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Opern- & Konzertkritik Berlin

~ Klassik-Blog für Konzertberichte und Opernkritiken aus Berlin

Opern- & Konzertkritik Berlin

Kategorien-Archiv: Il Trovatore

Rebekas feine Leonora im Linden-Trovatore

22 Dienstag Nov 2022

Posted by Schlatz in Axel Kober, Ekaterina Chayka-Rubinstein, Grigory Shkarupa, Il Trovatore, Marina Rebeka, Philipp Stölzl, Vladislav Sulimsky

≈ 18 Kommentare

Verdis Mittelalterdrama hat die feurigsten Cabaletten, die meisten Melodien, die düsterste Handlung. Krieg, eine verbrannte Frau, eine Tochter, die das eigene Kind verbrennt, Brudermord, Scheiterhaufen, vendetta. Heutzutage ist die Welt nicht besser, aber die Arien sind nicht so schön. Librettist Cammarano verteilte 1851 die grausige Geschichte auf vier Bilder, zwei Abschnitte pro Bild – Grausamkeit in Symmetrie verpackt. Leonora findet dafür im vierten Bild die Worte cupo terrore, finsterer Schrecken.

Regisseur Philipp Stölzl hats nicht so mit dem Mittelalter. Er stellt eine lustige Renaissance mit Wams, Maria-Medici-Rock und Philipp-II-Hütchen auf die Bühne. Der Chor trippelt gruppendynamisch: Stölzls Zugriff pendelt zwischen verspielt und aseptisch.

Ivan Magri singt als heimatloser Todesmutiger ein gutes Di quella pira. Es ist die letzte Vorstellung. Er schont sich nicht. Er hat die Stimme, um heldisch, und das Gefühl, um elegisch zu sein. Wenn auch der individuelle Zugriff auf die Rolle ein bisserl ausbleibt. Wie befreit man diesen Manrico aus der Schablone des spanischen Schauersujets?

Die mit kräftigen Stimmen aufwartenden Osteuropäer, Sulimsky und Maximova, haben eines gemeinsam, das Italienisch ist undeutlich.

Marina Rebeka Leonora Il Trovatore Ivan Magri Manrico Staatsoper Berlin

Marina Rebeka singt packende Aufstiege (zum Zungeschnalzen in der 1. Strophe der ersten Arie, in der sie von der Freude singt, die sonst nur angeli empfinden). Die zweite Arie – Thema: der über ihr schwebende Tod – vibriert dunkel. Danach, zwischen Miserere und Manricos Rufen, ist, schließlich geht es um ihr Leben, die dramatische Intensität des Singens da. Mira le acerbe, wenn sie um Manrico kämpft, schallt sie heftig und beherrscht. Wenn Rebeka Mühe mit den Verzierungen gegen Ende der Arien hat, so sind andererseits beide Cabaletten ein Vergnügen, wegen ihrem Temperament und ihrem Gespür für Tempo und Musik. Ein eindringliches und individuelles Porträt von einer der rätselhaftesten Frauenfiguren Verdis.

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Berliner Staatsoper: Troubadour mit Marina Rebeka und Ivan Magri

29 Samstag Okt 2022

Posted by Schlatz in Axel Kober, Ekaterina Chayka-Rubinstein, Elena Maximova, Il Trovatore, Ivan Magrì, Marina Rebeka, Philipp Stölzl, Vladislav Sulimsky

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Warum nicht in den Trovatore mit der im absoluten Hochattraktivitätsbereich verorteten Marina Rebeka, die ich noch nicht live gehört habe?

Die Neuinszenierung (2013) von Il Trovatore verdankte sich dem Wechsel von Anna Netrebko ins Spinto-Fach. Und seitdem die Deutsche Oper ihre gestochen scharfe Neuenfels-Arbeit 2018 in den Ruhestand geschickt hat, darf man froh sein, dass Stölzls knallbunter Troubadour den Umzug vom Schillertheater zurück Unter die Linden überlebt hat.

Die Regie von Philipp Stölzl versteht Verdis dramma lirico als Tummelplatz ungefilterter Primär-Affekte: Liebe, Rache, Hass. Plakativ die Bühnenleuchtfarben – direkt von Ernst Ludwig Kirchner. Puppenhaft die Frauen – Figurinen im Reifrock. Stellt der Bühnenquader eine Wanderbühne dar? Aber die Personenregie lässt die Bühnenakteure spannend interagieren. Und der krasse Antinaturalismus bläst den Staub von Verdis Rachedrama.

Marina Rebeka ist Leonora. Die Stimme ist dunkel, voll, Rebekas Farbpalette mischt Nolde-Violett und Tizian-Rot. Volumen und Klang erinnern an Netrebko, aber der Klangzauber von Rebekas Stimme tönt herber. Wenn auch Piani nicht so souverän wie bei der Russin in den Saal schweben. Die Aufschwünge der Kavatine im ersten Akt, Tacea la notte, gelingen der Lettin verführerischer als die Verzierungen der Arie im vierten (D’amor sull‘ ali). Voll vokaler Energie die Cabaletten: Di tale amor und Tu vedrai. Überhaupt kann man in Berlin mit den Leonoren der letzten Jahre – Netrebko, Meade, Monastyrska – zufrieden sein. Nur was ist denn jetzt die Leonora, verschwärmtes Kastellfräulein oder heißblütige Ibererin? Signor Stölzl?

Il Trovatore Marina Rebeka Ivan Magri Verdi Staatsoper Berlin
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Staatsoper: Il Trovatore

28 Sonntag Okt 2018

Posted by Schlatz in Corinna Scheurle, Eun Sun Kim, Grigory Shkarupa, Il Trovatore, Krassimira Stoyanova, Linard Vrielink, Stefano La Colla, Violeta Urmana, Vladislav Sulimsky

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Wiederaufnahme Der Troubadour an der Staatsoper.

Liebe, Hass, Rache und die Allgegenwart des Todes, das ist der Stoff, aus dem Der Troubadour ist, Verdis finsteres Nachtstück von 1853. Das war dem Regisseur Philipp Stölzl offensichtlich zu plan. Stölzl kapituliert vor dem berühmt-berüchtigten Libretto und konterkariert das düstere dramma lirico mit der geheimnislosen Taghelle seines Bretterbudenwürfels. Verdis Leidenschaften erstarren zu Gesten von Spielzeugfiguren, und 

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Verdi-Tage Il Trovatore: Angela Meade Murat Karahan Anita Rachvelishvili Simone Piazzola

10 Donnerstag Mai 2018

Posted by Schlatz in Alexandra Ionis, Anita Rachvelishvili, Burkhard Ulrich, Giacomo Sagripanti, Il Trovatore, Marko Mimica, Murat Karahan, Simone Piazzola

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Schlagwörter

Deutsche Oper Berlin

Anita Rachvelishvili Simone Piazzola Angela Meade Murat Karahan
Giacomo Sagripanti, Murat Karahan, Angela Meade, Simone Piazzola, Anita Rachvelishvili, Marko Mimica

Auch Operninszenierungen gehen den Weg alles Zeitlichen. Nun ist der Neuenfels-Troubadour an der Reihe. Premiere 1996, Dernière 2018. 22 Jahre sind keine schlechte Lebenserwartung für eine Verdi-Oper. Nun also sitzt man zum letzten Mal beim Kaffeekränzchen – oder soll man sagen Leichenschmaus? – bei der alten Dame Troubadour.

Was die Inszenierung ist, was sie kann und was nicht, dies erklärt immer noch Heinz Josef Herborts mit seiner bis ins Detail heute noch gültigen Premierenkritik „Der Schlächter in uns“ am besten.

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Kritik Il Trovatore Staatsoper Berlin Barenboim: Anna Netrebko Yusif Eyvazov Dolora Zajick Simone Piazzola

12 Dienstag Jul 2016

Posted by Schlatz in Adrian Sâmpetrean, Anna Lapkovskaja, Anna Netrebko, Daniel Barenboim, Dolora Zajick, Florian Hoffmann, Il Trovatore, Yusif Eyvazov

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Anna Netrebko Leonora Il Trovatore Berlin Staatsoper
OK, basta with music: Leonora Anna Netrebko schmeißt hin und legt die Füße hoch / Foto: instagram.com/staatsoperberlin/

Philipp Stölzls verquerer Troubadour ist auch 2016 noch der Volltreffer ins Kontor inszenatorischer Schnarchnasigkeit, der er 2013 schon war. Auch wenn sich Tempo und Schärfe bei der aktuellen Wiederaufnahme ein bisserl abgeschliffen haben.

Die Mär vom unsinnigsten aller Libretti entlarvt Stölzl mit einer straighten Regie-Handschrift als unhaltbar. Ausstattungsplunder sieht man nicht, zumindest keinen konventionellen. Aber wenig zu sehen ist auch vom klassischen Regietheater. Die historischen Kostüme (Ursula Kudrna) drehen ins Bizarre, Gesten ins Hochaffektierte (Co-Regie: Mara Kurotschka). Also: optische Reize ja, Hypertrophie der Handlungsstränge, nein. Stärker als bei der Premiere fällt jedoch auf, dass Stölzl neutral zu zentralen Trovatore-Themen steht. Ein Beispiel: Wie hält es Verdi (wie halten es wir) mit der im Stück krass grassierenden Grausamkeit? Da stellt Stölzl auf Durchzug, zieht seinen Stiefel durch, macht Regiearbeit ex negativo.

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Il Trovatore Berlin: Anna Netrebko ist da, probt, grinst

04 Montag Jul 2016

Posted by Schlatz in Adrian Sâmpetrean, Anna Lapkovskaja, Anna Netrebko, Daniel Barenboim, Dolora Zajick, Il Trovatore, Yusif Eyvazov

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Anna Netrebko ist in Berlin. Gestern gab es Fotos aus dem Zoologischen Garten, heute gibt es Fotos von den Proben. So sieht kräftezehrende Proben-Arbeit aus. Bemerkenswert: Netrebko wird gleich von zwei Männern umarmt. Die russische Sopranistin wird an der Seite ihres Mannes Yusif Eyvazov in der Stölzl-Inszenierung die Rolle der Leonora in Verdis Il Trovatore singen.

Die weitere Besetzung: Simone Piazzola singt den Luna, Dolora Zajick die Azucena. Den Ferrando verkörpert Adrian Sâmpetrean. Anna Lapkowskaja singt Inez, Florian Hoffmann Ruiz. Daniel Barenboim dirigiert.

Na, dann schaun mer mal, dann sehn mer scho. Oder wie die emotionalen Russen sagen: Удачи. Победы. Успеха.

Zur Kritik von Il Trovatore mit Anna Netrebko.

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