Lang ist es her. Die Inszenierung von Calixto Bieito gefiel mir bei der Streamingpremiere 2020. Jetzt verärgert sie. Es gibt gutes Regietheater (Castorfs Forza an der DO, trotz Indio-Rezitat) und schlechtes Regietheater. Dies ist schlechtes. Hat der Brug also recht gehabt.
Hier kommt tatsächlich alles zusammen, die fantasielos nackte Bühne, das blendende Neonlicht, die Requisitenläpperei (der Blumentopf), das Hochhalten von beschrifteten Plakaten (das war vor 2000 richtig geil, bei Neuenfels), die Zappelattacken des Chors, die Videos. Aber es läuft wenig zusammen. Was bei Tscherniakows Ring gewitzt wirkt, nämlich das Ignorieren von Librettoanweisungen, wirkt beim neuen Staatsopern-Lohengrin ärmlich.

Sogar bei Hochzeitsmarsch mitsamt Brautjungfern lässt man den Vorhang unten, denn Sarah Derendinger präsentiert mit toughem Selbstbewusstsein ein Video, auf dem eine Schwarze, hold frei benippelt, einen Schwan gebiert. Dafür sind die Jungfern kaum hörbar. Geradezu deplorabel erscheint die Statik der Personenführung. Der Chor steht. Ortrud sitzt. Lohengrin steht. Dass Bieito das vielschichtiger kann, bewies er im Herbst bei Aida.
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