Die „Märchenoper“ Siegfried (Dahlhaus) scheint, was Handlung und Personal angeht, spröder als Walküre oder Götterdämmerung. Siegfried, das Musikdrama, ist mehr Märchen als Drama. Zwei Sphären bestimmen die Oper, Menschenwelt und Mythos. Die Zukunft gehört ersterer: Siegfried tötet den letzten der Riesen und jenen Zwerg, der seiner Wälsungenmutter rettendes Obdach gewährte.
Anja Kampe singt die Siegfried-Brünnhilde mit Wärme und Elastizität und klingt souveräner als zur Premiere, Kampe scheint genau zu wissen, was sie kann. Zu den glanzvollen Akkorden der Weltbegrüssung (Wolzogen, 1878) von Heil dir, Licht vernimmt man nun sogar eine erste zarte Spur von genuinem Pathos. Den Oktavsprung auf das hohe C auf Leuchtend aus O Siegfried! Leuchtender Spross bekommen live nur wenige so gut hin wie Kampe in der Staatsoper Berlin 2024.
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