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Barenboim in den Tiefen des Orchesters / Foto: Anton Schlatz
Ein subtiler Debussy-Leckerbissen, ein oller Ravel-Schlager, dazwischen ein filigran abgetöntes Konzert von Dutilleux.
In Ravels Antiken-Schnulze Daphnis et Chloé (wie meist als Suite Nr. 2) ist die Staatskapelle des Tempos voll. Daniel Barenboim steuert die Höhepunkte an wie ein erfahrener Sturmpilot das Auge des Hurricans. Barenboim gönnt sich im Eifer des Gefechts – gegen Schluss – zwei, drei Fußstampfer. Die Gefahr einer alle Nebenstimmen überstrahlenden, schimmernden Monochromie bannt Barenboim durch eine lebhaft expressive Ausdeutung der Orchesterpalette.
Nicht an Eingängigkeit, doch an Schwung der Phantasie ist Debussy Ravel wie eh und je überlegen. Wenn Debussy wie in der Orchesterversion der Images Landschaftseindrücke und Reiseerinnerungen nutzt, um ein Meisterwerk zu schreiben, so findet Debussy zu einer Sprache der Leidenschaft, die Ravel fern ist. An dreidimensionaler Tiefenschärfe und übersinnlicher Strahlkraft der Farben wird Debussy sowieso jedem Hightech-Fernseher der nächsten 2000 Jahre überlegen sein. Klug, wie Debussy ist, lässt er die Schwierigkeiten der Komposition hinter einer folkloristischen Einfachheit verschwinden. Im Konzert in der Philharmonie stellt mich die Staatskapelle Berlin durch die verschwenderische Kraft der Spannungsmarken, durch dichte Staffelung ebenso kleinräumiger wie knackiger Crescendo-Module und last not least durch die glutvollen Bläsersoli zufrieden.
Ich bin wegen Dutilleux‘ Tout un monde lointain gekommen. Das Cellokonzert des Franzosen (Fertigstellung 1970) steht für das traurige Aufblühen kurzer, aber umso intensiverer Kantilenen und für präzise, aber umso heftigere Ausbrüche der Solistin. Solo-Cellistin Sennu Laine meistert den Solopart. Von den Cello-Solisten, die während der bisherigen Saison mit Tout un monde lointain in Berlin zu hören waren, ist die Interpretation Sennu Laines die expressiv-sprachähnlichste, nachdem Truls Mørk mit den Philharmonikern seltsam verhalten spielte und Konstanze von Gutzeit mit dem RSB das Konzert in erregter Strenge ausspielte.
Das DSO spielt das Dutilleux-Konzert ebenfalls diese Woche. Solist wird Gautier Capuçon sein.
Gleichzeitig nebenan im Kammermusiksaal das Hagen-Quartett.
Viermal binnen weniger Monate das Dutilleux-Cellokonzert, hat es das je irgendwo gegeben? Sieht so aus, als ob Dvorak eingemottet werden kann.
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Dvorak wird einen tschechischen Fluch ausstoßen und sich im Grabe umdrehen.
Weiterer Vorteil bei Dutilleux: Man hört endlich einmal die Solo-Cellisten.
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Ein Konzert das unter die Haut ging, besonders bei Dutilleux. Es war bewundernswürdig wie Sennu Laine alles aus ihrem Part rausholte. Eine erstklassige Leistung!
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Sie sitzen erste Reihe?
Schönes Design btw, perfekt auf dem iPad
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