Was ist schlecht an der neuen Linden-Aida? Nicht viel. Die Videos sind sicherlich schlecht.

Es gibt eine neue Amneris, die Französin Clémentine Margaine, ihre Kraft ist guttural, ihr Sound üppig, ihr Singen angenehm zuverlässig, und sie bringt für die Rolle der Rivalin die richtige Mischung aus menschlich und rassig mit, ohne eine Mezzo-Maschine zu sein wie die formidable Garanča, bei der man nie genau weiß, ob echtes Blut in ihren Adern fließt oder irgendein baltisches Frostschutzmittel.
Guanqun Yu (für die erkrankte Siri) offeriert für die Aida einen Hauch Routiniertheit, entschädigt dafür mit Ensemble-überschwebenden Spitzen und hinreißend sorgfältiger Linienführung. Ivan Magrìs Radamès schummelt sich an Regie-Befehlen Bieitos vorbei: kein Kriechen auf dem Schwebeplafond beim Duett mit Amneris, kein theatralisches Zucken in der Sterbeszene. Dafür bietet sein Radamès ein lebendiges Porträt, und er kommt pflichtgetreu all seinen tenoralen Pflichten nach. Gefällt mir besser als das seelenlose und vorlaute Mucki-Männchen von Eyvazov. Überraschung: Luisotti rückt bei der romanza vom Toscanini-Schluss ab.
Das einzige Buh erschallt, als Luisotti gerade mit dem vierten Akt anfangen will. Worauf einer (oder eine) klatscht.

Was Bieito gut macht, ist das von schräg schwebenden Panelen bühnenhoch in den Saal geworfene Weißlicht (Akt. 3). Gut ist, wenn Amneris in Akt 4 in ihrer Trauer allen Bitch-Contest vergisst und die in eine äthiopische Flagge gewickelte Aida, in der diese kurz darauf sterben wird, mit ihren eigenen Händen zu Radamès zieht.
Ramphis Erwin Schrott sieht als Oberpriester unverschämt gut aus (der Gänswein der Bassbaritone, um in der priesterlichen Spähre zu bleiben), er singt bestklingend markig und stakst über die Bühne, als wäre er der Heerführer aller Heerführer. Alfredo Daza (als Amonasro) ist ein Politiker der Leidenschaft und ein hegemonialer Vater, mit so drängend vibrierendem Bariton, dass man ihm beinah verzeiht, dass sein Handeln, wie jenes Rigolettos, den Tod für die eigene Tochter bedeutet. Der König des Grigory Schkarupa erweckt den Eindruck, als diene sein Singen der ironischen Enthüllung der Rolle, was zu Bieitos Interpretation der Rolle passt, aber Verdi vermutlich nicht ganz zufriedenstellen würde. Victoria Randem (die reizvolle Priesterin) stolziert als Stiletto-Maskottchen durch die Reihen der „morte“ geifernden Krieger, hörenswert der Bote des Gonzalo Quinchahual.
Mit Luisottis kraftvollem, stets etwas wagnerisierendem und die Sänger bisweilen zudeckendem Dirigat habe ich meinen Frieden geschlossen.
Interessante, theoretische Ansichten zur Zukunft des Regietheaters :
https://m.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/podiumsdiskussion-zur-zukunft-der-opernregie-19345970.html?GEPC=s9&premium=0x26c15aff33e23a278ced4d56f79b661b463d731cd5db5e9135c99abccae5d6e0
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habe jetzt grade gegen alle Vernunft ein Ein-Monats-Abo beim Van Magazin abgschlossn
sogt dr Frosch, Gfängniswärtr
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ein Ausbruch aus dem System ist allerdings schwierig
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Padre, a costoro schiava non sono
ist ein ganz wichtiges Stück der Oper.
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Wenn ich eins weiß, was ich mir ganz sicher nicht ansehe, auch wenn die Besetzung fast dieselbe grandiose ist wie letztes Jahr in der Deutschen : den Lohengrin von Bieito. Allein die Standbilder sind ähnlich grauenhaft und fingerzeigend wie die der Aida. Kann mir nicht vorstellen, daß die Musik das alles überspielt.
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Oder soll ich die Augen zumachen ? Nee, ein grandioser Lohengrin in 20 Jahren reicht.
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Ihr Berliner, welche Erfahrungen habt ihr mit Irene Roberts? Die ist im Ensemble der DOB und gab in Hannover ihr Debüt als Kundry – wenn diese Höllenrose mich an ihren mütterlich jungen, verfluchten Busen drückt, so vergesse ich meine Furcht vor diesem Stück, vor der Welt, alles vergesse ich. Hinreißend schön.
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S‘ ko scho sei, sogt dr Bondlkramer…
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Also ich hab nur eine einzige Kundry in meinem Leben live gesehn und verstehe das ganze Stück nicht. Wie man soviel um Liebe und Erlösung palavern kann, anstatt das ganze einfach zu machen.
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kann man dieses Stück denn eigentlich verstehen? Der Parsifal ist doch ein bisschen, als läge man im Fieberdelirium im Bett und dann fällt einem das Kruzifix von der Wand auf die Rübe.
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Sehr treffend die Beschreibung der Garanca und des stolzierenden Schrott!
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