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Bekanntes und Unbekanntes spielt die Staatskapelle Berlin im ersten Abonnementkonzert.
Zuletzt hab ich das 3. Klavierkonzert (1909) von Rachmaninow zwei Mal mit Trifonow gehört. Lahav Shani spielt
mit sicherem Instinkt, lockerer als der Kontrollfreak Trifonow, dunkelsinnlicher, aber auch strömender vom Zugriff her. Vom Temperament her neigt Shani dem Melancholischen zu – man meint es zu hören in den dunklen Bassgängen der Linken, da wo die Durchführung an Fahrt aufnimmt. Heute Abend liegt der Fokus eindeutig mehr auf dem Tragischen, Expressiven als auf dem brillant Virtuosen. Vorandrängen tut Shani selten. Schnell wird klar, dass der Dreißigjährige etwas „zu sagen“ hat, 40 Minuten spätromantischer Rachmaninow vergehen wie im Flug. Dabei klingt das Thema (piano, comodo zu spielen) zuerst – wie so oft beim d-Moll-Konzert – etwas „normal“ und „simpel“. Peinlicherweise ertappt man sich selbst beim Herummäkeln, Rhythmus hier, Akzent da.
Doch sobald Geigen und Hörner das Thema aufnehmen und die umspielenden Sechzehntel-Figurationen des Klaviers einsetzen, sind Weite, künstlerische Fantasie, rhythmischer Atem, übergreifend organisierende Logik da. Details klingen frappierend beredt. Lahav Shani steht da ein wunderbar modellierter Ton zur Verfügung. Schönheit und Fülle des Klangs stehen außer Frage, der Mittelteil des Adagio wird als improvisatorisch freies Strömen wahrgenommen. Gerät das Adagio tiefsinnig? Gott sei Dank nicht. Dazu hält Shani es zu mitreißend bewegt. Daniel Barenboim und Shani liegen wunderbar richtig im Tempo. Spielt Shani im ersten Satz die Originalkadenz? Nein, oder? Haha, kleiner Witz. Natürlich spielt er sie.
Ich halte Lahav Shani für einen der derzeit besten Klavierspieler.
Im zweiten Teil erfreut ein englisch-bayrisches Tondichtungs-Doppel.

Elgars Falstaff (1913) ist unbedingt hörenswert, wird das gut halbstündige Stück so drängend, schwungvoll, so voll prägnanter Details und Stimmungen musiziert wie von der Staatskapelle. Das Werk verbindet Liebenswürdigkeit und Komplexität, das Prinz-Henry-Thema tönt generös und optimistisch wie weniges von Elgar. Die Staatskapelle bringt ihr leidenschaftliches Parlando ein. Strauss‘ Till Eulenspiegel (1895) anschließend setzen die Musiker rasch, plastisch bis zum derb Zulangenden und mit breitem Pinsel hin. Falstaff steht am Ende des goldenen Zeitalters der Tondichtung, Till Eulenspiegel eher am Anfang.
Thomas Guggeis sitzt neben Frau Barenboim.
Schönes Programm, würde ich sagen.
Phillies mit dem Tschaikowski Konzert und Janssen waren auch ganz zauberhaft. Das Violinkonzert von Elgar mit der Staatskapelle (Shani – Zukerman) höre ich mir aber an.
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Das glaub ich mit der wilden Jansen. Ich hatte nur keine Lust auf Schumann mit eisgekühltem Järvi. Wenn ich die Kritik im TSP zwischen den Zeilen lese, glaube ich, dass es genauso war. Ich weiß noch nicht, ob ich zu Roth gehe. Mehta Don Quixote ist natürlich toll, aber Eroica? Hmm. Und ich dachte, ich hätte irgendwo gelesen, dass Mehta seine Karriere beendet.
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wegen meetoo ?
Solti ist schon tot
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Falstaff hat uns nicht sehr gefallen. Das Stück krankt an einer unübersichtlichen Form und ist schlichtweg zu lang. Spätestens nach einer Viertelstunde beginnt die symphonische Dichtung sich zu wiederholen. Es war interessant es einmal zu hören, aber nächstes Mal dann doch lieber wieder eine der Sinfonien Elgars. Es war auch im Publikum zu hören, dass die Konzentration nachließ.
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Ist ein Falstaff-Jahr an der Staatsoper, und für Barenboim. Find ich gut.
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D-Moll ist nicht so einfach, und eher selten. Es gibt noch andere berühmte und komplizierte Konzerte, die nicht jeder spielt :
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Hier noch ein Beispiel von ihrem Lehrer :
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Falstaff gibt es auch mit dem RSB im April.
Geniales Programm, dazu Bostridge mit Britten.
https://www.rsb-online.de/konzerte/24-4-20-konzerthaus-berlin/
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