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Opern- & Konzertkritik Berlin

~ Klassik-Blog für Konzertberichte und Opernkritiken aus Berlin

Opern- & Konzertkritik Berlin

Kategorien-Archiv: Ekaterina Chayka-Rubinstein

Gegrüßt seid, theure Helden: Berliner Götterdämmerung mit Thielemann

13 Montag Okt 2025

Posted by Schlatz in Clara Nadeshdin, Ekaterina Chayka-Rubinstein

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Ende der Tetralogie an einem herbstlich trüben Berliner Sonntag.

Andreas Schager liefert zum Stimmsound des Heroen das Bühnencharisma des Überfliegers. Burschikos beseelt Schager die Gutruneszenen. Achtung, Knutsch-Alarm! Aber zu Schagers Klasse gehört eben auch, dass immer klar ist, dass Hagens Intrige ihm das Leben kosten wird. Kommt derzeit einer ihm gleich?

Heikel die Brünnhilde von Anja Kampe. Im Duett mit Siegfried spielt sie, wie Tscherniakow inszeniert, nämlich verspielt und ironisch. Gut. Außerdem singt sie, wie Tscherniakow inszeniert. Verspielt und ironisch. Als wäre sie nicht Brünnhilde, sondern eine, die Brünnhilde spielt. Nicht gut. Das funktioniert nicht. Gern indes höre ich Helle Wehr und Racheterzett, wo sie neben Kares und Vasar überzeugt. Im ganzen 2. Aufzug hat sie astreine Spitzentöne. Starke Scheite und Mein Erbe nun nehm‘ ich zu eigen hingegen enttäuschen. Das klingt mehr nach Achtsamkeitskurs im Grunewald als nach Walhalls Ende, und die letzten vier Zeilen hört man gar nicht mehr richtig. Gleichwohl geht der Klang ihrer Stimme oft genug unter die Haut. Doch gemach. In ein paar Jahren wird Kampe das adäquat machen, und dann doch wohl auf bestem Niveau.

Dritter Aufzug. Vorspiel und erste Scene: Stimmt so
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Götterdämmerung: Schager, Kampe, Jordan

02 Dienstag Apr 2024

Posted by Schlatz in Andreas Schager, Ekaterina Chayka-Rubinstein, Mandy Fredrich, Violeta Urmana

≈ 7 Kommentare

Was die Regie von Tscherniakow angeht, ist Götterdämmerung wohl der am wenigsten zwingende Teil der Tetralogie. Die Eber-Jagd des dritten Akts durch Firmensport zu ersetzen wirkt beliebig. Für die zentrale Waltrautenszene (Violeta Urmana mythisch gut) muss sich der Zuschauer mit statischem Sofasitzen begnügen, und die Szene, in der die Rheintöchter (geduldig streng mit Siegfried: Ekaterina Chayka-Rubinstein, Natalia Skrycka, Evelin Novak) den topfitten Siegfried einem Gesundheitscheck mit anschließender Lebensberatung unterziehen, hängt genauso in der Luft wie zuvor die Zusammenkunft der Nornen, wo die Nornen in Stützstrümpfen und eisgrauen Haartürmen trippeln.

Götterdämmerungsbesetzunglistenaushang
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Rebekas feine Leonora im Linden-Trovatore

22 Dienstag Nov 2022

Posted by Schlatz in Axel Kober, Ekaterina Chayka-Rubinstein, Grigory Shkarupa, Il Trovatore, Marina Rebeka, Philipp Stölzl, Vladislav Sulimsky

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Verdis Mittelalterdrama hat die feurigsten Cabaletten, die meisten Melodien, die düsterste Handlung. Krieg, eine verbrannte Frau, eine Tochter, die das eigene Kind verbrennt, Brudermord, Scheiterhaufen, vendetta. Heutzutage ist die Welt nicht besser, aber die Arien sind nicht so schön. Librettist Cammarano verteilte 1851 die grausige Geschichte auf vier Bilder, zwei Abschnitte pro Bild – Grausamkeit in Symmetrie verpackt. Leonora findet dafür im vierten Bild die Worte cupo terrore, finsterer Schrecken.

Regisseur Philipp Stölzl hats nicht so mit dem Mittelalter. Er stellt eine lustige Renaissance mit Wams, Maria-Medici-Rock und Philipp-II-Hütchen auf die Bühne. Der Chor trippelt gruppendynamisch: Stölzls Zugriff pendelt zwischen verspielt und aseptisch.

Ivan Magri singt als heimatloser Todesmutiger ein gutes Di quella pira. Es ist die letzte Vorstellung. Er schont sich nicht. Er hat die Stimme, um heldisch, und das Gefühl, um elegisch zu sein. Wenn auch der individuelle Zugriff auf die Rolle ein bisserl ausbleibt. Wie befreit man diesen Manrico aus der Schablone des spanischen Schauersujets?

Die mit kräftigen Stimmen aufwartenden Osteuropäer, Sulimsky und Maximova, haben eines gemeinsam, das Italienisch ist undeutlich.

Marina Rebeka Leonora Il Trovatore Ivan Magri Manrico Staatsoper Berlin

Marina Rebeka singt packende Aufstiege (zum Zungeschnalzen in der 1. Strophe der ersten Arie, in der sie von der Freude singt, die sonst nur angeli empfinden). Die zweite Arie – Thema: der über ihr schwebende Tod – vibriert dunkel. Danach, zwischen Miserere und Manricos Rufen, ist, schließlich geht es um ihr Leben, die dramatische Intensität des Singens da. Mira le acerbe, wenn sie um Manrico kämpft, schallt sie heftig und beherrscht. Wenn Rebeka Mühe mit den Verzierungen gegen Ende der Arien hat, so sind andererseits beide Cabaletten ein Vergnügen, wegen ihrem Temperament und ihrem Gespür für Tempo und Musik. Ein eindringliches und individuelles Porträt von einer der rätselhaftesten Frauenfiguren Verdis.

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Berliner Staatsoper: Troubadour mit Marina Rebeka und Ivan Magri

29 Samstag Okt 2022

Posted by Schlatz in Axel Kober, Ekaterina Chayka-Rubinstein, Elena Maximova, Il Trovatore, Ivan Magrì, Marina Rebeka, Philipp Stölzl, Vladislav Sulimsky

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Warum nicht in den Trovatore mit der im absoluten Hochattraktivitätsbereich verorteten Marina Rebeka, die ich noch nicht live gehört habe?

Die Neuinszenierung (2013) von Il Trovatore verdankte sich dem Wechsel von Anna Netrebko ins Spinto-Fach. Und seitdem die Deutsche Oper ihre gestochen scharfe Neuenfels-Arbeit 2018 in den Ruhestand geschickt hat, darf man froh sein, dass Stölzls knallbunter Troubadour den Umzug vom Schillertheater zurück Unter die Linden überlebt hat.

Die Regie von Philipp Stölzl versteht Verdis dramma lirico als Tummelplatz ungefilterter Primär-Affekte: Liebe, Rache, Hass. Plakativ die Bühnenleuchtfarben – direkt von Ernst Ludwig Kirchner. Puppenhaft die Frauen – Figurinen im Reifrock. Stellt der Bühnenquader eine Wanderbühne dar? Aber die Personenregie lässt die Bühnenakteure spannend interagieren. Und der krasse Antinaturalismus bläst den Staub von Verdis Rachedrama.

Marina Rebeka ist Leonora. Die Stimme ist dunkel, voll, Rebekas Farbpalette mischt Nolde-Violett und Tizian-Rot. Volumen und Klang erinnern an Netrebko, aber der Klangzauber von Rebekas Stimme tönt herber. Wenn auch Piani nicht so souverän wie bei der Russin in den Saal schweben. Die Aufschwünge der Kavatine im ersten Akt, Tacea la notte, gelingen der Lettin verführerischer als die Verzierungen der Arie im vierten (D’amor sull‘ ali). Voll vokaler Energie die Cabaletten: Di tale amor und Tu vedrai. Überhaupt kann man in Berlin mit den Leonoren der letzten Jahre – Netrebko, Meade, Monastyrska – zufrieden sein. Nur was ist denn jetzt die Leonora, verschwärmtes Kastellfräulein oder heißblütige Ibererin? Signor Stölzl?

Il Trovatore Marina Rebeka Ivan Magri Verdi Staatsoper Berlin
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Kommentar

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