalier ist Arabella melodisch heikler und das Milieu realistischer. Ein kroatischer Landmagnat, ein wahrer Naturbursche, soll den verarmten Wiener Stadtadel retten. Diese lyrische Komödie von Strauss und Hofmannsthal ist ein Abgesang auf felix Austria. Und ein Versuch, das Alte, das früher funktionierte, in eine neue Zeit zu retten.

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Deutsche Oper Salome: Miknevičiūtė, Shanahan, Ursula Hesse von den Steinen, Blondelle

18 Samstag Mär 2023

Posted by Schlatz in Axel Kober, Claus Guth, Richard Strauss, Thomas Blondelle, Vida Miknevičiūtė

≈ Ein Kommentar

Die Inszenierung von Claus Guth stellt die richtigen Fragen, ist alles andere als langweilig und klopft auf Schichten des Stoffs, die traditionelle Salome-Produktionen gern unter den Regie-Teppich kehren. Auf der anderen Seite übertreibt Guth, das Bühnenbild des Mittelteils (vom Auftritt Herodes‘ bis zum Tanz) ist ein schlechter Scherz aus Holzfurnier, das Robotergezappel hat man oft genug gesehen. Tiptop ist das Licht (Olaf Freese).

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Richard Strauss Daphne: Romeo Castellucci, Lotte-Boecker, Pavel Černoch

06 Montag Mär 2023

Posted by Schlatz in Linard Vrielink, Pavel Černoch, René Pape, Richard Strauss, Romeo Castellucci, Vera-Lotte Böcker

≈ 2 Kommentare

Hört man Daphne ein zweites Mal, kann man das Opernspätwerk fast mögen.

Daphne ist wie Tosca, nur ohne Sex. Die Oper, Einakter, durchkomponiert, handelt von einer tödlichen Dreier-Beziehung. Daphne steht zwischen zwei Tenören, einem lyrischen, Leukippos und einem heldischen, dem Gott Apoll.

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Staatsoper Berlin: Daphne Premiere

20 Montag Feb 2023

Posted by Schlatz in Anna Kissjudit, Magnus Dietrich, Pavel Černoch, René Pape, Richard Strauss, Thomas Guggeis

≈ 21 Kommentare

Richard Strauss komponiert Daphne – Untertitel: „bukolische Tragödie“ – 1937, das Libretto schrieb der von Stefan Zweig empfohlene Joseph Gregor, Uraufführung war im Oktober 1938, Dirigent in Dresden war Karl Böhm. Wie Elektra und Ariadne zählt Daphne zu den „griechischen“ Strauss-Opern. Übersichtlich, einaktig spult die Handlung ab. Leukippos und Apoll werben um Daphne. Apoll tötet Leukippos, erkennt jedoch seine Schuld und erbittet von Zeus die Verwandlung Daphnes in ein Lorbeergewächs.

Wie inszeniert man so was?

Daphne Richard Strauss Berlin
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Berliner Philharmoniker Thielemann: Pfitzner, Wagner, Strauss, Schönberg

17 Samstag Dez 2022

Posted by Schlatz in Bruno Delepelaire, Camilla Nylund, Christian Thielemann, Hans Pfitzner, Richard Strauss

≈ 3 Kommentare

Das Konzert war stellenweise langweilig, was zu einem großen Teil an Wagner und zu einem geringeren an Pfitzner lag.

Die Palestrinavorspiele, komponiert um 1915, Premiere 1917, hört man in Berlin erstaunlich oft, schon Nelsons und Janowski ließen sich von den kargen Linien und dem ausgesparten Klang faszinieren. Eben das macht den Ruhm dieser Musik aus, unweigerlich öffnet sich die ferne Zeit des Weltkriegs. Schön, im dornenreichen Vorspiel Nr. 3 huldigen die Philharmoniker in fabulöser Weise Pfitzners schwermütiger Entsagung, aber will man nicht dessen Ouvertüren (Käthchen, Christ-Elflein) oder seine Konzerte aufführen? Das klanglich wenig binnendifferenzierte und doch fabelhaft von innen bewegte Vorspiel 2 zeigt, wie Christian Thielemann eben nicht den analysierenden Spaltklang etwa eines François-Xavier Roth favorisiert.

Thielemann Berliner Philharmoniker Pfitzner Wagner Strauss

Nicht die Entbehrungen, sondern die Wonnen der Resignation sind Thema der Parsifalvorspiele. Man soll sowas lieber in der Oper hören. Thielemanns Sinn fürs Auf- und Verblühen der Linien ist trotzdem sagenhaft, ebenso für Temporückungen (die werden durchaus nicht feinsinnig gestaltet, sondern im Gegenteil kraftvoll), ebenso für die Klangmischungen von Streichern und Blech. Nachgerade zauberhaft nehmen die Streicher das Glaubensmotiv zurück, während dasselbe Motiv kurz zuvor, in voller Bläserpracht des 19. Jahrhunderts intoniert, das klingelnde Handy des 21. nicht zudecken kann.

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Philharmoniker + Daniel Harding: Wenlock Edge, Zarathustra

16 Sonntag Okt 2022

Posted by Schlatz in Also sprach Zarathustra, Andrew Staples, Daniel Harding, Ralph Vaughan Williams, Richard Strauss, Unsuk Chin

≈ 9 Kommentare

Andrew Staples singt den sechsteiligen Liederzyklus On Wenlock Edge des Briten Vaughan Williams betörend genau, mit wunderbar leichter Stimme. Die doch eher unbekannten Lieder sind entzückend. Noch besser werden sie, weil Staples‘ lyrische Tenorhelle ihnen jede Sentimentalität vorenthält. Sparsamkeit der Orchestrierung und Umsetzung durch die Berliner Philharmoniker begeistern.

Berliner Philharmoniker Daniel Harding, Strauss Also sprach Zarathustra, Andrew Staples Vaughan Williams
Stillleben mit aufgeklappter Strauss-Partitur

Straussens heikle Tondichtung Also sprach Zarathustra, die Daniel Harding leitet, vermittelt einen zwiespältigen Eindruck. Der Klang kommt voller Tempo und flirrender Überschärfe. Harding fragt: Wie klingt Symphonische Dichtung im 21. Jahrhundert? Ich hör eine beeindruckende (aber auch aggressive) Vielstimmigkeit. Die Musiker überhitzen die Wärme des Melos, schmeißen nicht wahllos, aber sehr tatkräftig mit Farben um sich. Der Höhepunkt? Die Fugendüsternis der Wissenschaften, deren Basslinien deklamatorisch packend ausgerollt werden (und dann das Fagott von Schweigert). Und vorher Kellys Kontrolle im Grablied.

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Ewig neu, nie alt: Elektra, jetzt mit Guggeis, Merbeth, Miknevičiūtė, Pape

17 Freitag Jun 2022

Posted by Schlatz in Anna Samuil, Florian Hoffmann, Gerhard Siegel, Katharina Kammerloher, Olaf Bär, Renate Behle, René Pape, Ricarda Merbeth, Richard Strauss, Vida Miknevičiūtė, Waltraud Meier

≈ 5 Kommentare

Es gibt zwei Elektras in Berlin, eine an der Bismarckstraße und eine Unter den Linden. Beide präsentieren dem Zuschauer düster antikisierende Palastarchitektur und abstrakt zeitlose Gewänder. Beide sind in steinernes Grau getaucht. Im West-Haus bedeckt Granulat den Boden eines Kerkerschachts. Im Ost-Haus dominieren kubische Steinflächen vor zeitloser Konche. Die Deutsche Oper hat Catherine Foster, die Staatsoper Ricarda Merbeth. Szenisch gesehen ist die Linden-Elektra packender. Man kann auch sagen klassischer, meisterhafter. Und Barenboims Elektras von 2018 und 2016 (letztere mit Herlitzius, Merkel, Schäuble) waren düster funkelnde Saisonhöhepunkte.

Staatsoper Elektra Richard Strauss Ricarda Merbeth

Heuer dirigiert Thomas Guggeis. Am Mittwoch erhält er Jubel, am Montag eine Woche zuvor muss er Buhs einstecken. Die gelten dem helltönig hellhörigen Dirigat. Das ist bei Lyrik und Exaltation einen Hauch nüchtern, bei Details einen Hauch überdeutlich. Vielleicht gilt das Buh aber nur den Schlussakkorden, die weder die düstere Wucht noch die geballte Plastizität Barenboims erreichen. Dennoch ist Guggeis überzeugend. Hart und schattenlos kommt das Orchester bei der Tötung des Ägisth zum Zug. Drängend agiert es beim Tanz Elektras, und zieht sich beim Jubel der Chrysotemis blendend hell aus der Affäre. Manchmal nimmt Guggeis die Partitur zu wörtlich. Dennoch: Hier und heute ist jede Stimme in jedem Takt hörenswert.

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Piano Salon Christophori: Emma Moore, Klara Hornig

05 Sonntag Jun 2022

Posted by Schlatz in Alban Berg, Alexander Zemlinsky, Francis Poulenc, Richard Strauss

≈ 3 Kommentare

Im traditionsreichen Weddinger Piano Salon Christophori singt die australische Sopranistin Emma Moore ein Recital, das nichts weniger will, als mit Unbekanntem begeistern und verzaubern.

Es will was heißen, wenn die 7 frühen Lieder von Berg schon zu den bekanntesten Piècen des Abends zählen. Die sieben Lieder sind ja Inkunabeln des Wiener Fin de Siècle. Und schwanken zeitenwendig zwischen 19. Jahrhundert und Moderne. Die Australierin spannt den dramaturgischen Bogen vom romantischen „Wunderland“ der Nacht bis zu den ekstatisch auffahrenden Sommertagen. Besingt Berg das Liebes- und Lebensglück, kreisen Zemlinskys rare Maeterlinck-Lieder op 13 um allerfeinste Fin-de-Siècle-Tristesse. Da treffen Emma Moore und ihre Pianistin Klara Hornig den Gefühlsreichtum dieser rätselhaften Gesänge. Was besonders gut im Lied der Jungfrau hinhaut, wenn die lyrisch erfüllte Gesangslinie über ruhigen Akkorden aufwärtsstrebt. Nicht so gut, besonders bei dem Berg: die Textverständlichkeit.

Der Abend überzeugt und punktet mit künstlerischem Wagemut und Hingabe.

Emma Moore Klara Hornig Songs Lieder mélodies Berg Zemlinsky Strauss Poulenc
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Lob des Singens: Doris Soffel in der Deutschen Oper

06 Montag Dez 2021

Posted by Schlatz in Doris Soffel, Jean Sibelius, Liederabend, Richard Strauss

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Doris Soffel singt in der Deutschen Oper Strauss, Sibelius, Weill. Und zum Einsingen zwei Wunderhornlieder Mahlers. Soffel hörte ich vor der Pandemie als Oceane, Chrysotemis und Fricka, stets stellte sie Charaktere auf die Bühne. Da war plausible Rollenintensität, die auf eindringlicher Deklamation, dramatischer Färbung und stimmlichem Gewicht fußte. Im Pausenfoyer der Deutschen Oper ist am heutigen Abend um zehn vor zehn Schluss. Da hat Doris Soffel schon einmal die Garderobe gewechselt, drei Zugaben gesungen und schlussendlich sechs Komponisten programmiert.

Zu Beginn, in Mahlers neckischem Rheinlegendchen, hängt noch Flugrost in der Kehle der Mezzosopranistin. Als dann Lob des Leidens dran ist, die Nummer drei aus Strauss‘ eher unbekanntem Opus 15, in dem, für Strauss ungewöhnlich genug, viel von Gram und Qual die Rede ist, wölben sich die Bögen, der Ausdruck ist intensiv. Auch bei der versöhnlichen Heimkehr singt Soffel mit artikulatorischem Aplomb und vokaler Finesse. Mein Eindruck ist, dass in den feinen Phrasierungsdetails ein ganzes, langes Mezzo-Leben steckt.

Doris Soffel Lieder Deutsche Oper Mahler Strauss
Doris Soffel: Da geht sie hin
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