Neue Leute beim DSO!
Valerie Fritz spielt Staud, Jérémie Moreau Beethovens G-Dur-Konzert.
Neu ist auch die Dirigentin Barbara Dragan, großgewachsen, aus Polen, Locken wie der junge Rattle.
Ja, neue Gesichter, aber auch eine Repertoireerweiterung, nämlich die symphonische Dichtung Ange („Engel“) des Ukrainers Fjodor Akimenko, ein zehnminütiges Nachtstück. Komponiert wurde es 1924, hört sich aber an wie von 1904. Doch Akimekos schwermütig luxurierender Bewusstseinsstrom ist ein echter Hinhörer. Tuba und Harfe unterstützen üppig das Schwelgen und Schwärmen, Ange erinnert an Ähnliches bei Szymanowski. Das Deutsche Symphonie-Orchester spielt das unter Dragan sehr gut.

Bei Klavierkonzert Nr. 4 hält sich Dirigentin Barbara Dragan dann zurück. Lautet die Marschroute: Spannung niedrig, Sicherheit hoch? Und Jérémie Moreau? Dessen Spiel scheint spektakulär unspektakulär, ja, beinah zu beiläufig. Man ist am Beginn der Durchführung, als man die Klasse merkt. Dass da einer ist, dessen überlegtes, abgetöntes Spiel mit Akkuratesse und Kraft gefüllt ist. Der poetisch und hochbewusst spielt. Das Andante kurz angebunden, schnörkellos, doch mit feiner Gefühls-Hellhörigkeit. Rubato wird gespart. Stattdessen achtet der Franzose auf Zusammenhang, Zusammenklang. Gegen Moreau wirken Piemontesi oberflächlich, Thibaudet klangverliebt. Aber Moreau hat auch wenig von Aimards clarté. Der Anschlag ist etwas schwerer, nicht perlend. Eine ausgezeichnete Interpretation für die Hörer, die den Mangel an Drama nicht als Fehler empfinden.
Johannes Maria Stauds Segue dürfte trotz gegenteiliger Beteuerungen des Komponisten doch ein Cellokonzert sein. Solistin Valerie Fritz muss sich in Teil 1 fortwährend der Ballungen des Orchesters erwehren. Fritz macht das mit imponierendem Behauptungswillen und – konzertanter Energie. Stückprägend die Solopassagen mit crazy Tremolo-Effekt. Das Werk ist sehr hörenswert. Nur die Kadenzen, die erste delicato, die andere in heftigem Pizzicato, wirken Cello-selbstreferentiell.

Auf russische Musik habe ich seit dem 24. Februar 2022 keine Lust mehr.
Das vielzitierte Berliner Orchesterkonzertdebüt von Daniel Barenboim („RIAS stellt vor“) fand übrigens am 15. Mai 1963 statt, just in dieser Konzertreihe, mit Beethovens Es-Dur-Konzert, wenige Monate vor der Eröffnung der Philharmonie.
Ein Drama, dass Hilary Hahn bei den Philharmonikern abgesagt hat.
Man muss ja nicht auf Details rumreiten, aber die UA von op. 58 war doch wohl März 1807 Palais Lobkowitz und nicht erst 1808, wie Programmheft und Moderator sag(t)en.
Sparte unfreiwillige Komik. Wenn die Forderungen des mir völlig unbekannten Herrn Uhde an den grausamen Härten der realen Welt scheitern: „Vor fünf Jahren forderte Folkert Uhde in VAN einen »New Deal for Culture«. Heute blickt er zurück – und stellt fest: Nichts hat sich verändert.“
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Lesen Sie Programmhefte ? Haben Sie das nötig ?
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St. Anne statt Ange
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ab 14:23 geht es wirklich los
schade, daß man das auf dem Klavier nicht richtig nachmachen kann; die Oberstimmen sind nur für ein Manual geschrieben, aber dann fehlt der Bass. Der Busoni hat das wie vieles andre für Klavier transkribiert, aber dann klingt es bombastisch. Von Reger gibt es auch noch was, aber da sind so viele Oktaven hintereinander, dass die unmöglich jemand schön spielen kann.
Was tun ? Die Oberstimmen auf 1 Manual üben und den Bass hinterher irgendwie einarbeiten. Vielleicht hilft Busoni dabei.
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