Es ist ein Elend mit Cassiers Ring. Ach Jottchen, ist dies Rheingold langweilig. Regisseur Guy Cassiers gibt der Einfallslosigkeit den Vorrang vor der Langeweile. Nur zwei Beispiele. 1. René Pape entwickelt die Standfestigkeit einer Berliner Litfasssäule.

2. Sidi Larbi Cherkaouis Tanztruppe bietet redundantes Leiber-Gewurschtel.

Auch das noch: Wagner ließ sich nie dümmere Alliterationen einfallen als in Rheingold. Man ist einiges gewohnt als Wagner-Liebhaber. Aber heute ist es hart. Das ist Fakt. Jeder kann es nachlesen.

Das Rheintöchtergeschwader besteht aus den kecken Damen Aga Mikolaj, Maria Gortsevskaya und Anna Lapkovskaja. Erstere mit gerundetem Soft-Sopran, zweite mit durchdringendem und dritte mit hauchigem Mezzo. Die drei hatten Spaß, was manche joviale (vokale) Ausgelassenheit besonders ohrenfällig suggerierte.

Alberich ist Johannes Martin Kränzle. Kränzles Alberich bietet einen hell, rasch vibrierenden Tenor mit schmalem, kehligem Stimmschall. Seine Diktion ist von prägnanter Präzision. Litfass-Pape versieht seinen Dienst im Zweireiher. Lockeres Piano, festes Forte, souverän sonore Pracht. In der Fricka von Ekaterina Gubanova kündigen sich schon die zickigen Zankereien der Walküre an. Die lieblich-frische Freia Anna Samuil, naja, sang sehr gut. Mit mäßigem Deutsch der Fasolt von Iain Paterson. Fafner ist Michail Petrenko.

Stephan Rügamer leiht Loge sein hellstimmiges, akrobatisches Parlando. Für mich mit etwas zu neutralem Klang. Anna Larsson ist eine säuerliche Erda.

Das Rheingold wahrt unter Barenboims Staatskapelle einen abgedämpft schmeichlerischen Klang, eine geschmeidige Parlando-Leisheit, die auch mal in wonnige Behäbigkeit umswitcht. Der Graben ist abgesenkt.

Ach Gott, Sven Lehmann, der Schauspieler des Deutschen Theaters, ist tot.