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Der Sommer ist da, und Rudolf Buchbinder spielt mit dem Orchester der Komischen Oper leicht und locker drei Klavierkonzerte, und zwar am Stück, zwei Mal Mozart, einmal Beethoven. Auch mal ein schönes Programm.
Buchbinder spricht am Flügel eine klare Sprache.
Die zwei Mozart-Werke – das frühe, noch in Salzburg entstandene Klavierkonzert Es-Dur KV 271 und das Konzert B-Dur KV 595 aus dem Todesjahr – klingen so einfach und klar und sind so schwierig zu spielen. Buchbinder, Österreicher, 1946 geboren, spielt sie mit sicherem Zugriff und unbedingter technischer Verlässlichkeit. Sein Spiel ist sachlich, ja geradezu objektiv. Das schließt kluge dynamische Abschattierungen nicht aus. Aber sein Spiel ist frei von Effekten, Forciertheiten und – bewahre! – stilistischen Faux-pas.
Der Pianist Buchbinder steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Wiener-Klassik-Tradition: Er hat studiert, wo Friedrich Gulda studiert hat. Kein Detail sticht ungebührlich heraus. Buchbinder gliedert und phrasiert Mozarts Melodien meisterhaft. Das gibt dem Kopfsatz des abgeklärten B-Dur-Konzerts die innere Ruhe, aber auch die Nuancen. Buchbinders Anschlag hat einen Hauch „akademischer“ Schärfe, anders gesagt, da meidet einer zu viel Gefühlsausdruck, selbst im lyrischen Larghetto von KV 595.

Am Steinway sitzt ein freundlicher, älterer Herr mit sehr guten Manieren und stattlicher Mähne. In der Komischen Oper hört man, dass dieser Herr einen der faszinierendsten Mozarts der Gegenwart spielt. Dazu spielt Orchester der Komischen Oper gewohnt wendig und aufmerksam, bei Mozart in kleiner Besetzung (zwei Kontrabässe).
Bewundernswert ist aber auch in Beethovens 4. Klavierkonzert das lebhaft bewegte, glasklare Skalenspiel. Es ist von höchster Schärfe, und das Tempo bleibt klassizistisch flott. Trödeln ist nun wirklich nicht Buchbinders Sache. Nur das Finale – wie auch den Schlusssatz von KV 595 – spielt Buchbinder doch zu beherrscht, zu gebändigt im Temperament. Das klingt mir zu sehr nach flink perlendem Klassiker.
Die Komische Oper ist so gut wie ausverkauft, was gewiss kein schlechtes Zeichen ist, wenn mit Daniil Trifonow zeitgleich ein anderer Großer des Klavierspiels zwei Ecken weiter in der Philharmonie gastiert.
Ein sehr guter Abend für Freunde herausragenden Klavierspiels.

Buchbinder – er ist einer der besten, die wir haben
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Danke für die schöne Besprechung! Wissen Sie, welche Kadenz er bei Beethoven im ersten Satz gespielt hat? Das war für mich eine der vielen schönen Überraschungen in diesem Konzert.
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Ja, ein wirklich schönes Konzert.
Die übliche längere. Die kürzere, extrovertiertere habe ich glaub ich noch nie live gehört.
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Jetzt gehen Sie schon zum Orchester der Komischen Oper statt zu den Philharmonikern. Buchbinder ist aber auch wirklich ein Grund! Ich habe auch schon schöne Sinfoniekonzerte des Komischen Orchesters gehört. Nur der Saal ist da wirklich ein Manko meines Erachtens, schade, dass sie nicht ins Konzerthaus gehen dafür (wenn die Philharmonie zu groß ist).
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