Wie sagte die New York Times zum Violinkonzert Strawinskys im Jahre 1931: „ignoble artifice, vacuity and cynical sophistication…“ Es ist nun einmal eines der schönsten Werke des zwanzigsten Jahrhunderts. Viktoria Mullova spielte versiert und kontrolliert, und etwas zu eifrig. Irgendwie war es langweilig. Ihr Spiel besitzt keine Spannung und wenige Details. Es war die schlechteste Interpretation eines Violinkonzertes seit langem. Dudamels Interpretation des Strawinsky-Konzerts erreichte bei weitem nicht die Vollkommenheit des Agon, den Rattle im Herbst 2006 w polnom cowerschennstwe dirigierte. Rachmaninows Toteninsel erwies sich als uninteressanter als das die Tondichtung inspirierende, zwei Kilometer weiter hängende Gemälde Böcklins. Die Beliebtheit der Toteninsel kann ich nicht verstehen.
Es gibt in Prokofjews Sinfonien immer die eine oder andere Stelle, wo es nach bequemem Komponieren riecht. Bei der Fünften betrifft das eigentümlicherweise die ganze Sinfonie. Die Fünfte hat nicht die Leidenschaft der Dritten, nicht die Trauer der Sechsten und den Wagemut des ersten Satzes der Zweiten. Gustavo Dudamel drang nicht ganz durch. Irgendwie war es ärgerlich. Dudamel dirigiert Rachmaninow, als würden ihn aufquellende Magmablasen durchziehen, Strawinsky, als wäre er Petruschka am Marionettendraht, und Prokofjew, als wäre er ein Zappelphilipp auf Hasch. Unablässiges Lächeln auf den Lippen.
Das Orchester schien ein bisserl unbeteiligt. Dudamels fabelhafter Don Giovanni zwei Wochen später an der Staatsoper war im Vergleich dazu ein staunenswerter Qualitätssprung. Die ausladende Gestik Dudamels scheint den Philharmonikern hin und wieder etwas zu viel des Guten zu sein. Sie lassen Dudamel dirigieren und spielen, wie sie es für gut befinden. So der Eindruck. Ich fühle mich an Dan Ettinger erinnert, der an der Staatsoper mit barenboimscher Gestik unbarenboimsche Wirkungen erreicht.
Wer war denn die kulleräugige Cellistin? Na, der Rachmaninow hatte doch was. Schlechtes Konzert, alles in allem.