Anne-Sophie Mutter spielte Mozarts Violinsonaten verklemmt und paranoid aber äußerst genial. Ihre Attitüde aus Disziplin und haarsträubendem Eigensinn besagt: Die Violinsonaten von Mozart gehören mir, mir, mir. Ihr Prinzip scheint mir zu sein: Höchste Aufmerksamkeit von den Hörern zu erzwingen, Erlösung in Schönheit kategorisch zu verbieten. Deswegen ist sie groß. Die Attitüde Anne-Sophie Mutters ist natürlich eine, die alles Attitüdenhafte aus Mozart auslöscht. Sie macht ungeheuer gute Musik. Mozart erklingt als konstruktiv durchtriebene Gehirngeburt. Die Mozartsonaten erlangen eine unverstellte, komplizierte Kühnheit.
Sie kann sich konzentrieren wie sonst nur Simon Rattle. Anne-Sophie Mutters Kleid hätte Hugo von Hofmannsthals Frau beim Staatsopernbesuch gut gestanden. Der Applaus war zu Beginn freundlich und groopiehaft, zu Ende erschöpft und leicht ratlos. Nach dem Konzert signierte sie. Sie ist älter geworden. Falten im Gesicht. Man sah Fans, die ganze CD-Sammlungen mit Autogrammen beschriften ließen. Anne-Sophie Mutters Partner Lambert Okis ist in meinen Ohren, um es mit der Vorsicht auszudrücken, die sein Spiel kennzeichnet, ein sehr leisetreterischer Pianist.
Kritik Anne-Sophie Mutter Berlin: speziell, aber großartig