Alan Gilbert mit Mendelssohn und Britten bei der Staatskapelle. Mendelssohns Dritte ist en vogue (hervorragend Petrenko bei den Philharmonikern, irdisch-erdiger jüngst Gardolińska beim RSB), aber Brittens Cellokonzert macht sich rar auf den Berliner Podien.
Weichtönend, schlank und zügig legt der ehemalige New-York-Phil-Chef Alan Gilbert Mendelssohns a-Moll-Sinfonie in den 1356-Plätze-Saal. Ausbalanciert wirkt so die „Schottische“, dabei immer klangsensibel ausgeleuchtet und klangbildlich fein durchmodelliert. Das Scherzo flutscht superb geprobt durch, das Tempo wirkt pro Brillanz und contra Folklore. Im Adagio bindet die Staatskapelle die zwei Themen zum Bild zusammen, kantables erstes Thema und marschartiges – „fremdartig und feierlich wie Hamlets Geist“ (Kretzschmar) zweites. Vorher platziert Gilbert das Allegro zwischen pp-weichem Beginn und Stretta-Schluss, und immer ist da ein nervöser Puls mit am Start. Zwischendurch werden ausführlich die Gelegenheiten genutzt, um gehobene Klangkörperkultur zu präsentieren, zBsp Holzbläser. Das ist doch eine Art Gilbertismus. Gilbert positioniert Mendelssohn zwischen (alt-)meisterlichem Schwelgen und moderner, durchaus amerikanisch zu verstehender Straffheit.
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