Ein Samstagabendkonzert mit idealem Programm und halbidealem Ertrag.

Jungdirigent Tarmo Peltokoski hat den Turbo im Leib. Aber es klingt ruppig und wie mit dem Lineal gezogen. Peltokoski hat wenig Lust auf Nebenwerte.

Im Klavierkonzert Nr. 2 von Prokofjew, der nach seinem Geburtsort Sonizwka Ukrainer ist, feuert die rechte Hand virtuoses Skalenglitzer ab, während die Linke akkordische Schwerstarbeit verrichtet. Die Wucht des Repriseneintritts im ersten Satz ist unübertroffen, der Folklore-Chic à la Sacre du Printemps im vierten ödet an. Im zweiten Satz bleibt die Frage, wer wen beherrscht, das Klavier das Orchester oder das Orchester das Klavier, unentschieden. Jan Lisiecki brilliert beim listzschen Übertrumpfungs-Furor der ersten Kadenz, aber auch hier ist mehr Ruppigkeit als Zauber. Lässt die Bearbeitung von 1923 den Klavierpart von 1913 unangetastet?

Hauptstück des Konzertabends ist Sibelius‘ erstaunliche Lemminkäinensuite. Das vierteilige Werk steht zwischen Böcklins Toteninsel und Wagners Jung-Siegfried. Bester Satz ist nicht der Schwan von Tuonela, sondern der kolossale dritte. Peltokoski spart an Charme, aber nicht an Tempo. Sibelius‘ Stil umfasst bereits 1895 pathetische Posauneneinsätze und verschleierte Höhepunkte. Dirigieroptisch ist Peltokoski (ein bisserl hölzerner) Theatraliker.

Von der 2023 verstorbenen finnischen Komponistin Kaaja Saariaho erklingt zu Beginn Ciel d’hiver, und wenn man an diesem zugigen Vorfrühlingstag überhaupt an nordische „Winterhimmel“ erinnert werden will, dann von Saariaho. Das neunminütige Werk gehört zu den zahllosen Weltallstücken der Neuen Musik. Vage an Sibelius‘ Lemminkäinenmusik erinnernd, segelt die Edel-Tonstudie hart am Kitsch-Wind.