Nach der schlechten Walküre (Bericht folgt) ein teilweise gar nicht so übler Siegfried.
Ich höre auf BR Klassik.
Der Siegfried von Klaus Florian Vogt ist leicht und liedhaft. Wie ein zarter Tarzan schwingt er sich von Phrase zu Phrase. Vogt ist weder Rabauke noch Recke – ein Vergnügen. Nur ein Vogt schafft es, die hässlichen Stellen in Anführungszeichen zu singen (Deinen Sudel sauf allein / Beim Genick möcht ich den Nicker packen, den Garaus geben dem garst’gen Zwicker / Heraus damit, räudiger Kerl / Vermagst du’s nicht, so halte dein Maul). In den zwei Waldvogelszenen ist Vogt unbelievably passend. Erstaunlich gut gelingt das Finale, auch wenn die Leidenschaft weniger per Stimme, eher via Text beglaubigt wird.

Den Mime verkörpert quirlig und hyperpräsent Ya-Chung Huang. Das ist wunderbar silbenprägnant. Minus: Der Vortrag wirkt auf Dauer zu clean.
Und jetzt flugs zum Wanderer. Da hört man die durchlagsstarke Stimme von Tomasz Konieczny (bei Valentin Schwarz: ein Clanchef ganz in Gelb). Prima ist die differenzierte, Gott und Mensch untrennbar verschränkende Affektdarstellung, bspw. in der Alberichszene. Stark auch Kenntest du mich. Das ist die Habenseite. Daneben gibt es stimmfarbliches Einheitsgrau, gequetschte Vokale (Was macht der Pole nur aus Wache, Wala?). Was alles in allem zu einem Ton beeindruckend herrischer Miesepetrigkeit führt, dem in Bayreuth kein Wagnerianer entrinnen kann. Der Göttervater als Quetschkartoffel. Aber er ist doch einer der Besten. Kaum was auf der Habenseite hat Alberich Ólafur Sigurdarson. Schwache Höhe, markiertes Volumen, unsichere Attacke, nicht überzeugend auch das Buffa-Duett mit Albenbruder Mime Wohin schleichst du.

Die einen mögen Catherine Foster, die anderen nicht. Die in Bayreuth geschätzte Engländerin liefert ihre altbekannte Brünnhilde, mit strahlender Höhe, heulender Mitte und unterirdischer Textwiedergabe. Der Ausdruck ist erschreckend unbedarft, die i’s sind so dünn wie der Nieselregen in den East Midlands.
Für Fafner bürgt die solide, ernste Autorität des Tobias Kehrer. Besonders berührend der Bericht des Sterbenden. Für die Erda schlägt die große, unebene Altstimme der Anna Kissjudit zu Buche. Victoria Randem ist wenig verständlich (Waldvogel).
Zur Dirigentin Simon Young, die einen etwas harmlosen Schönklang favorisiert, siehe ausführlicher bei der Kritik zu Rheingold oder dann wieder zur Götterdämmerung.
Fazit: Der Schwarz-Ring ist weder szenisch noch musikalisch zum Ausflippen und dürfte dereinst nicht zu den großen der Bayreuther Historie gehören.
Wie Sie wissen, ist Siegfried nun der einzige Teil vom Ring, den ich nicht grundlos nie gesehen hab. Was empfehlen Sie?
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Danke für die launigen Bayreuth-Impressionen. Es amüsiert mich sehr.
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