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Musikfest Berlin, Philharmonie Berlin.
Die musikalische Leitung liegt bei Jakub Hrůša, dem nagelneuen Chef der Bamberger Symphoniker.
György Ligetis Concert Românesc ist maximal echter Ligeti. Nur eben ein Frühwerk, das Einblicke in den Ligeti der frühen 1950er gibt, also bevor Ligeti auf die Idee kam, quasi-statische, mikroorganisierte Klanggletscher zu schreiben. Dem Typus nach zählt das Concert Românesc zu den damals in Mode gekommenen Konzerten für Orchester. Es ist für eher kleinere Besetzung geschrieben (doppeltes Holz, drei Hörner, keine Posaunen, Schlagzeug für zwei Spieler, Streicher). Natürlich klingt das nach Bartók, aber die scharf geschnittenen Themen à la Bartók, die gezackten Fanfaren des Blechs besitzen eigenen Wert. Nur das Thema des letzten Satzes scheint doch zu flott.
Begeisterungsstürme über Olga Neuwirths Schlagzeugkonzert Trurliade – Zone Zero sind bei mir ausgeblieben. Trurliade – Zone Zero hat Klarheit und Perspektive. Klug werden Orchesterstimmen und Solistenaktionen verzahnt, kollidieren und bilden spannende Strukturen. Geht man ins Detail, geht vom Klang große Faszination aus. Robyn Schulkowsky tut am Schlagzeug das Menschenmögliche. So weit, so gut. Extrem schlaue Konzertbesucher wie Sie und ich finden aber, dass schon Mahler den Reiz von Kuhglocken in orchestralen Zusammenhängen zur Genüge ausgetestet hat. Und dann beschleicht mich das Gefühl, dass die Popularität Martin Grubingers einen Ticken zu viele Schlagzeugkonzerte hervorbringt.
Nach der Pause Antonín Dvořáks vierte Sinfonie. Jakub Hrůša überrascht, mich zumindest. Hrůša floss Dvořák sozusagen aus den Händen. Hrůša besitzt ein vorsichtig sanguinisches Temperament, Mittelstimmen haben ihren gebührenden Platz, ein lebendiger Gesamtduktus herrscht. Dazu das DSO: die Streicher elastisch wie Schilf am Moldaustrand, ausgewogene Farbmischungen fallen auf, das Ganze basiert auf elastischer Holzbläserbasis. Das passt. Da öffnet sich ein musikalischer Raum. Obwohl der fünfunddreißigjährige Hrůša von Habitus und Optik her den Eindruck vermittelt, als sei er noch nicht grün hinter den Ohren. Das muss nicht von Nachteil sein. Mir hat er gut gefallen.
Kritiken der Uraufführung von Truliade – Zone Zero in Luzern: „Mitbringsel vom Schrottplatz“ (nzz.ch)
Kritik Musikfest Gustavo Dudamel Messiaen | Kritik Berliner Philharmoniker Andris Nelsons
Sie sind also nach dem Vormittagskonzert gleich in der Philharmonie geblieben, haben Sie sich im Besenschrank einschließen lassen?
Die Perkussionsmanie in der Neuen Musik gibt es ja nicht erst seit Grubinger. Michael Gielen hat darüber in seiner Autobiografie sehr lustig geschrieben, im Zusammenhang mit einer eigenen Komposition mit was weiß ich wie viel Triangeln, bei deren Aufführung in Frankreich ein Hörer rief: „Quelle décadence!“
An sich ja ein sympathisch kindlicher Zug der Avantgarde, wer jung ist/bleibt, liebt Trommeln aller Arten.
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Die Option Besenschrank ist eher etwas für die kühlere Jahreszeit. Jaja, der Gielen. Schade, dass er nicht mehr aktiv ist.
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Die 12 Minuten Ligeti waren hervorragend, dann kam ein Percussionskonzert ohne Struktur und ohne Spannung ( beim Jazz hieß das Kartoffeln aus dem Sack) eigentlich nur lächerlich.
Die Komponistin sollte sich mal Max Roach anhören.
Der Dvorzak nett aus dem Vorgarten von Nelahozeves ,durch den gerade der Elefant braust.
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Nette Beschreibung von Dvoraks Vierter!
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