Langhoffs Inszenierung ist eine der besseren. Unterstützt durch das spielerisch-dezente Bühnenbild Herbert Kapplmüllers, entwirft sie mit leichter Hand den für den Figaro notwendigen Phantasie-Raum und fasst diesen doch genau. Es herrscht die transparente Luft der psychologisch-erotischen Bilderfolge.  Die Inszenierung kann klassisch genannt werden im Verzicht auf vorlaute Regieeinfälle.

Die Wiederaufnahme ist besonders auch sängerisch erfreulich. Kyle Ketelsen (Figaro) bietet gesanglich Außerordentliches. Mit großer Erfahrung singt Roman Trekel einen sehr spezifischen Conte, inklusive detailreicher Darstellung der Affekte. Dorothea Röschmann bringt eine bezwingende Gräfin auf die Bühne. Ihr vibrierender Sopran hat reifen erotischen Zauber. Anna Prohaska scheint zur Susanna wie geschaffen. Eine Stimme wie gekühlte Fanta. Eine leichte Stimme, mit souveräner Meisterschaft geführt – darstellerisch graziös und sängerisch klug eingesetzt.

Unter den weiteren Sängern ist Katharina Kammerloher zu nennen, der die Marcellina sehr lag. Maurizio Muraro singt einen autoritären Bartolo mit autoritärer Stimme, Anna Bonitatibus einen quicklebendigen Cherubino mit ebensolcher Stimme. Das „Non so più“ hat sprudelnde Leidenschaft, könnte aber noch ebenmäßiger gesungen werden, das „Voi che sapete“ klingt dann schön diszipliniert und doch kraftvoll.

Christopher Moulds straffer, guter, kenntnisreicher Leitung fehlen zur vollständigen Erstklassigkeit Subtilität, Durchsichtigkeit und jener Überschwang, den die Nozze di Figaro an einigen Stellen fordert. Wunderschön und fließend gelingt Moulds die Verkleidungsszene im zweiten Akt. Sonst herrscht eine Tendenz zum Robusten. Vor dem 3. Akt spielt der Flötist sich mit einem Motiv aus dem Schleiertanz der Salome ein. Da sage ich Dankeschön für die kurzweilige Unterhaltung in der Pause.