Christian Thielemann dirigiert den 100-Jahre-Wozzeck am Ort der Uraufführung. Die Besetzung ist gut bis astrein. Die Inszenierung von Andrea Breth – Premiere war 2011 im Schillertheater – antwortet auf die Kürze von Bergs dreiaktiger Meister-Oper mit präziser Kargheit.
Die schwarz-leere Bühne wird gefüllt von einem tristen Stahlgerüst auf Sechseckgrundriss (Martin Zehetgruber). Dessen Inneres, ein Gitterverschlag, dient sowohl als freies Feld der Stöcke-Schneiden-Szene (bei Frei ersetzt durch das Abbalgen von Hasen – blutige Hommage an Liebermanns Berliner Gänserupferinnen?) wie als Mariens Stube. Schnörkellos und treffend die Kostüme: vage Jetztzeit, auch wenn Mariens beblümtes Kleid Richtung retro geht (Silke Willrett, Marc Weeger). Nur die Wirtshausszene reißt nach unten aus. Hier wird Ekel-Potenzial abgeschöpft: Kotzeimer, brillenloses Standklo. Doch Breth inszeniert so sparsam wie möglich, so scharf wie nötig. Zeitlosigkeit, aber nicht abgehoben, sondern nur illusionslos. Immer noch sehenswert.
