Das ist aber doch mal ein Vergnügen, Beethoven und Bruckner am frühen Sonntagabend in der Deutschen Oper.

Das Vergnügen kommt allerdings erst nach der Pause. Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 rollt weniggeprobt dahin, und Shai Wosner ist für Berliner Verhältnisse ein mittelmäßiger Pianist, der auch in der Kadenz und bei der Zugabe nicht überhell glänzt.

Die 6. Sinfonie von Bruckner, die Donald Runnicles dirigiert, ist aus anderem Holz geschnitzt.

Tempomäßig weht eine steife Tempo-Brise, wie bei Ticciati bzw. Jansons. Alles fließt. Der Kopfsatz ist ein wilder Ritt. Bei den galoppierenden ff- und fff-Tuttis geht Runnicles für mein Gefühl bei diesem tollen Tempo und dieser Lautstärke durchaus ins Risiko. Es klappt aber bravourös. Und dann dieses pastos-schwere, zu allem entschlossene Cantabile. Runnicles unterbindet Abschotttungstendenzen zwischen den drei Themengruppen, bringt ein Fluidum aufs Podium, das die Brucknersechste mühelos trägt.

Nur die in Platinblond strahlenden F-Trompeten beim A-Dur der letzten Takte (Satz 1) sind mir zu viel. Aber das Blech ist durchweg hochkarätig. Puristen mögen Mängel bei Präzision und Transparenz anmelden.

Was soll’s. Runnicles‘ Bruckner hat die Kraft, Details wie selbstverständlich ins große Ganze einzuordnen und bleibt selbst in den Überleitungen unmittelbar sinnfällig.

Obendrein verpasst der mit pragmatischer Gravitas dirigierende Runnicles dem Orchester der Deutschen Oper – anders als der nervöse Ticciati letztens beim DSO – trotz zackigen Tempos ein breit strömendes Adagio (Sehr feierlich).

Herrlich. Runnicles + DO-Orchester: eine wichtige Stimme im Kreis Berliner Brucknerinterpretationen der letzten Jahre, als da waren Thielemann, Nelsons, Barenboim (wird er noch mal?), Blomstedt und Jansons (mir beide persönlich etwas zu trocken), Rattle (nicht immer ideal, aber kann jemand das Finale der 7. so wie er?), Muti mit den Wienern, Janowski (beim RSB, weniger mit den Philharmonikern).

Jubel. Zufriedenheit bei Orchester und Dirigenten.