Eine ordentliche Madama Butterfly an der Deutschen Oper in der 32 Jahre alten Inszenierung von Pier Luigi Samaritani, die alles bei Kimono und Obi belässt, mit ihren pastelligen Gazé-Gardinen betagt wirkt, aber keinem wehtut und viele zufriedenstellt.
Alles beim Alten also an diesem Donnerstagabend? Eine Überraschung immerhin kommt aus dem Graben. Der junge Spanier Ramón Tebar sorgt für sinnliches, Detail-waches und erfreulich Puccini-flexibles Musizieren. Der erste Akt mit seiner impressionistisch aufgeladenen, arios züngelnden Orchestersprache gelingt sehr gut, die Akte 2 und 3 sind etwas schwächer. Doch der Bogen vom 1. Akt bis zum tragischen Ton des 3. trägt. Die Madama Butterfly geht an Elena Guseva (mit Blume im Haar), eher eine Sängerin der energischen, selbstbewussten Linien als der inwendigen Leidenstöne. Ihre pathetischen Gesten machen der Callas Konkurrenz. Ragaa Eldin (im unkleidsamem Uniform-Zweireiher, der speckige Hüften macht) singt die Partie des gedankenlos verliebten Pinkerton mit weichem, attraktivem Charme und höhensicherer Stimme, fast ohne Metall, doch mit viel Gefühl. Kraftvoll distinkt die Suzuki von Irene Roberts, deren Gesicht die Stimmungslage im Hause Butterfly getreu spiegelt.
Sind die berühmten Requisiten – die kleinen Ahnenstatuetten (Son l’anime degli avi), der Blütenregen (Tutti i fior, tutti, tutti), das Fernrohr (Il nome, il nome) – nur Opern-Plunder oder bezeichnen sie unverzichtbare Symbole, ohne die eine Butterfly nicht funktioniert?
Den Konsul Sharpless gibt Dong-Hwan Lee mit wohltönend weichem, sehr jungem Bariton, der im Laufe der Vorstellung an Autorität gewinnt. Den Heiratsvermittler Goro gibt Burkhard Ulrich mit charaktertenoraler Lebhaftigkeit, Kate Pinkerton in Sonnenhut und -schirm singt Karis Tucker. Zufriedenstellend die Nebenpartien: der alte Verehrer Yamadori von Michael Kim, der altgläubige Bonze von Byung Gil Kim, Kommissar und Standesbeamte von Matthew Cossack bzw. Andrew Harris. Die teeschlürfenden Verwandten verkörpern die Chorsängerinnen Martina Metzler-Champion (Mamma), Saskia Meusel (Cugina) und Jiwon Choi (Zia). Am Pult Ramón Tebar.
Nach Absage von Jaho und dann noch von diesem Agadzanyan habe ich verzichtet
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Ich weiss nicht, wann ich die letzte Butterfly erlebt habe, 10 Jahre mindestens her. Ist so eine Oper, die ich öfter nicht ertragen kann
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