Im Marmor-kühlen Säulenrund des Apollosaals singt Katharina Kammerloher Brahms. Nur Brahms, was ausgezeichnet ist, denn es ist ein energisch zusammengestellter Liederabend. Vor der Pause erklingen Lieder und Gesänge von Liebe und Glück, nach der Pause trübt sich die Stimmung ein bis hin zu düsterer Hoffnungslosigkeit.
Immer wieder geht es Katharina Kammerloher um die Spannung zwischen Volkston und Kunstlied. Bleiben wir bei den Volksliedern. Äußere Schlichtheit und innerer Elan kennzeichnet Die Schwälble ziehet fort. Das Lied besteht aus zwei kurzen Strophen. Der Text ist anonym, der Ton auswegloser Verzweiflung umso direkter: Es isch a böse, schwere Zeit. Brahms schrieb auch „Volkslieder“, die stärker ihren Kunstliedcharakter durchfühlen lassen. Eines, In stiller Nacht, lässt die kunstvoll schmucklosen Melodielinien unentwegt auf- und absteigen. Kammerloher singt die Emotion verhalten und aufregend zugleich.

Wie bist du meine Königin aus Brahms‘ op. 32 taucht das langjährige Ensemblemitglied der Staatsoper in dunkle Farben, trägt in jedem Moment innig intensiv vor. Dieses Lied kann ja so leicht misslingen. Man kann es ohne Gefühl singen oder mit zu viel. Im zweiten Fall droht altbackene Schwärmerei, die Gespreiztheit des Texts macht dann alles noch schlimmer. Ähnlich packend gelingt Wie rafft‘ ich mich auf (nach Platen). Es ist Wanderlied und Nachtgesang zugleich. Aus den Farben schmerzgequälter Resignation macht die Mezzosopranistin ein großbogig pochendes Ausdruckswagnis.
Spanisches Lied wird zum Schauplatz behaglicher Koketterie, Kammerloher übertreibt den Genre-Ton nicht. Direkt davor das kecke Salome (nach Keller). Eher selten zu hören ist das erregt strömende und mit expressivem Gusto gesungene Wehe, so willst du mich wieder. Gefühlsspuk und Erinnerungstraurigkeit treiben in Alte Liebe ihr Unwesen: Es ruft mir aus der Ferne/Ein Auge sieht mich an/Ein alter Traum erfasst mich/Und führt mich seine Bahn. Ebenso einfach, groß, mit einem Spektrum herber Gefühlsfarben gelingt Alte Liebe. Auch hier wird Erinnerung an vergangenes Glück verhandelt. Der Ton ist ganz auf gedämpfte Melancholie abgestellt.
Erst in Mainacht und in den Zugaben Von ewiger Liebe und Gut’n Abend hellt sich der imponierend schlüssig konzipierte Abend wieder auf und schlägt den Bogen zum Anfang, wo Frühling aus dem frühen op. 6 souverän bewegt und wie aus einem Gefühlsimpuls heraus zu Gehör gebracht wurde.
Turandot heute nur noch zwei Karten à 212€ :-(
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Carmen an Deutscher Oper waren die günstigen auch weg, wollte die Roberts mal hören
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Gegen alle Trübsinn helfen immer die Lieberliederwalzer. Aber die klingen im Chor immer viel besser, als mit den besten Solisten.
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