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Opern- & Konzertkritik Berlin

~ Klassik-Blog für Konzertberichte und Opernkritiken aus Berlin

Opern- & Konzertkritik Berlin

Kategorien-Archiv: Tyler Zimmerman

Es schaukeln wieder die Gondeln: Hoffmanns melodiöse Erzählungen an der DO

16 Samstag Jul 2022

Posted by Schlatz in Andrew Dickinson, Burkhard Ulrich, Byung Gil Kim, Emmanuel Villaume, Heather Engebretson, Jacques Offenbach, Jana Kurucová, Laurent Pelly, Matthew Newlin, Robert Watson, Tobias Kehrer, Tyler Zimmerman

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Offenbachs tempoflotte, wunderschön melodiöse Hoffmann-Oper macht kurz vor Saison-knapp an der Bismarckstraße Halt. Wenn man da so sitzt, ist der Abend eine Freude, aber nicht in exzessivem Maß. Gesungen wird ordentlich. Das Orchester schlägt sich achtbar. Aber auch nicht mehr. Dirigent Emmanuel Villaume ist manchmal eine Hilfe, manchmal nicht.

Von den verblendet Liebenden auf den Opernbühnen ist Hoffmann vermutlich der hoffnungsloseste Fall. Er stolpert in jede Falle, die ihm der Teufel stellt. Von Robert Watson, der den Dichter verkörpert, höre ich mal eine angestrengt farblose und mal eine tenorschlank aufregende (im Duett mit Olympia) Tenorstimme. Freilich tönt Watson stilsicherer als der ungallisch-trockene Hoffmann der Premiere (Johansson). Und längst nicht so biegsam wie der letztgehörte (Laho). In den vier Frauenrollen singt Heather Engebretson mit kleiner, klarer Sopranstimme.

Contes d'Hoffmann Offenbach Deutsche Oper Berlin

Die US-Amerikanerin hat Silberklang für die Arie der Olympia (aber kaum leichtfüßige Brillanz) und Traurigkeit für die der Antonia. Engebretsons Bühnenpräsenz hat was Nadelfeines. Ich finde sie beeindruckend da, wo verlorene Verletzlichkeit und verstockte Liebesbedürftigkeit gefordert sind. Als Giulietta macht sie fabelhaft Furore allein dadurch, wie sie auf dem Canapé sitzt.

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Verrückt nach Schreker: Der Schatzgräber Deutsche Oper Loy

14 Dienstag Jun 2022

Posted by Schlatz in Christof Loy, Clemens Bieber, Daniel Johansson, Franz Schreker, Gideon Poppe, Marc Albrecht, Patrick Cook, Stephen Bronk, Thomas J. Mayer, Tyler Zimmerman

≈ 5 Kommentare

Das Motto von Regisseur Christof Loy an der Deutschen Oper Berlin lautet Einhegung. Er verpasst Schrekers Der Schatzgräber, diesem üppig schwelgerischen, hitzig sensualistischen, aber auch dramatisch anrührenden Opernprachtstück eine prunkvoll-düstere innenarchitektonische Einfassung.

Wie das aussieht? Eine schräg gestellte Marmorwand, massiv und bühnenhoch. Mittig ein Kamin und ein geheimnisvoll blindes Fenster. Rechts und links je ein monumentales Türportal, Typ 30er-Jahre-Einschüchterungsarchitektur. An den Seiten Fenster in Palastgröße. Ein unschuldsweiß gedeckter Tisch dient neben einer Pantherskulptur als einziges Bühnenmöbel (Bühne: Johannes Leiacker). In diese schwarze Marmorpracht des Bühnenraums, die autoritäre Machteliten von 1910 bis 1945 symbolisiert, stellt Loy eine Hofgesellschaft männlicher Anzug- und Uniformträger (Kostüme: Barbara Drohsin), die aber nur als Nebenfigurenfolie für das hohe niedere Paar Els und Elis bildet.

Ich finde die Produktion sehr gut. Eine gute Inszenierung, eine gute Bühne, gute Sänger. Eine gute Dramaturgie und eine Personenführung, die auch an den Nebenschauplätzen für Abwechslung sorgt.

Elisbet Strid, Daniel Johansson, Michael Laurenz, Der Schatzgräber, Franz Schreker, Premiere

Gerade wo die Musik Gefühlstemperatur und Nervenerregung hoch hält, ist Loys Kühle von Nutzen. So kann man sich auf dieses seltsame Außenseiterpaar Els und Elis konzentrieren, sie Bedienung mit einem pechschwarzen Geheimnis, er Musikgenie ohne Heimat. Schrekers Musiktheater, das schönheitstrunken das Leben feiert und fasziniert das Böse skizziert, ist geeignet für schlanke, hellstimmige, durchsetzungsstarke Tenöre. Daniel Johansson (im kühlen White-Collar-Habit) hat Timbre, Energie und sieht blendend aus. Sein Tenor klingt auch bei ruhigen Passagen. Die Stimme von Elisbet Strid (trägt als erdbeerrote Servicekraft Servierschürzchen) ist intensiv und transportiert Leidenschaft. Beide singen hinreichend textverständlich.

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Maskenball an der Deutschen Oper: addio per sempre

18 Montag Apr 2022

Posted by Schlatz in Heidi Stober, Olesya Petrova, Patrick Guetti, Tyler Zimmerman

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Und wieder eine Lücke im Friedrich-Vermächtnis an der Bismarckstraße. Für Götz Friedrichs Maskenball fällt nach fast dreißig Jahren der letzte Vorhang. Man muss es bedauern. Es bleibt abzuwarten, ob eine Neuinszenierung dereinst das Maskenthema ähnlich klarsichtig durchspielen und für den zweiten Akt ein vergleichbar schlagendes Bühnenbild finden wird. Friedrich machte den Gustavo – ohne Zweifel einer der unsympathischeren Tenorhelden Verdis – zu einem Getriebenen, dessen herrscherlich eitler, monomaner Spieltrieb ins sichere Verderben führt. Das war mit leichter und immer sicherer Regie-Hand inszeniert. Repertoireverschleiß erwischt freilich den Hofball im dritten Akt. Der wird zum zweifelhaften Schlurfvergnügen.

Covid-Chaos! Im Vorfeld der zwei letzten Aufführung dieses doppelbödigen melodrammas gehen der Deutschen Oper im 12-Stunden-Takt sämtliche primarii verloren.

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