Die Frau ohne Schatten ist ja eine klassische Doppelpaar-Oper, was schon bei Così fan tutte, Zauberflöte und Lohengrin funktionierte. Und die Amme ist eine der gewitztesten Intrigantinnen überhaupt. Hieße die Oper allerdings Die Amme oder Die Kaiserin, wäre dies Kinderkriegen-Image nicht so ein Problem. Claus Guth zeigt die Frau in einer von Dämonen und Geistermenschen bevölkerten k.-u.-k.-Zeit (Wiener-Werkstätten-Kleider à la Emilie Flöge). Ein verknöchert leidender Patriarch (Keikobad) steht gegen zwei sich zur Willensfreiheit ertüchtigende Frauen. Das wird stringent erzählt. Mit sparsamen Mitteln. Nur im 2. Akt wird die Handlung unklar. Daran ist Hofmannsthal schuld. Aber das Libretto ist auch ein Wunder.

Schagers Tenor ist ein Geschütz aus Schall und Schwermetall, frisch und frank singt der Österreicher den Kaiser. Denn in Amme, wachst du ist er – wenn auch zu lautstark in der Spitze – ein Märchengatte aus Fleisch (Pathos) und Blut (Herzton), und bei Das sind die Nichtgebornenen singt ein Mensch, kein gekünstelter Schmalspurtenor.
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