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Opern- & Konzertkritik Berlin

~ Klassik-Blog für Konzertberichte und Opernkritiken aus Berlin

Opern- & Konzertkritik Berlin

Kategorien-Archiv: Mika Kares

Staatsoper Berlin Nabucco Premiere: Anna Netrebko faucht wie eine Diva

03 Donnerstag Okt 2024

Posted by Schlatz in Ivan Magrì, Mika Kares

≈ 8 Kommentare

Endlich wieder Verdis Nabucco an der Staatsoper Berlin. Aber muss es so einer sein?

Es ist 1841. Giuseppe Verdi mischt in Nabucco (Wagner laboriert gerade am Fliegenden Holländer) alttestamentarische Wucht und Innigkeit der Kantilene, und selten füllte der Komponist den Grundbaustein der italienischen romantischen Oper – die Dreiheit aus einleitendem Rezitativ, gefühlsbetonter Arie und feuriger Cabaletta – mit solch sprühendem Leben. In Verdis dritter Oper steht weniger der titelgebende Nabucco, vielmehr dessen Tochter Abigaille im Zentrum eines Beziehungsvielecks, das Verdi kunstvoll zwischen Abigaille, dem Vater Nabucco, ihrem Ex Ismaele und der Schwester Fenena spannt. Für Abigaille, in Wahrheit Sklavin, mixen Verdi und sein Librettist Solera einen Affekt-Cocktail aus ruchlosem Machtstreben, Eifersucht und Hass. Und katapultieren ihre biblische Heroine so zuerst auf den Thron Nebukadnezars, um sie schließlich dem Reuetod zu überantworten. Der das doppelte lieto fine – die Rückkehr der Isrealiten und die Läuterung Nabuccos – von Verdis dramma lirico erst sinnfällig macht.

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Pittoresk versifft, krass erzählt: Premiere Rusalka Staatsoper Berlin

05 Montag Feb 2024

Posted by Schlatz in Anna Kissjudit, Clara Nadeshdin, Mika Kares, Pavel Černoch, Robin Ticciati

≈ 20 Kommentare

Antonín Dvořáks Rusalka feiert erfolgreich Premiere – mit deftigen Buhs. Kornél Mundruczó, dessen Sleepless-Inszenierung am selben Ort ganz nett war, gelingt ein beflügelt krasses Regiewerk. Die Sänger – sind erstklassig.

Das ist das Fazit.

Die Erfolgsoper Rusalka trägt die Genrebezeichnung Lyrisches Märchen. Der Stoff – Hexen, die Zaubersud brauen, Nixenromantik – war im Uraufführungsjahr 1901 schon verstaubt, ein Jahr zuvor erblickte der Psychothriller Tosca das Licht der Opernwelt. Aber Dvořáks Musik ist tiefgründig und dramatisch, psychologisch feinfühlig und wunderbar eingängig. Monika Pormale baut ein hyperrealistisches Bühnenbild. Rechts ein Berliner Altbautreppenhaus, links eine pittoresk versiffte WG, in der die Elfen und der Wassermann mit Rusalka hausen.

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Guggeis Walküre: Michael Volle, Miknevičiūtė, Kampe, Kares, Watson

10 Montag Apr 2023

Posted by Schlatz in Anja Kampe, Claudia Mahnke, Dmitri Tcherniakov, Michael Volle, Mika Kares, Robert Watson, Thomas Guggeis, Vida Miknevičiūtė

≈ 13 Kommentare

So macht Wagner Spaß. Im Herbst auf die Bühne der Staatsoper gebracht, vereint die Neuproduktion von Dmitri Tscherniakow untergründige Klarheit und detaillierte Personenführung. Und hält natürlich die eine oder andere Überraschung parat. Nach den Thielemann-Abenden der Premierenserie hört sich die Staatskapelle Berlin nüchterner an, wenn auch kammermusikalisch feiner, insbesondere beim Einfädeln von Holzbläserstimmen ins Leitmotivgewebe. Aber Guggeis‘ Tutti ist hektisch, bunt gar.

Es ist ja so, dass die Sieglinde der Vida Miknevičiūtė scharf und unsinnlich klingt. Doch brennt in ihrer Stimme eine metallische Flamme, was soprantoll zu Nicht sehre dich und Hehrstes Wunder passt, weil darin so viel Not und Nicht-anders-Können liegen.

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Götterdämmerung Staatsoper Berlin: Thielemann Tcherniakov

10 Montag Okt 2022

Posted by Schlatz in Andreas Schager, Anja Kampe, Dmitri Tcherniakov, Johannes Martin Kränzle, Lauri Vasar, Mika Kares

≈ 20 Kommentare

Das ist die neue Götterdämmerung. Das ist der neue Berliner Ring.

Tötet Hagen Siegfried, dann tut er dies in der Sporthalle des Forschungsinstiturs ESCHE während einer Pause beim Betriebssport mit einer Fahnenstange. Der Mythos ist zuende, das Walhall Wotans nur noch eine schlurfende Erinnerung, die Schaffung des neuen Menschen an Ring-Fluch und Hagen-Intrige gescheitert.

HIER Kritik zur Götterdämmerung 2025 lesen!

Es herrscht Jetztzeit, nagelneu die Bestuhlung der vertraut gewordenen ESCHE-Räume. Weggeräumt der DDR-Muff der Siebziger. Der Zuschauer sieht klinisch reinen Stahl und Glas. Wenn noch Gestalten aus der Tiefe des Mythos auftauchen, dann so hager vergreist, so fastnackt wie Alberich (ein barocker Hieronymus oder Chronos) oder stumm wie Wotan, im schon bekannt verlotterten Pensionärslook (und nur noch interessiert an einer netten Tasse Kaffee).

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Staatsoper Berlin: die Tcherniakov-Thielemann-Walküre

04 Dienstag Okt 2022

Posted by Schlatz in Anja Kampe, Christian Thielemann, Dmitri Tcherniakov, Mika Kares, Robert Watson, Vida Miknevičiūtė

≈ 18 Kommentare

Der Tag der Einheit gibt sich Unter den Linden frühherbstlich mild, fast spätsommerlich warm. Vor und neben dem rosa Knobelsdorff-Quader finden kleine Demonstrationen statt.

Drinnen geht Die Walküre ihren Gang. Das Institut ESCHE von Göttervater Wotan bleibt der bestimmende Bezugspunkt. Neu ist die vollkommen durchsichtig gläserne Wohnung – durchsichtig auch den Blicken der beobachtenden Forscher -, in der die Wälsungentragödie ihren Lauf nimmt. Siegmund (im Übergrößen-Parka) ist ein schmuddeliger Häftling auf der Flucht mit leicht autistischen Tendenzen, Sieglinde (gelbe Strickweste) wechselt nicht weniger autistisch von dumpf verzweifelt zu jäh impulsiv. Hunding mimt einen hünenhaften Polizisten, der Siegmund mit vorgehaltener Pistole in Schach hält. Kopflos, chaotisch, ohne einen Hauch von Sex flieht das Paar.

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Staatsoper Berlin: Rheingold Tcherniakov Thielemann

03 Montag Okt 2022

Posted by Schlatz in Anna Kissjudit, Christian Thielemann, Claudia Mahnke, Johannes Martin Kränzle, Michael Volle, Mika Kares, Vida Miknevičiūtė

≈ Ein Kommentar

Lässt sich nach Rheingold, diesem leicht instrumentierten, Parlando-schönen Vorabend schon Genaueres über Tscherniakows Neuinszenierung des Ring des Nibelungen sagen? Ja und Nein. Offenbar platziert Dmitri Tscherniakow Wagners Tetralogie in einem Forschungsinstitut namens ESCHE. Oben herrschen die Götter als gerissene wissenschaftlich-technische Elite, im Keller schuften die Nibelungen, die gerne auch zu trüben Menschenversuchen herangezogen werden.

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