Sonntagabend in der Staatsoper, es läuft die vierte Vorstellung von Quartett. Wie immer über den Seiteneingang Ost rein. Im Großen Saal sitzt viel Noch-Jugend und noch mehr Fast-Noch-Jugend. Luca Francesconis Quartett funktioniert auch beim zweiten Besuch. Eineinhalb Stunden feinstes Mittelschicht-Gezerfe (gute Regie: Barbara Wysocka). Midlife-Crisis, Zukunftsangst, alles sehr gebildet und sehr schnippisch und (nur etwas) verzweifelt. Die Bühne: eine marode Bunkerkugel.
Mojca Erdmann liefert prickelnde Gesangsware. So klingt Singen auf dem Drahtseil. Sie verkörpert die Marquise, aber eine Messerspitze ihrer Vokalkunst ist immer auch Mojca Erdmann. Gut. Thomas Oliemans gibt dem Valmont mehr als einen Spritzer Herzblut. Beide zeigen die Menschen hinter den Bestien. Francesconis Musik? Kann funkeln, vermeidet jene moderne Altklugheit, die schnell läppisch klingt, weiß auch um Schönheit. Barenboim und Staatskapelle arbeiten in dieselbe Richtung.
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