Ein Abend mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin im Konzerthaus.
Die f-Moll-Sinfonie von Haydn hört man jetzt öfters. Bei Ádám Fischer spielen 2. Geigen und Bratschen in Streichquartettformation. Und alle Streicher vibratolos. Ist der langsame Satz, der bei Haydn hier an erster Stelle steht, deshalb so lang? Doch das Allegro witzelt stürmisch durch die f-Moll-Wildheiten. Nach dem Menuett (ein Problemstück, es ist nicht nur zeremoniell und behäbig, sondern auch hintergründig) sprudelt das Allegro-Finale mit seinem tollen Thema (siehe Foto) rastlos-selbstbewusst zum beklatschten Ende.

Ádám Fischer, der ein Witzbold ist, was man sowohl beim Dirigieren als auch besonders, wenn er nicht dirigiert, sieht, macht Mahler schnell (Sinfonie Nr. 5). So schnell, dass man bisweilen denkt, Tempo stehe über Thema, (nivellierende) Rasanz über (individualisierender) Prägnanz. Aber es sind Stellen dabei, bei denen die Post abgeht. Das Scherzo kann dünn klingen. Anderes im Scherzo hat so einen wahren Drall. Wie nach den magischen ff–p-Stellen (die „Zäsur“), wenn das F-Horn wie noch nie gehört rauh und rasch tönt. Wie auch immer, das Adagietto kommt nicht in Schwung. Was Fischer aber nicht anficht. Denn ruppig und geistfein findet das RSB im Finale den Ton, mit Rückgriffen auf die Wunderhorn-Zeit der Ersten bis Vierten und Vorgriffen auf das Jubelfinale der Siebten. Das ist dann ein Triumph der Partitur.
Wenn ich eine Stelle in den Goldberg-Variationen trotz 1000 Mal Üben nicht richtig kann – dann spiel ich sie halt, wie es mir passt und sie gut klingt. So haben’s vor mir Alexis Weissenberg und Wilhelm Kempff gemacht. Warum nicht ich auch ?
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