Anja Kampe, René Pape und Andreas Schager singen den ersten Akt von Die Walküre in der Staatsoper. Man hört wortverständlichen Wagnergesang ohne künstliche Exaltationen.
Anja Kampe ist heute Unter den Linden eine ideale Sieglinde, selbstbewusst beseelt, gewinnend und warm. In der Tiefe hat sie Wagnerischen Ernst, in der Höhe den weichen Thrill, das intensive Vibrieren, die Emphase für die Wagnerischen Gefühle. Den Ehemann trägt René Pape mit gerundeter Wucht vor, ohne finsteres Metall, hier und da nah am Sprechen, nicht als Präfiguration Hagens, sondern mit einem ins Objektive gesteigerten Missmut König Markes.
Verschämt leise beginnt Schager die Winterstürme und findet nicht den Ton für das Parlando der ersten Szene, ist aber ein aufregender Siegmund. Ein starkes Jagen wird zur mitreißenden Erzählung, fernab von jenem globalisierten Heldentenorjargon, der so oft für Verdruss sorgt. Es ist unendlich cool, Ein Schwert verhieß ohne jede Überanstrengung zu hören. Und Schager singt den Schluss spielerisch und eindringlich, mit jenem Überschuss an Tenorkraft, der ihn auszeichnet, und mit einem Lächeln.
Es ist eine Tatsache, dass seit Bayreuther Ewigkeiten jene Wagnertenöre, die Siegmund können, eben nicht den Siegmund singen, sondern Siegfried. Die 2010er waren diesbezüglich kein gutes Jahrzehnt, wenn auch O’Neill, Botha, Smith, Ventris oder Gould als Siegmund mehr oder minder ihre Meriten hatte. Nur Seiffert stach heraus.
Die Staatskapelle muss aufgrund von Krankheit von Barenboim umsatteln. Der in Zürich geborene Philippe Jordan zäumt nun als reisige Maid das Orchesterross. Sein Wagner klingt genau und hart. Vor der Pause spielt man Tristanvorspiel und Liebestod, ersteres passabel.
Ich hab mich ja mal bei der DO als Regiepraktikant beworben, aber die wollten mich nicht.
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Die Sieglinde ist wirklich mit dem Hunding verheiratet ? Ich dachte immer, das wäre so eine Art Aufpasser oder Papa. Menschenskind.
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