Der dritte Opernabend und der zweite Tetralogie-Tag des zweiten Durchgangs des Thielemann-Rings Unter den Linden.
Andreas Schager. Der Mann ist ein Vergnügen. Denn Tscherniakows genial dürre Ring-Inszenierung mit den gnadenlos ausgeleuchteten Innenräumen braucht Thielemanns rassigen Sound, braucht Volles Wotanwahnsinn und Schagers coole Spontaneität. Dann klappts auch mit der Inszenierung, ist sie mehr als besserwisserische Regie-Dröppelei. Es ist ja stets ein neues Rätsel, wie Siegfried binnen einer Stunde vom Grobian (halte das Maul) zum Lyriker mutieren kann, der Kostbarkeiten wie Wie Wunder tönt singt. Schager (Adidas-Anzug in Royal-Blau, Mit diesem Trainingsanzug verpasst du deinem Streetstyle ein sportliches Update) löst das Rätsel. Die Stimme tönt stetig, fest, leuchtend auch in der Mitte, die Farbe aufregend zwischen hell und dunkel gemischt, das Timbre viel Metall im fluffigen Nockerlmantel, bei Brünnhildes Erweckung ist der Österreicher on fire. Der Tenor versteht sich der derzeit am besten auf Siegfrieds Huiness*. Und spielend füllt Schager den Heroenton des Finales mit jenem individuellen Gefühl, das sich bei jeder Phrase aufs Neue bewährt.
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