Die Staatsoper Berlin veröffentlicht den Spielplan für die Saison 2015/2016. Die Zeit rennt. Es ist bereits die fünfte Saison im Schillertheater. Auch wenn offiziell von 2017 die Rede ist, ist es nach menschlichem und speziell Berliner Ermessen äußerst unklar, wann die Staatsoper wieder nach Unter den Linden umzieht. Angesichts des Provisoriums Schillertheater setzt sich die in den letzten Spielzeiten verstärkt zu beobachtende Tendenz fort, sich auf Kernstücke des Repertoires zu konzentrieren.
Don Giovanni und Figaro, Maskenball, Traviata und Troubadour, Bohème, Butterfly und Tosca, diese Werke steuern die Publikumslieblinge Mozart, Verdi und Puccini bei. Dazu kommen die Opern-Evergreens Freischütz und Liebestrank. Die Repertoireränder werden durch Gounods Faust und mehr noch durch Rimsky-Korsakows unterhaltsame Zarenbraut sowie durch die Martinu-Oper Juliette und ein Werk von Agostino Steffani abgedeckt.
Die geplanten Besetzungen verraten Ambitionen. Haben Flimm und Barenboim einen Workshop mit dem Titel What is the difference between management and leadership besucht? Hier heißt es: „The manager accepts the status quo; the leader challenges it“. Ganz klar. Flimm und Barenboim möchten challengen.
Anna Netrebko singt Leonora in Il Trovatore. Plácido Domingo singt erneut die Titelrolle im Boccanegra. Rolando Villazón singt Martinu. Vittorio Grigolo trällert im Liebestrank. Sonya Yoncheva singt Violetta und Mimì. René Pape Méphistophélès und Gurnemanz, aber nicht Wotan, Krassimira Stoyanova singt Marguerite und Amelia im Boccanegra. Joseph Calleja singt Rodolfo. Dorothea Röschmann singt Figaro-Gräfin und Donna Elvira. Die Verpflichtung von Gustavo Dudamel für die Figaro-Premiere ist eine sehr gute Nachricht.
Hier sind die Details…
- Die Premieren
Daniel Barenboim dirigiert am 3. und 4. Oktober die Premiere der MEISTERSINGER VON NÜRNBERG. Es singen Wolfgang Koch, Kwangchul Youn, Johannes Martin Kränzle, Julia Kleiter und Klaus Florian Vogt. Regie führt Andrea Moses.
Es folgt LE NOZZE DI FIGARO unter dem Dirigat von Gustavo Dudamel. Die Besetzung umfasst Lauri Vasar, Ildebrando d’Arcangelo, Dorothea Röschmann, Anna Prohaska und Marianne Crebassa. Regie wird Jürgen Flimm führen.
Premiere von LA TRAVIATA ist am 19. Dezember. Es leitet Daniel Barenboim, Dieter Dorn inszeniert. Sonya Yoncheva und Abdellah Lasri sowie Simone Piazzola (Germont) singen.
Die Premiere der Festtage heißt ORFEO ED EURIDICE (18. März), inszeniert von Jürgen Flimm. Barenboim dirigiert. Es singen Bejun Mehta, Anna Prohaska und Nadine Sierra.
Am 23. April steht AMOR VIEN DAL DESTINO von Agostino Steffani hat Premiere. René Jacobs dirigiert, Ingo Kerkhof führt Regie.
Am 28. Mai hat JULIETTE von Martinu Premiere, Regie Claus Guth, Leitung Daniel Barenboim. Die Sänger sind u.a. Magdalena Kožená und Rolando Villazón.
Zu den Premieren in der Werkstatt zählen GESCHICHTE von Oscar Strasnoy nach Witold Gombrowitz, ES LIEGT IN DER LUFT von Mischa Spoliansky, AVENTURES | NOUVELLES AVENTURES | SUR SCÈNE von Ligeti und Kagel sowie MORD AN MOZART mit Musik von Mozart und Schostakowitsch mit den Herren Stephan Rügamer und Roman Trekel. Und ZANGEZI von Hèctor Parra.
- Das Repertoire
>Wagner first
Der RING DES NIBELUNGEN (Regie: Guy Cassiers) ist erneut im Spielplan. Barenboim dirigiert. Simon O’Neill, Falk Struckmann, Michael Volle, Anja Kampe, Iréne Theorin, Ekaterina Gubanova, Andreas Schager, Anna Larsson, Jochen Schmeckenbecher, Roman Trekel und Ann Petersen singen. Zyklus I Juni 2016, Zyklus II Juni/Juli 2016.
PARSIFAL (Leitung Barenboim, Regie Dmitri Tscherniakow) steht im Rahmen der Festtage erneut auf dem Programm. Andreas Schager singt an der Seite von Waltraud Meier und René Pape. Es singen außerdem Wolfgang Koch, Tómas Tómasson und Matthias Hölle (20., 25., 28. März).
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER in der Regie von Philipp Stölzl ist auch wieder da. Markus Poschner leitet, Michael Volle ist Holländer, desweiteren singen Camilla Nylund, Peter Rose und Andreas Schager (12. – 25. November)
>Verdi
IL TROVATORE gibt es in drei Vorstellungen (8., 11., 14. Juli). Dirigat Barenboim, Regie Stölzl. Sänger Anna Netrebko, Netrebko-Freund Yusif Eyvazov, Simone Piazzola, Dolora Zajick, Adrian Sâmpetrean.
Der MASKENBALL von Wieler und Morabito steht mit Dirigent Eun Sun Kim und den Sängern Marcello Giordani, Norma Fantini, Alfredo Daza und Marina Prudenskaya vom 14. bis 24. Oktober auf dem Programm.
SIMON BOCCANEGRA in der Regie von Tiezzi und unter der Leitung von Barenboim (5., 8., 11. Mai). Es singen Plácido Domingo, Krassimira Stoyanova, Ferruccio Furlanetto und Gaston Rivero.
>Puccini
LA BOHEME (Regie Lindsey Hume) kommt unter Domingo Hindoyan und mit Sonya Yoncheva, Joseph Calleja und Anna Samuil auf die Bühne (8., 16., 19. Januar).
Ebenfalls unter dem Dirigat von Domingo Hindoyan ist TOSCA (Regie Alvis Hermanis) mit Anja Kampe, Fabio Sartori und Michael Volle zu hören (13. – 28. Oktober, 21. – 29. Mai)
Stefano Ranzani leitet MADAMA BUTTERFLY (Regie Eike Gramss). Es singen Ermonela Jaho und Stefano La Colla (28. April – 12. Mai).
>Et allii…
Rimsky-Korsakows rassige ZARENBRAUT (Regie Tcherniakov, Leitung Vitlin) ist mit Anatoli Kotscherga, Elena Tsallagova, Johannes Martin Kränzle und Anna Tomowa-Sintow zu hören (3. – 17. April).
LIEBESTRANK: Dirigent Domingo Hindoyan, Inszenierung Percy Adlon. Es verlieben sich Vittorio Grigolo und Pretty Yende (30. Oktober – 8. November).
DON GIOVANNI in der sehenswerten Inszenierung von Claus Guth. Massimo Zanetti hat die musikalische Leitung. Sänger sind der männlich-herbe Christopher Maltman, Anna Samuil, die fidele Dorothea Röschmann und Peter Sonn (13. – 29. Dezember).
FAUST von Gounod (Regie: Wiegand) wird von Simone Young geleitet. Sänger: Pavol Breslik, René Pape, Krassimira Stoyanova (10. – 23. Dezember).
THE TURN OF THE SCREW: Christopher Moulds dirigiert, Regie Claus Guth. Es singen Maria Bengtsson, Thomas Lichtenecker, Sónia Grané (31. Januar – 20. Februar).
Frank Martins hörenswerter LE VIN HERBE (Regie Katie Mitchell) ist mit Anna Prohaska, Katharina Kammerloher, Narine Yeghiyan und Evelin Novak zu hören (15. – 19. Februar)..
ARIADNE AUF NAXOS: Es ist die Neuenfels-Inszenierung mit Karl-Heinz Steffens (Leitung) und Emily Magee, Roberto Saccà, Marina Prudenskaya, Brenda Rae und Roman Trekel zu hören (17. – 24. Januar).
Den FREISCHÜTZ (Leitung: Alexander Soddy, Regie Thalheimer) singen Anna Samuil/Dorothea Röschmann, Falk Struckmann/Tobias Schabel, Michael Schade/Andreas Schager und Evelin Novak (September/Oktober/Mai).
- Die Konzerte
Martha Argerich spielt unter Barenboim Beethovens Klavierkonzert Nr. 2. Jonas Kaufmann singt zu den Festtagen 2016 die Lieder eines fahrenden Gesellen (21. März). Gustavo Dudamel dirigiert die Alpensinfonie. Daniel Barenboim dirigiert Bruckners 5., Beethovens 3., Elgar, Bartók, Dutilleux und Ravel. Antonio Pappano dirigiert Ravel und Mussorgski, Zubin Mehta Mahlers Erste. Yefim Bronfman spielt sämtliche Klaviersonaten von Prokofjew. Yo-Yo Ma spielt Bach und das Dvorakkonzert.
Ich freue mich besonders auf ‚Juliette‘ von Martinu. Seit ich mal von den Philharmonikern konzertante Auszüge daraus gehört habe (mit Tomas Netopil für den kurz zuvor verstorbenen Charles Mackerras), habe ich mir gewünscht, dass die ganze Oper mal in Berlin zu sehen sein wird.
Außerdem mehr Sciarrino!
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Dudamel Figaro. Bombe.
Schade eigentlich, dass die alten Harry Kupfer Meistersinger eingemottet wurden. Und nach wie vor ärgerlich ist natürlich der Ring in der Cassiers-Variante. Aber ich gehe natürlich trotzdem rein. Domingo schenke ich mir. Und Netrebko sagt sowieso ab. Dann verteilt die Staatsoper wieder Gutscheine und dann gehe ich in Produktionen, die ich mir sonst nie angesehen hätte. Hat ja auch was.
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