Anna Samuil Daniela Sindram Adriane Queiroz Hanno Müller-Brachmann Jeremy Ovenden Roman Trekel

Hörenswert vor allem wegen Anna Samuil als Fior-, Fior- Fior di Diavolo. Anna Samuils schwerer, üppiger, durchschlagender, heftig vibrierender Bernstein-Sopran zauberte vieles. Farbtiefe, Tonkonzentration, Kraft und Vitalität (man riecht quasi den dampfenden Borschtsch) ergaben schlussendlich den Samuil-Ton. Technische Hürden wie Tonsprünge und Koloraturen werden mit eloquenter, wenn auch nicht finessenreicher

Energie übersprungen. Die Spitzentöne strahlen trompetenhaft. Ein üppiges Come scoglio war der Höhepunkt dieser Così. Auf jeden Ton lud Anna Samuil sozusagen einen Eimer russisches Stimmgold ab. Die Gestaltung der Gesangslinie war etwas uneben, doch die Schlaglöcher ergaben den Pepp. Die Wirkung ihres Soprans ist wegen der durchschlagenden Lautheit und der konzentrierten Emission ziemlich unmittelbar. Als Blumenmädchen muss Anna Samuil im kommenden Februar aufpassen, dass sie Domingo nicht überdonnert. Come scoglio (im reizenden Rock) klingt wie ein Hochofen kurz vor der Explosion. Fra gli amplessi und Per pietà, ben mio (im Wickelkleid) gelangen auch ziemlich. Fra gli amplessi klang, wie wenn ein Gletscher ins Rutschen kommt. Dan Ettinger dirigiert straff, robust und hölzern. Die Resistenz gegen lyrische und farbliche Wirkungen (man könnte auch sagen Verfeinerungen) störte.

Daniela Sindrams Dorabella hat einige herausragende Momente in der weichen, melancholischen Mittellage. Es gab in Ah, guarda und Soave sia hübsche Zusammenwirkungen zwischen Samuils Pfeffer-Vibrato und Sindrams Elegie-Timbre. Ein empfindsamer Ferrando ohne Samuils Glut, aber mit Sindrams psychologischen Färbungen war Jeremy Ovenden. Der Tenor bot schöne Farbwechsel und eine kostbare Phrasierung – gleichzeitig kontrolliert instrumental und kontrolliert deklamierend. Stellenweise ein Leckerbissen. Die natürliche Lockenpracht Ovendens als Guglielmo war der Perücke als verkleideter Albaner bei weitem vorzuziehen.

Adriane Queiroz spendierte Spinto-Spitzentöne (eine Tosca in einer Despina versteckt) und unebene Rezitative. Doris Dörrie inszeniert witzig und einfallsreich. Die zu Lachern anregenden Einfälle verteilen sich gekonnt über die gesamte Così.