Schlanker Sachlichkeit weiß sich die von Nagano und DSO in der Philharmonie fabrizierte Mahlersechste verpflichtet. Und einer Prise Eleganz. Weltanschauliche Überfrachtung der Partitur findet eher nicht statt.
Was Details hörbar macht: die allgegenwärtigen Dur-Moll-Marken (nur 2 Takte andauernden), die ständigen Tonartenwechsel.
Und gerade die wunderlichen Werkteile in den Hörfokus nimmt: den misterioso-Abschnitt Andante (Satz 2), das Altväterisch des Trios, die extraterrestrischen „Introduktionen“ (Finale). Nagano bettet das so unspektakulär wie überlegen ein in schlanke Codas und traumverlorene Horneinsätze.
Nicht so pointiert wie jüngst bei Petrenko oder Mäkelä bleibt die Temponahme. So bleibt Zeit, sich den geheimnisvollen Motiven zu widmen, vor denen es in der 6. Sinfonie wimmelt: Herdenglocken, tragisches Paukenmotiv, Glockengeläut, Hohngelächter der Holzbläser, Rufmotiv im Andante, der metaphysische Hammer.
Bei DSO + Nagano klingt das klar, überzeugend.
Das schon zur Uraufführung gescholtene Andante mit seinen schwerelosen Themen? Ist ein Muster an Deutlichkeit, selbst, was die weiche Verströmungsmacht der Klimaxpunkte angeht.
Das Finale? Logisch trotz Vielstimmigkeit und Polythematik.
Die 6. als Tragische? Das Finale hat gleich zwei fröhliche Themen. Und Mahlers an die faulen Musiker gerichtetes Vorwärts!, Ende der Durchführung, passt ebensowenig zur „Tragischen“ wie der geniale Tubatriller, wenn alles seinem Ende zueilt.
Eine sehr gute Aufführung.
Sachlichkeit. Das is immer das Berliner Argument, wenn es emotional hakt oder nich weitergeht. So baut man Flughäfen.
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Ok, habe ein bisschen gestöbert und nehme es zurück. Das ist ja offenbar hier Usus, dass der Kommentarbereich nur mittelbar mit dem Text darüber zu tun hat und so ein Stammtisch ist ja auch was Schönes, wenn der Gastgeber einverstanden ist.
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Lieber Herr Eck, ich fände es besser, Sie machten Ihren eigenen Blog auf, als so oft unter ganz andere Konzerte Ihre aktuellen Funde zu posten. Man denkt, dass interessante Eindrücke anderer Konzertbesucher zu finden wären und ist ein wenig enttäuscht…ich jedenfalls.
Rolando Panerai bewundere ich übrigens sehr und höre ihn gerne.
Mahler 6 mit Nagano / DSO fand ich auch eine sehr gute Aufführung. Das DSO, sowieso fast immer sehr gut, zeigt mit Nagano oft seine allerbesten Seiten, finde ich. Unter vielen Guten herausragend wieder einmal die Holzbläser und die Schlagzeuger. Aber die Hörner waren auch super. Dito das Blech. Pauken nicht zu vergessen. Die Streicher hatten auch einen besonders guten Abend erwischt ;-)
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Ich kenn‘ nur ein paar Trompetentriller. Hab gar nicht gewußt, daß Rolando die Rolle auch gesungen hat :
Es überkommt ja öfters gute Fords, daß sie auch den Falstaff singen wollen, auch wenn es nicht so richtig passt. Einer der letzten war Lucio Gallo. Markus Brück von der Deutschen hat es zu seinem Glück, soweit ich weiß, nie geschafft.
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Kriegte gerade heute eine Mail von der Deutschen, daß ein andrer Opernstar namens Rolando endlich wieder eine Operngala anführen werde. Preise von 250 bis 650 Euro.
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Ein Falstaff darf nicht ernsthaft sein. Ein Ford dagegen muß es. Das macht am Ende den Unterschied.
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