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Konzerthaus Berlin.
Beethoven Klavierkonzert Nr. 2.
Martha Argerich.
Wie spielt Martha Argerich? Ihr Spiel ist lyrisch und unberechenbar,
es ist unmittelbar und komplex, dabei aufsässiger und versenkender als das anderer Beethoveninterpreten. Ihr Ton leuchtet schwer, ohne sich zu exponieren. Ihre Rubati leuchten unmittelbar ein. Aus der Kadenz zum 1. Satz macht sie ein Drama aus Licht und Schatten. Im Adagio: höre ich schwingende Melodien. Im Finale: herrscht rapides Tempo. Die Staatskapelle musiziert gespannt-gestrafft – den Beginn der Orchesterexposition ausgenommen. Die Bläser glänzen im Adagio – besonders die beiden Hörner.
Die Zugabe ist das a-Moll-Rondo zu vier Händen von Franz Schubert. Barenboim hat nicht Argerichs Akkuratesse. Er hat es ja nicht einfach neben Argerich.
Elgar, 1. Sinfonie.
Was Sie über Barenboims Elgar wissen müssen.
OK, Elgars Durchführungen klingen gerne brahmsiger als Brahms selbst. Aber das kennt man bisweilen auch von Brahms. Elgar-Verächter führen an, dass Elgars Orchesterwerke unter einem Gewand von nebulösem Klangfirlefanz verschwänden wie eine Neuköllnerin unter der Burka. Okaayyy. Aber Elgars Genie verträgt viel Burka. Und Barenboim erkundet Elgars Erste kongenial. Nichts kommt zu kurz, weder das repräsentative Hochgefühl der Ecksätze, noch der unerhörte melodische Charme im zweiten Satz (2. Thema), noch auch die pompösen Gefühlslagen im Adagio. Die Staatskapelle spielte kaum je fokussierter. Es ist eine Demonstration der Macht. Selten entfaltete Barenboim die Potenzen des Orchesters hörbarer. Welches Orchester der Welt ist wirklich substantiell besser? Und ist es Altersmilde, dass Daniel Barenboim zwischendurch einfach mal das Dirigieren sein lässt, sich am Ohr kratzt, in aller Ruhe das Schweißtücherl zückt oder einfach die Arme an die Seite legt und zuhört?
Kann man dem Floristen, der die Sträuße für Barenboim liefert, eigentlich mal sagen, dass die Sträuße NICHT SO FEST GEBUNDEN WERDEN SOLLEN, weil der Maestro sie sowieso auseinanderrupft. Gestern Abend war es anscheinend besonders schwer.
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Martha Argerich ist die Beste. Für mich war die Kadenz der Höhepunkt bei Beethoven. Wahnsinn, wie sie den Fortissimo-Höhepunkt der Kadenz ausspielte und wie unbeschreiblich die Tempo-Anpassungen gelingen. Einfach nur hinreißend das dolce. So hört sich meiner Meinung nach zeitloses Klavierspiel jenseits der Moden und Trends an. MA hat immer noch den kultiviertesten Anschlag und in punkto Temperament macht ihr sowieso keiner was nach. Es liegen Welten zwischen ihr und Pianisten, die man gerade fast jeden Monat in Berlin hört wie Emmanuel Ax oder Piotr Anderszewski und das sage ich ohne jede Ranküne gegen Ax oder Anderszweski. Bravo, Martha. Schade, in der Philharmonie erklang keine Zugabe zu vier Händen.
Wie viele Bekannte, die ich kenne, hatte ich vor einigen Jahren noch ernste Probleme mit Elgar, aber inzwischen liebe und schätze ich seine Konzerte und Sinfonien außerordentlich. Barenboims Eintreten für Elgar ist vorbildlich zu nennen. Ja, ein hochkarätiges, erstklassiges Konzert, das selbst für Berliner Verhältnisse bei weitem nicht jeden Monat zu erleben ist.
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Das Konzerthaus führt zu konzentrierterem und kompakterem Klang des Orchesters. In der Philharmonie entweicht der Klang nach allen Seiten. Deshalb ist der rein klangliche Höreindruck bei Konzerten im Konzerthaus meist eindrucksvoller.
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