Saisoneröffnung.

Die Russen Rachmaninow und Strawinsky (Russen in den Grenzen vom  31.12. 1938) durch die ukrainischen Musiker Prokofjew und Reinhold Glière zu ersetzen wäre engstirnige Barbarei gewesen, aber es kommt einem immerhin in den Sinn, während man nach einer kurzen Pause gedankenverloren im Programm blättert.

Sergej Wasiliewitsch Rachmaninow zeigt in den Symphonischen Tänzen eine pragmatische Einstellung gegenüber der Notwendigkeit schöner Stellen. Es fällt schwer, der Anziehungskraft des Hauptthemas zu widerstehen. Es besitzt die überlegte Wirkung einer Bild-Schlagzeile (Der Nachsatz ist dann nicht mehr ganz so gut).

Die Berliner Philharmoniker und Simon Rattle haben in der Sommerpause nichts verlernt. Die Holzbläser haben näselnde Perfektion, die Perkussionisten zünden dezente Feuerwerke. Die Celli spielen mit Charakter, die Streicher schwelgen in mendelssohnschem Wohlklang. Velenczis Trompete sitzt.

Strawinskys Feuervogel gefällt mir viel besser als vor mmmh, eineinhalb Jahren? Er besitzt Atmosphäre. Er besitzt solistische Sorgfalt. Er besitzt gestische Lockerheit. Der größere Reichtum, die unverbrauchteren Farben im Vergleich zu den Symphonischen Tänzen, das fällt in den ersten zwei Takten auf. Es ist eine Gelenkigkeit der solistischen Aktionen da, eine köstliche Transparenz. Rattle ist für die ingeniösen Tempoverschärfungen des ersten Satzes verantwortlich. Dieser Feuervogel ist eine subtile Nacherzählung.

Man muss natürlich sagen, dass die Philharmoniker mit einem saisoneröffnenden Feuervogel nichts falsch machen können. Das Stück schmeichelt sowohl ihrer Fähigkeit zur wirkungsvoller Gruppenkoordination als auch ihrer Neigung zu solistischem Glanz.

Andreas Blau flötet mit jener phänomenalen Übersicht, die sein Markenzeichen ist und mich immer an klare Schweizer Bergluft denken lässt. Daniele Damianos Fagottsoli gefallen ebenso.