Tscherniakows Ringinszenierung schwelgt in repräsentativer Instituts-Innenarchitektur, die mal aus der DDR, mal aus der BRD zu stammen scheint. Dank Hebebühne wird die in ein eifrig rotierendes Stockwerksystem eingeschachtelt – wo dann eine biedere, opportunistische Forscherkaste rund um Lichtalbe Wotan haust. Regisseur und Bühnenbildner Tscherniakow schafft es sogar, dass die allenthalben eingesetzten Retroeffekte modern wirken. Naturgewalten haben nur als Partygimmick (Donners Gewitter, Frohs Regenbogen) überlebt – infantil mimetisch wie ein Emoticon. Auf der Bühne selbst herrschen pittoresk die 70er und 80er.
Passend steckt der Wotan von Tomasz Konieczny in kostümköstlich karierter Feinstoffhose (als DDR-Poser?). Leider pflegt Konieczny einen zähnefletschend blechernen, obendrein hellengen Ton. Deklamiert wird trocken: der Pole als German rasper. Abendlich strahlt der Sonne tönt wenig wagnerwürdig und ganz wie bei Hindemith: Tonschönheit ist Nebensache. Nicht einmal die Tatsache, dass Koniecznys metallig schallstarke Baritonhöhe beeindruckende Stärkegrade erreicht, vermag mit diesem Wotanporträt zu versöhnen.
Weiterlesen

