Die Turandot an der Staatsoper Unter den Linden trendet, was nach den Corona-gebeutelten Besucherzahlen 20-22 auch die Verantwortlichen freuen dürfte. Heuer, bei der Wiederaufnahme, sitzt Mehta nicht mehr am Pult, aber Pape, Peretyatko und Pankratova sorgen für Kontinuität, als furchtloser Prinz Calaf lösen sich Magrì und Karahan ab. Stölzls raffinierte Marionetten-Turandot rettet den Premieren-Schwung in den Repertoire-Alltag. Prima, die Handhabung der Steuerseile sowie die Demontage der Puppe läuft inzwischen zwischenfallfrei (dicker Schlussapplaus für die Bühnenarbeiter).
Die Attraktion ist also die schallend intensive Elena Pankratova, die den Spagat zwischen Stentor-Tönen und den verletzlichen lyrischen Momenten, zwischen Grausamkeitsfuror und Nähe-Angst meistert wie kaum eine. Den Calaf mitsamt seinen robusten erotischen Proklamationen posaunt Ivan Magrì verlässlich genug heraus, um einen robusten Beifall einzufahren. Er ist etwas lau im zu recht berühmten Nessun dorma.

Der sanften Liù der Olga Peretyatko (Lendenwirbel-lange Mähne), die mich nie recht zufriedenstellt, fügt sich der blinde, imposante Timur von René Pape (edles Rautengewand), dessen Stimme sich auf den Wogen des Bassgesangs erhebt, während er haltsuchend über die Bühne stolpert. Und wenn sich das Ministertrio der Ping, Pang und Pong (Gyula Orendt, Andrés Moreno García, Matthew Newlin) in Sommerfrischesehnsucht verliert, bleibt dem Kaiser von Jan Ježek nur noch, die Grausamkeit des Gesetzes zu beklagen, das der Mandarin (Friedrich Hamel) proklamiert: Turandot, la pura, sposa sarà di chi, di sangue regio, spieghi i tre enigmi, ch’ella proporrà.
Puccinis dramma lirico Turandot – doch Puccinis beste Oper? – verfügt über eine Vielzahl von Chören verschiedenster Haltung Das Musiktheaterdirigat von Maxime Pascal ist mäßig, weil unstet und weich in den lirico-Passagen und saftlos in den dramma-Stellen, zudem bekam Pascal den Bruch jener Stelle, da Puccini stirbt und Alfano fertigkomponiert, nicht in den Griff. Denn Alfano klingt heute billig, war er nicht muss, wie Mehta uns Berliner Operngehern zeigte.
Magri als Calaf ? Etwas übertrieben, würd‘ ich sagen. Gibts niemand andren mehr ? Außer Kaufmann ?
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Hätte gerne Karahan gehört, der an der DO vor einiger Zeit der vielleicht beste von mir gehörte Manrico war.
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Klar, gibt es bessere Alternativen: Martin Mühle oder noch besser, Irakli Kahkhidse.
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Ich glaub, ich werd jeck. Premieren-Arabella ist plötzlich Jakubiak.
https://deutscheoperberlin.de/de_DE/calendar/arabella.17126676
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Bissl enttäuscht, dass der wackere Andrew Davis der Barenboim-Ersatz ist im April mit Enigma und Staatskapelle https://www.staatsoper-berlin.de/de/veranstaltungen/abonnementkonzert-vi.11092/
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