Statt Stress mit der Politik bietet das RSB-Konzert am Wahlsonntag einen neuen Blick auf Naturphänomene wie Frühlingsstürme und Libellen.

Oder auf hohe Temperaturen. Denn das sechsminütige Stück Heliosis von Hannah Eisendle schildert offenbar unerträgliche Hitze (2021, deutsche EA). Und landet, weil jenseits der lärmenden Klang-Fassade eher simpel gestrickt, schlussendlich irgendwo zwischen Strauss‘ Schleier- und Chatschaturjans Säbeltanz. Mehr Unterhaltung bietet das Violinkonzert der Schwedin Tebogo Monnakgotla, Untertitel Globe Skimmer Surfing the Somali Jet (Übersetzungsvorschlag: „Die Wanderlibelle lässt sich auf der Luftströmung ‚Somali Jet‘ treiben“). Aber es ist auch länger, farblich reich, delikat, was Details, Strukturen angeht. Aber kontrastarm. Der (natürlich falsche) Eindruck ist der, dass Solist Johan Dalene nur Arpeggien spielt. Meine Konzentration lässt genau da nach, wo der offenbar ähnlich empfindende Typ in Block A rechts während der Kadenz-artigen Arpeggienstelle hustet.

Die Frühlingssinfonie (Robert Schumann nannte sie selbst mehrmals so) klingt unter Giedrė Šlekytė rau aber herzlich. Bei Šlekytė kommt der Frühling schnell, besonders in den stürmischen Tutti. Packend variiert Schumann die Sonatenform: sehr kurze Exposition und straff verkürztes Thema zum Repriseneintritt im ersten Allegro, ständig neue Gedanken in Durchführung und Coda. Die litauische Dirigentin freut sich, dem breiten Grinsen nach zu urteilen, über den Zwischenapplaus. Unkonzentriertheiten der Bläser sind im Larghetto (fast) Geschichte. Eben das Larghetto ist der Höhepunkt. Dessen schwergängiger, doch nie stockender Gesang, dessen Hörner-Schwermut löst sich bis zu krassen pp-Posaunenstelle des Schlusses nicht vollständig in Schwärmerei. Das war sehr gut.

Ein Hoch auf die sächsische Romantik. Passend legt Thielemann heute Abend bei der Staatskapelle mit Mendelssohn nach.