Komisch, ich habe Semjon Bychkows Dirigate nie wirklich geschätzt. Ein Fehler.
Der Don Quixote ist heute Abend ein Schwall guter Musik.
Strauss‘ Stück hat unter Semjon Bychkow einen Touch Elgar, einen zauberischen Schwung. Das Orchester hat helles Timbre. Der Philharmonikerklang fließt weich und ist bar aller klanglichen Schwere. Die klangliche Schwere missfiel mir an Bychkow bislang ab und an. Die klangmalerischen Eseleien, die Richard Strauss‘ Genie hier in unnachahmlicher Manier eingebaut hat und die in Don Quixote zahlreicher als in der Alpensinfonie sind, gelingen mit triumphaler Großzügigkeit (Pedanterie in den kleinen Dingen ist unerträglich – Flaubert, 30. 9. 1855).
Andreas Buschatz (Konzertmeister) spielt zum Verlieben (seufz), Máté Szücs (Solobratsche) spielt wie ein Verliebter (seufz, seufz). Bruno Delepelaire (Solocello) geht seine Aufgabe mit Frische und Hingabe an. Im Ernst, er spielt mit elegantem, schlanken, empfindsamem, machen wirs kurz, schlichtweg hinreißendem Ton (Amüsiere dich gut, wenn du kannst – Flaubert, 15. 8. 1856. Genau das habe ich gemacht).
Semjon Bychkow leitet mit schwimmenden Armbewegungen. Er kommt ins Schwitzen.
Von Schuberts Achter Sinfonie bin ich angetan. Sie zeigt heute Abend eine Vorliebe für echt malerische Details, die gänzlich ungewohnt ist, sowie eine Unlust zu Pathos, die entzückte. Bis auf das Finale, das ein bisserl mehr Pfeffer vertragen hätte.
Och nee, nicht Don Quixote, bitteschön. Ist ja noch schlimmer als Alpensinfonie :-)
Aber den Schubert habe ich genossen.
Gruss
Tom
LikeLike
@Alpensinfonie
Das Fremdeln mit Strauss‘ Mega-Longplayern ist unklug. Erst die Weiten von Alpensinfonie und Sinfonia domestica führen den unvoreingenommenen Hörer zu vollkommener innerer Ruhe und Zufriedenheit.
Das musste einmal gesagt werden.
Don Juan ist doch nur Vorgeplänkel.
LikeLike
Nee, sorry. Da gehe ich nicht mehr mit. Immer mehr Instrumente und immer größere Länge machen von selbst kein Meisterwerk. Das kippt dann schnell und wird langweilig. Und in punkto Sinfonia Domestica: schöne Stellen ja, aber als Ganzes halte ich dieses Stück für ungenießbar.
LikeLike
Dies ist eine sehr despektierliche Kritik, die keinen Respekt vor Musiker und Dirigenten zeigt. Wie kann man so einen Unsinn lesen geschweige denn schreiben?
LikeLike
Danke für den Kommentar. Aber ich möchte doch anmerken, dass der einzige, dem ich in diesem Konzertkommentar eventuell keinen Respekt zeige, Flaubert ist. Was allerdings auch kaum sein kann, da ich ihn so freundlich zitiere.
LikeLike