
Katja Kabanowa, die kondensierte Form einer Oper, in der die Hauptperson unglücklich liebt und tragisch stirbt bzw. tragisch liebt und unglücklich stirbt, hat Premiere an der Staatsoper. Wenn Andrea Breth inszeniert, dann auch aufgrund des Versprechens, das sie mit der einleuchtenden Inszenierung des Wozzeck gegeben hat. Sie löste es nicht zur Gänze ein.
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Breths Inszenierung ist in der Personendeutung präzis und lebendig, das Bühnenbild bleibt ohne große neue Einfälle. Breth setzt drastische Pointen und Bilder sparsam genug ein, um die Stärke des Abends, die „stringente“ (das Wort eines begeisterten, graumelierten Herrn an der Garderobe) Erzählung, nicht zu gefährden. Hochwertig, guckbar. Ja.
Eva-Maria Westbroek holt sich einen Triumph dank eines kraftvollen und kontrollierten Soprans. Sie beherrscht ein wunderschönes Piano – eine Gesangsleistung ersten Grades. Pavel Černoch steht Westbroek nicht an Stimmschönheit nach, wohl aber an dramatischer Exponiertheit im Stück.
Deborah Polaski singt Kabanicha, Pavlo Hunka Dikoj. Anna Lapkovskaja leiht der Varvara ihre flexible, junge, leuchtende Stimme. Stephan Rügamer ist Tichon, Florian Hoffmann ein fescher Kudrjasch mit schöner Stimme.
Es ist bekannt, dass sich Simon Rattle ähnlich rückhaltlos zu Janáček bekennt wie Churchill sich zur Zigarre bekannte. Wo Janáček melodische Hitze und dramatische Schärfe komponierte, zündet der Philharmoniker-Chef einen Rattle-Böller nach dem anderen. Das Horn-Melos entzückte. Überhaupt ist Janáčeks rätselvolles Werk gleich stark in der herzzerreißenden Schönheit seiner Aufschwünge wie im düster vergitterten Motivgeschiebe. Es ist Rattles Verdienst: Überall entsteht aus dem leidenschaftlichen Detail die große und klare Lineatur der Oper.
Es gibt wenig Besseres in Berlin derzeit.
Bravos für Westbroek, Rattle, Lapkovskaja, Černoch.
Flimm soll Barenboim überreden, Rattle die Meistersinger zu überlassen. Oder Barenboim und Rattle alternieren im Staatsopernring. Pleaaaaase.

Mit Verlaub: Katja im Kühlschrank, das ist etwas platt, Frau Breth.
Und von Deborah Polaski hätte ich irgendwie mehr Power erwartet.
Aber die Staatskapelle spielte großartig dank eines großartigen Simon Rattle.
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Ich kann mich den Vorkommentatoren anschlieißen.
Rattle sagt übrigens im Tagesspiegel, dass er auch nach 2018 in Berlin wohnen will. Hat der Familienrat beschlossen, oder so ähnlich.
Das würde mich aufrichtig freuen.
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Eva Maria Westbroek was truly awesome
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Eine grandiose und berührend intensive Eva-Maria Westbroek, die für mich im Zentrum einer rundum gelungenen Premiere stand und zurecht mit Bravos überschüttet wurde. Daneben ist Rattle unbedingt hervorzuheben. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Berliner Musiker und Institutionen mit internationaler Ausstrahlung befriedigt mich zutiefst.
Ich kannte diese Oper von Janacek noch nicht und war sehr gespannt auf diesen Abend. Umso überwältigter war ich dann am Schluss. Sinn macht auch die Übernahme einer guten Produktion aus Brüssel.
Danke Herr Rattle!
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