Flugs noch in die Sharon-Zauberflöte. Mozarts rätselhaftes Werk präsentiert sich unverbraucht und freigewischt vom Klischeeballast der Rezeptionsgeschichte.
So quietschbunt die Farben schillern, so treffsicher verlassen die schrägen Bilder, die Regisseur Yuval Sharon aus dem Hut zaubert, ausgelatschte Mozart-Pfade. Liebgewonnene Bühnenrequisiten mutieren zu Plüsch und Plastik. Nur die eingespielten Kinderstimmen testen die Frustrationstoleranz. Bei Sarastros Hoho-was-machen-die-denn-hier-fürn-Scheiß-Stimme wird mir’s zu viel. Rätselhaft fügen sich insbesondere jene Momente in den Fluss der Handlung, da die Akteure sich ihrer Marionettenfäden entledigen. Als virtuoser Knalleffekt erweist sich das traute Einbauküchenglück nach durchstandenen Prüfungsmühen (Ihr Götter, welch ein Augenblick!), ohne dass Sharon das hohe Paar desavouiert.
Fast makellos der Tamino von Julian Prégardien mit adretter Playmobil-Kostümierung und kecker Sturmfrisur. Prégardien ist bärenstark im Lyrischen wie im verhalten Heroischen, wobei er überlegen gestaltet wie kaum einer. Anders ergeht es mir bei der sopranklaren Pamina von Serena Sáenz (entzückend: legogelber Pony, plastikrotes Haarschleifchen), die überambitioniert tönt und statt Ach, ich fühl’s neutrale Textpakete serviert. Zur Premiere ausgebuht, erweist sich der Papageno von Schauspieler Florian Teichtmeister immer mehr als Glücksfall. Er singt burschikos und spielt den Weinliebhaber mit wohltuend zurückhaltender Nonchalance. Die nasal schnarrende Stimme hat man lange im Ohr.
Es gibt eine neue Papagena (Victoria Randem), die mindestens zwei Pluspunkte mitbringt: lebhaftes Spiel und eine Stimme, in der sich Gefühle spiegeln. In einer lustigen Kampfroboter-Attrappe steckt der bravourös trippelnde Monostratos Florian Hoffmann. René Pape wiederum leiht der Sarastro-Musik seinen hohen Ernst. Die heftig beklatschten heil’gen Hallen sind musikalisches Zentrum der Vorstellung. Von weit hinten muss die Königin der Nacht Albina Schagimuratowa ihre erste Arie singen (Zum Leiden bin ich auserkoren). Bei der zweiten (Der Hölle Rache) sehe ich sie nicht. Steht sie in der Bühnenloge? War ihr die Flugapparatur suspekt? Es gibt ein Buh. Zu unrecht. Sie genügt den Anforderungen des Leidens- wie des Rachestücks mit sicherster Arienagilität.
Sprecher ist Roman Trekel, die beiden Geharnischten Jun-Sang Han und Frederic Jost singen die gestrenge Choralfuge, während die beiden Priester im Salafisten-Look wie Kai aus der Kiste aufpoppen (Andrés Moreno García und wiederum Roman Trekel). Auf Schwebegefährten schaukeln Knaben (von den Tölzern) wie Damen (Adriane Queiroz, Natalia Skrycka, Constance Heller) hoch oben durch die Lüfte. Beide Formationen sind irgendwie schwer verständlich. Erst als die drei Knaben ihrem Luft-Nachen entsteigen und Pamina das Leben retten (sie tragen Fellmützchen und getupfte Kittel), höre ich sie klar und deutlich.
Routinier Julien Salemkour dirigiert die Plaste-und-Elaste-Zauberflöte pauschal straff und mit unergiebigem Vollklang. Es mag auch das Staatsopernorchester nicht allerbestens besetzt sein. Ich hätte gerne noch einmal Alondra de la Parra gehört.
Meine Zauberflöten-Kritik (Sharon) von letzter Saison: Kritik Zauberflöte Sharon neu

Wenn schon Zauberflöte sein muss, dann doch wohl lieber die an der DO
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Ohne die angekündigte Prohaska, ohne die angekündigte Parra.
Typisch mal wieder.
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Hab auch mit Prohaska gerechnet. Komme leider mit der Frau Saenz ganz und gar nicht zurecht. Hat aber viel Beifall bekommen für ihre lebhafte Darstellung.
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Bin gespannt auf die Pamina von Elsa Dreisig im April. Leider hat sie die Musetta im Dez/Jan abgesagt. Vielleicht singt sie nächste Saison ja Gilda. Könnte man nicht das französische Repertoire pushen, wenn man so einen vielversprechenden jungen Sopran aus Frankreich hat? Sie singt woanders auch Manon und Micaela. Aus irgendeinem Grund versinken die Schumann-Szenen leider in der Versenkung, wie so vieles an der Staatsoper. Da hat sie mir sehr gut gefallen.
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Die lustigen Pannen waren das Salz in der Suppe, ich schätze sie waren auch in der Vorstellung Donnerstag.
Erst streikt die Bühnentechnik unmittelbar vor der Arie der Pamina, worum Serena Saenz wirklich. nicht zu beneiden war.
Dann erzählt Florian Teichmeister der Witz mit den drei bzw. zwei Frauen und der Kristallkugel falsch herum und reagiert echt cool.
Und dann diese Sache mit der unsichtbaren Königin der Nacht.
Der Typ neben mir ist stöhnte nach den ersten Tönen von Teichmeister auf und ist n i der Pause raus.
Was die Besetzungsänderungen angeht, so war das bei der Zauberflöte schon immer so, da die meisten Rollen durch Ensemblemitglieder besetzt werden. Seien wir froh, dass René Pape und Pregardien sangen und der Wechsel zu Shagimuratova war ein Glück. Auf Parra konnte ich gut und gerne verzichten.
Mir hat die Saenz übrigens gut gefallen. Schöner, gut sitzender Sopran ..
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Ihr Blödmänner glaubt wohl, daß die Anne Prohaska, die zusammen mit dem Gyla Orendt das zauberhafteste Duett auf der Opernbühne überhaupt singt, sich mit solchem Quatsch beschäftigt.
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attire la !
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Mein Sohn war im Staats-und-Domchor, bis ihn seine preussisch-ekelhafte Lehrerin hinausgeworfen hat, weil er sich nicht disziplinieren hat lassen.
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Pape singt nicht Ochs
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Ist doch gar nicht schlecht. Besser so als wie vor 10 Jahren, als er den Wotan singt und das irgendwie nicht passt und mit Sachs liebäugelt und das auch nicht passt. Find ich OK wenn er jetzt sagt, nee, die Rolle ist doch nichts für mich. 100%ig hat die komische Rolle des Lustige Weiber-Falstaffs ja auch nicht gespasst.
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Wäre übrigens baff wenn Mehta gesund ist und Kraft hat und dirigiert.
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