Ein Late-Night-Konzert mit dem unschlagbaren Debussy, der französischen Komponistin Betsy Jolas und Altmeister de Falla.
Debussy ist nie verkehrt. Debussys Sonate für Flöte, Viola und Harfe ist eines jener Stücke, bei dem Einfachheit und Vollkommenheit eine so enge Verbindung eingehen wie derzeit nur noch Yusif Eyvazov und Anna Netrebko. Die Sonate wiegt eine Mahlersinfonie auf. Mathieu Dufour, Ignacy Miecznikowski (an der Bratsche, war er das?), Marie-Pierre Langlamet spielen.
Der großartige Bratscher Máté Szűcs spielt Betsy Jolas‘ Épisode sixième für Viola solo so nuancensüchtig wie präszisionsversessen. Nebenbei gelingt ihm auch noch erfolgreich die Zündung der nervösen Substanz des Werks. Jolas, Jahrgang 1926, war Schülerin Milhauds und Messiaens. Und da kommt auch schon Simon Rattle mit einem Notenblatt in der Hand. Er eilt zum Klavier. Szűcs und Rattle spielen Betsy Jolas Ruht wohl, das seinen Klang nun entspannter in der Horizontale ausbreitet. Simon Rattle führt die noch taufrisch wirkende Komponistin eigenhändig aus den schummerigen Tiefen von Block A vor das Podium.
Zuletzt Manuel de Fallas Zwanzigerjahre-Opus El retablo de maese Pedro. Das Stück ist von diskreter Buntheit, und überklar ausgeleuchtet durch solistische Aktionen. Besonders schön ist dann die Violine Laurentius Dincas. Hier singt der Tenor Florian Hoffmann, morgen in Berlin wieder in Martinus Juliette zu hören, den Part des Maese Pedro. Parallel macht sich Sylvia Schwartz‘ Sopran durch silbrige Höhensicherheit bemerkbar. Und Josep-Miquel Ramón liefert einen sanft kantablen Don Quixote ab. Simon Rattle dirigiert. Die Musiker spielen kongenial.
Schönes Konzertchen. An programmtechnischer Knackigkeit sind die Late Nights den regulären Konzerten der Philharmoniker noch stets die eine oder andere Nasenlänge voraus.