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Das Musikfest Berlin gruppiert 2015 seine Veranstaltungen um Werke von Schönberg, Nielsen und Mahler.

Die Begegnung mit Nielsen und Schönberg ist aufschlussreich. Doch Mahler hätte die künstlerische Leitung weglassen können. Ihn höre ich jede Saison. Stattdessen wäre es angezeigt gewesen, die kompletten Sinfonien Nielsens aufzuführen.

Zu Barenboim. Zur Staatskapelle. Zu Schönberg.

Es ist ein Soloabend für jenen grummeligen Herrn, der schon in jungen Jahren an seiner blanken Schädelkalotte zu erkennen war und über einen bemerkenswerten jüdisch-wagner’schen Hintergrund verfügte.

Herzstück des Abends sind die 21-minütigen Variationen für Orchester op. 31. Nur radikale Zwölftonmusiker erkennen, dass es sich hierbei um Variationen handelt. Op. 31 ist voll unvergleichlicher Einfälle. Barenboim zielt auf den heißen Atem. Schnell das Scherzo (VIII). Drängend der Walzer (IV), heute ohne nerd-hafte Sprödigkeit. Wuchernd die Syntax in V. Wahrhaft symphonisch das Finale, ein Ort ständiger motivischer Permutation. Das Thema hörte ich nie schöner. Diese Komposition ist pures Hexenwerk. Die Aufführung ist blendend. Zu diesem Zeitpunkt war Schönberg schon lange der großartig versnobte Komponist, der jene Kadenzen, die Nielsen mit großer Freimütigkeit in seine Sinfonien einbaute, zutiefst verabscheute.

Die fünf Orchesterstücke op. 16 stehen zwischen Variationen und Verklärter Nacht, was Komplexität und Melodie angeht. Heftigkeit und Sicherheit sind noch nicht die von op. 31.

Musikfest 2015 Staatskapelle

Musikfest 2015 Staatskapelle

Verklärte Nacht stattet die Staatskapelle mit schwelgerischem Espressivo aus. Ein Stück von überschäumender Phantasie. Es klingt wie destillierter Tristan. Undoktrinärer war Schönberg nur in Erwartung. Zur Interpretation: Ausdruck ging vor Genauigkeit.

Daniel Barenboim dirigiert ohne Partitur, aber mit Schweißtücherl.

Atonaler Applaus. Ich warte auf Nielsen.