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Ja, wir haben es kapiert. Anna Netrebko will und wird keine Norma singen. Nicht 2016 in London, und nicht 2017 in New York. Diese Meldung ist erst wenige Tage alt. Jetzt überrascht die New York Times mit der Nachricht, dass Anna Netrebko in der Saison 2017/2018 der Metropolitan Opera die Titelpartie in Tosca singen wolle.
Von Norma zu Tosca ist allerdings ein weiter Weg, und ob Netrebko, deren Gemüt eine gewisse gluckenhafte Schwerfälligkeit bislang jedenfalls nicht fremd war, die cojones für die Rolle der Tosca haben wird, darüber darf spekuliert werden. Moment, war da nicht was? Jawoll! „Jeder will, dass ich Tosca singe. Ich weiß wirklich nicht, warum. Es gibt so viele Toscas auf der Welt. Also nein, ich denke nicht, dass ich Tosca singen werde„, teilte die russische Sopranistin 2008 classicfm.com mit. Ну, какого черта?
Und die Norma an der Metropolitan Opera? Wird Sondra Radwanowski singen. Deswegen entbindet die Wiener Staatsoper Radwanowski von ihrem Vertrag für Herbst 2017. Dieser sah vor, dass Radwanowski an der Wiener Staatsoper Leonora aus dem Troubadour singen würde. Raten Sie, wie der Ersatz für Radwanowski heißt? Anna Netrebko. Außerdem scheint Netrebko die Troubadour-Leonora auch in der Saison 2017/2018 an der Met singen zu wollen.
Der Netrebko-Ersatz für London heißt übrigens Sonya Yoncheva. Für die bulgarische Sopranistin wird es sich hierbei ebenfalls um ein Rollendebüt handeln. Infolgedessen wird Yoncheva ihre fünf Mimìs an der Met absagen. Der Yoncheva-Ersatz in New York heißt allerdings nicht Netrebko, sondern Ailyn Pérez.
Bei so viel Rotation wird Pep Guardiola blass vor Neid. Man kann sich vorstellen, wie Frau Radwanowski, Frau Netrebko, Frau Yoncheva und Frau Pérez sowie die Operndirektoren von Wien, London und New York, die Herren Meyer, Holten und Gelb, in einer siebenzehnstündigen Skype-Nonstop-Konferenzschaltung – Netrebko verspeist währenddessen 43 Blinis – alle Szenarien durchspielten, bis der Deal wasserdicht ist.
Wie überall gibt es Gewinner und Verlierer. Die New Yorker haben in der Summe eine Netrebko verloren (Norma) und zwei gewonnen (Tosca & Leonora). Die Wiener haben den besten Deal gemacht. Wo bislang keine Netrebko war, haben sie eine hinzu gewonnen (Leonora). Nur die Londoner gehen leer aus. Aber wer weiß, vielleicht hat Netrebko dem Royal Opera House ihre erste Sieglinde versprochen (2020?, und Domingo singt Hunding??).
Zumindest kann ich mir gut vorstellen, wie Tosca Netrebko dem Bösewicht Scarpia ein russisch timbriertes „Muori, dannato! Muori, muori!“ entgegenfaucht.
Das Spannende an Netrebko ist, dass sie ihren Zenit bei weitem noch nicht zu überschritten haben scheint, im Gegenteil, vielleicht wird es noch lange dauern, bis sie ihn erreicht. Ihre Stimme wird ja nicht eigentlich besser denn einzigartig war ihre Stimme schon 2003, 2004 oder 2005. Annas Stimme wird reifer, schwerer, sicherlich unbeweglicher, aber auch dramatischer und tiefer. Mit der dem jugendlich-dramatischen Fach zuzurechnenden Elsa macht sie jetzt einen weiteren wichtigen Schritt. Das mit dem Deutsch klappt schon. Ich drücke Anna Netrebko die Daumen!
Aber Netrebko bringt inzwischen auch die Erfahrung und Bühnenpräsenz mit. Die Russin hat neben dem stimmlichen Gewicht eben auch ein ganz eigenes darstellerisches Gewicht, und dieser Mix hebt sie über die allermeisten anderen Sopranistinnen hinaus.
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ich liebe ihre stimme einfach. Unvergleichliche Anna
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Richtig, dass Netrebko macht, was gut für ihre Stimme ist und nicht das was für die Taschen der Manager gut ist. Ja, sie hat Glück weil sie ein Star ist und sich ca. eine Absage pro Jahr leisten kann ohne dass es zum Karriereknick kommt. Das ist dann die bekannte Star power. Für das Opernhaus ist die Absage immer ein Schock. O gott o gott, Netrebko sagt ab. Aber wir alle wollen Netrebko auch in 10 Jahren noch hören und genießen. Also cool bleiben und Tee trinken. Und Netrebko hat inzwischen wirklich nicht mehr die Stimme für agile Passagen. Wenn Netrebko der Meinung ist, Norma passt nicht zu ihr, OK. Es gibt auch Leute, die meinen, Leonora ist nichts für sie, sowohl was die Agilität als was die Spitzentöne angeht. Ehrlich gesagt gehöre ich auch zu ihnen.
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Stimme Ihnen zu, was Agilität und hohe Töne bei Leonora angeht
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Yoncheva Norma? Da darf man gespannt sein. Ihre New Yorker Desdemona fand ich hart an der Grenze. Aktuell ist ihre Stimme ideal für Violetta. Ob Norma die richtige Rolle für sie ist, ich weiß nicht. Ist gut, Yoncheva ist 34. Es gab schon jüngere Normas. Aber die Londoner Premiere ist schon September 16… Ich wünsche ihr jedenfalls viel Glück.
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Man sollte abwarten, ob alle schon in trockenen Tüchern ist. Ich bin da skeptisch.
Lustig, dass Netrebkos überraschende Absage zu einem Umbesetzungkarrussel führt, das wie die Reise nach Jerusalem auf einem Kindergeburtstag ausschaut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sonya, Ailyn und Sondra in Jubelarien ausgebrochen sind, als klar war, welche Umbesetzungen nötig sind, nur weil Netrebko aus Norma raus ist.
Ob Sonya Yoncheva bereit für Norma ist, darf ich bezweifeln. Sie hat eine großartige Stimme. Ich habe sie hier in Wien als Adina und Marguerite – da ist sie für Netrebko eingesprungen – gehört. Aber Norma ist noch mal eine andere Hausnummer. Das wird auf jeden Fall eine Riesen-Aufgabe für sie.
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Da wird einem ja schon beim Lesen schwindelig.
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