Hilfe, Castorf! Aber der Weg der Protagonisten in Macht des Schicksals an der Deutschen Oper vom Franco-Spanien über das Italien des 2. Weltkriegs bis ins glitzernde New York führt (wie das Schlussbild suggeriert), fügt sich passgenau in Verdis hinreißende, über vier vitale Akte ausgebreitete Geschichte von zwei Liebenden, die auf Erden kein Glück finden dürfen. Von wegen Castorf, das Regie-Ungeheuer – heute dürfen sogar Mönche vor einer echt südeuropäisch barocken, detailliert aufgebauten Kirchenfassade defilieren.
Castorf wäre nicht Frank Castorf, wenn er nicht ein paar Dinge anders sähe. Leonora trägt Mitschuld am tödlichen Schuss des ersten Akts, wenn sie Alvaro in den Arm fällt, wodurch sich der Schuss erst löst. Im prachtvollen Hornanchuelos-Akt misshandelt Carlo den armen Trabuco übel. Und es bleibt unklar, ob Carlo und Leonora zum Schluss überhaupt sterben. Die unterlegten Erzählschichten (filmisch, durch Rezitation, durch Zusatzdarsteller Ronni Maciel) funktionieren ganz gut, bisweilen allerdings nervenstrapazierend. Die virtuose Drehbühne agiert als dezenter Hauptdarsteller (Aleksandar Denic).
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