Musik im Betahanien in Kreuzberg!
Im trüben Berliner November lädt die Klangwerkstatt Berlin zum „Festival für Neue Musik“.
Das Minguet Quartett spielt im Studio I. Fünf Stücke, fünf Namen, fünf mal neue Musik.

Zu Beginn Elnaz Seyedi mit Fragmente über/unter Druck (11′, 2019), ein slightly trockener Aufmarsch von lauter klanglichen Mini-Ereignissen, die niemand vom Hocker hauen. Das Stück wirkt schnell statisch, sehr gewollt und nimmt keine Fahrt auf. Wobei das Minguet-Quartett Fragmente schon 2020 bei Ultraschall Berlin präsentierte.
Noch ereignisärmer gerät Quasi niente von Kunsu Shim (4′, 2025). In der auffälligen Kürze handelt es sich eher um eine Studie, die in schattenhaftem Erlöschen ihr Genüge findet. Das Material, Bezugspunkt ist eine Sonate von Skrijabin, erinnert immerhin an einen Hymnus.
Von der Kosovarin Anda Kryeziu kommt „Neue Kraft fühlend“ (10′, 2019), der Titel bezieht sich auf Beethovens op. 132. Das Stück ist größer an Umfang und Bedeutung. Weil mehr Drama herrscht, mehr Rihm’sche Expressivität, auch mehr Lametta. Man hört Tremoli, Glissandi, Streicherlinien wie Knallfrösche. Was dann eine halbwegs runde Sache wird. Beileibe kein Geniestreich, aber hörenswert.

Es schlägt die Viertelstunde der bekannten Namen. Toshio Hosokawa, der nun Siebzigjährige, ist mit Blossoming (10′, 2007) am Start. Zwischen behutsam sonorem Beginn und stillem Schluss liegt der von schlierenhaften Streichstimmschichtungen getragene mittlere, bewegte Abschnitt. Und? Blossoming wirkt mit seinem Mix aus Klarheit und Komplexität einfach großartig.
Faszinierend auch von Lisa Streich Sternenstill (16′, 2020). Der Eindruck ist der von Doppelvariationen (Hi, Haydn!). Zuerst etwas Kinderlied-haftes, nostalgisch, einlullend. Und dann schräges Rumgeklampfe. Beides verfremdet, sehr kurz, und doch seltsam eingängig. Das ist das Material. Was kommt, ist Fortspinnung dessen, mal spielerisch, mal unheimlich, hier neckische Pizzicato-Arpeggien, dort dynamisch runtergedimmte Klang-Gespinste. Ein bisschen freaky und definitv etwas, das im Ohr bleibt.

Als Zugabe ein dritter bekannter Name, Kurtag, ein Stück aus Officium breve op. 28. Es besticht durch Kürze und mehr noch durch vollkommene Unprätentiosität.
Schönes Konzertchen.
Mann ist das kompliziert
heute machen das alle so
ist da nicht normal ?
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Ich hab den nur einmal gesehn, in einem Figaro mit Ruggiero Raimondo als Graf und Kiri te Kanawa als Gräfin. Wer war nun der oder die beste ?
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moderne Musik
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