Renée Fleming, die meines Wissens seit Ewigkeiten in keinem der Berliner Opernhäuser in einer regulären Opernaufführung sang und höchstens bei den Philharmonikern Luxus-gastierte (zuletzt unter Thielemann), gibt Unter den Linden einen Liederabend, der entspannt Kunstlied und Opernarie, Klimaballade und Liebestraum mixt.
Zuerst drei Mal Händel. Geht es bei Bel piacere aus Agrippina noch um hurtiges Einsingen, machen Renée Fleming und Hartmut Höll bei O Sleep, why dost thou leave me? (fast vibratolos die Melismen) und Endless pleasure (etwas bemüht die Verzierungen am Schluss und interpretatorisch eher Mittelklasse), beides aus dem Oratorium Semele, ernst. Aber warum nicht? Leontyne Price sang sich bei ihren Liedrecitals auch gerne mit Händel ein.

Fix geht es zwei Mal in die Gegenwart. Endless Space des US-Amerikaners Nico Muhly ist eine Natur-besorgte, Klima-fundierte Komposition und durchaus hörenswert, hauptsächlich weil Flemings Timing perfekt und ihre Deklamation vom wirklich Allerfeinsten sind. Kevin Puts‘ Evening ist – nach der Pause – aber nur halb so spannend.
Französisch geht es mit einer Auswahl an mélodies weiter, alle von Fauré. Zuerst das noch recht konventionelle Rêve d’amour, doch die folgenden drei sind Meisterwerke. Prison ist eine herzzerreißende Klage über vertane Jugend, Les berceaux die Einsicht in die Unvereinbarkeit von Glück, das entzückende Au bord de l’eau (nach Sully-Prudhomme) feiert den gelungenen Augenblick. Prison gelingt wunderbar, ist klanglich überwältigend. Les berceaux schallt zu larmoyant. In Au bord de l’eau ist die mangelnde Wortverständlichkeit ein Manko.
Von den beiden Opernarien des regulären Programms ist nur Korngolds Glück, das mir verblieb ein Volltreffer. Das Nachspiel von Hartmut Höll, der den ganzen Abend in vorzüglicher Form ist, steht dem wenig nach. Einigermaßen verzichtbar ist allerdings Massenets O Messager de Dieu (aus der Priester-Verführungs-Oper Thaïs): zu viel Klangsoße.

Wie schon Lise Davidsen im Januar, präsentiert Fleming auch Lieder aus Griegs imponierendem op. 48. Das neckische Biedermeier von Uhlands Lauf der Welt verfehlt auch heute die Wirkung auf das Publikum nicht. Fleming ist aber besser, wenns getragen tönt. Wie in Zur Rosenzeit (nach Goethe), vielleicht einem der schönsten romantischen Lieder. Das gelingt fabelhaft in all der packenden, vokal superbe ausgebreiteten Langsamkeit. Zu Ein Traum schreibt der Reclamführer: „Die gar zu billige melodische Emphase… muß als Entgleisung gelten“ (Ausgabe 1973). Was soll’s, Fleming interpretiert das nicht, wie heutzutage meist, distanziert-ironisch, sondern unmittelbar vergegenwärtigend.
Mit Muttertändelei und Cäcilie, die Fleming beide mit dem Schmiss der Routine hinlegt, ist man fast schon in der Sphäre der Zugaben. Die bieten en petit einen Querschnitt durch das Recital: mit der Puccini-Arie O mio babbino caro (exquisit sich verströmende Sopranstimme, zu manieriert für eine Opernbühne, aber für einen Liederabend das Höchste der Gefühle), mit Gershwins Summertime und mit einem fesselnden Morgen.
Der Einführungstext des Programmhefts, verfasst von Christoph Lang, erreicht nicht ganz das Niveau des Abends.


Barenboim steigt wegen Kreislauf bei Festtagen aus. Dafür kommt Guggeis
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Nur ein neuer Dirigent? Also bitte! Im Maskenball werden so ziemlich alle primi ummini und prime donne und sonstige ausgewechselt. Statt Pirozzi, Sartori, Lehmann, Marrero jetzt Dzoijewa, Kang, Solari, Stober und die Ulrica wurde nur nicht ersetzt, weil sie vorher NN war. Hätte ja mal wieder gerne Pirozzi gehört. Das war schon gut, was sie glaub ich in München 16 gemacht hat.
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Kuck mal, wie verliebt sie kuckt, weil der italienische Tenor so schön singt, wie sie’s noch nie zuvor gehört hat (ich auch nicht) :
Der Bayer in mir würde sagen : jo do schauher !
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Gestern saßen wir alle an der Eisdiele, und vorbei fuhr ein Lastenfahrrad mit der Aufschrift babboe.com. Was ist denn das, sagt einer von meinen zwei Söhnen.
Weißt Du, was denn ein babbo ist, erwidere ich ? Hast du nicht Italienisch in der Schule ?
Da lernen wir sowas nicht.
Ein babbino jedenfalls ist ein lieber Papa, oder ein „Paper“, wie sie mich manchmal nennen.
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Hier ist eine echte Version, wo eine Tochter um ihr Erbe bangt, wie eigentlich alle in der Oper.Jedenfalls singen konnte es bislang keine besser, als diese :
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sie kann halt was, auch hier
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aber besser scheint mir das echte Duett aus der Toten Stadt:
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Die Tote Stadt hat wenig oder nichts mit dem Trittico zu tun, bis auf das Hervorbringen schöner Töne.
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das meinte ich wohl original mit der Toten Stadt, ging aber unter, im allgemeinen turmoil
was das mit Renee Fleming oder Lauretta zu tun hat ?
alles, weil es schön ist
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