Nanu? Die Deutsche Oper zu Gast im Konzerthaus? So (relativ) ungewohnt der Ort, so (relativ) unbekannt das Werk: Eine florentinische Tragödie. Wobei Zemlinkys Mini-Oper von Theatermachern wiederentdeckt und immer häufiger zum Operndoppel geschnürt wird. Etwa zusammen mit dem feinsinnig sprühenden Gianni Schicchi (Amsterdam, Rom), mit Poulencs Voix Humaine (Bilbao), den unverwüstlichen Paggliacci (Monte Carlo), mit Zemlinskys eigenem Zwerg (Lübeck, L.A.) oder ganz exotisch mit Bernsteins Trouble in Tahiti (Kaiserslautern).

Im Konzerthaus gibt man die Florentinische Tragödie konzertant, weswegen man in der Kombination freier ist – aber nicht weniger erfindungsreich. Will sagen, vorher hört man im prachtvollen, aber nur mäßig prachtvoll gefüllten Großen Saal die Shakespeare-Suite Viel Lärmen um Nichts von Korngold sowie Bergs Sieben frühe Lieder. Die schnippische Suite blitzt in reueloser Sentimentalität.
Bergs Lieder – angesiedelt auf der schattenreichen, anregend durchlässigen Gratschneide zwischen Spät- und Neoromantik – singt Dorottya Láng mit schön gerundeter Mezzostimme und konturenweicher Fülle (die Höhe besser als die Tiefe). Und einen Mezzo ohne den kleinsten Spritzer Säure gibts auch nicht so oft. Leider hisst die Ungarin die weiße Flagge, sobald die Musik nur die kleinste persönliche Textausdeutung fordert.
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